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Weingarten

Studium Generale über die „Macht von Menschen- und Weltbildern“

Archivbild: F.Enderle

Die Pädagogische Hochschule Weingarten bietet in diesem Wintersemester ein weiteres digitales Studium Generale zum Rahmenthema „Zur Macht von Menschen- und Weltbildern“ an. Den Auftaktvortrag übernimmt am Montag, 30. Oktober, um 18 Uhr Dr. Andreas Höftmann von der PH Weingarten. Sein Titel: „Musikalische Bildung und antikes Menschenbild am Beispiel des Aristoteles.“

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Musikalische Bildung ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern reicht weit in die Antike zurück, wie wir aus Quellen etwa des Aristoteles wissen. Doch das mit dem klassisch-griechischen Musik- und Bildungsverständnis einhergehende Menschenbild steht quer gegenüber modernen pädagogischen Idealen: Weder geht es in der Antike, jedenfalls nach ihren philosophischen Vertretern, um Individualität noch um Pluralismus, Toleranz oder Selbstverwirklichung. Vielmehr steht eine Form von „Glück“ (eudaimonia) als „Bestheit“ (areté) im Vordergrund, die nur einer schichtspezifischen Minderheit von auserwählten Polis-Bürgern zugänglich sei. Auch die Muße, auf die laut Aristoteles musikalische Bildung hinausläuft und durch die sich die Qualität wahrer „Humanität“ auszeichne, ist durch und durch elitär geprägt. Was hat uns Aristoteles also für die heutige Gegenwart zu sagen? Zumindest werden wir herausgefordert, unser Denken über Musik, Mensch und Bildung als etwas nicht selbstverständlich Gegebenes zu hinterfragen.

Die Teilnahme am Studium Generale ist kostenlos. Den Online-Link sowie das vollständige Studium Generale-Programm finden Sie mit kurzen Zusammenfassungen aller Vorträge auch auf der PH-Homepage: https://www.ph-weingarten.de/studium-weiterbildung/studium-generale/

Die weiteren Termine (jeweils 18 Uhr) zum Vormerken:

20. November 2023

Prof.‘in Dr. Anne Merker, Universität Straßburg
„Immer der Beste sein (aien aristeuein)“. Nietzsches Rückblick auf die Antike

Menschen-Bildung war von jeher eine große Aufgabe für Gesellschaften, Staaten und Individuen und ist dementsprechend von fast allen Philosophen behandelt worden. Nietzsche aber bemächtigt sich einer speziellen, sozusagen unzeitgemäßen Stelle. Als Philologe konnte er die modernen Menschen durch einen direkten Vergleich mit den Menschen der Antike scharf kritisieren. Das griechische und römische Altertum sei „der lebhafte kategorische Imperativ aller Kultur“, meint er im letzten der fünf Vorträge. Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten. Wir werden sehen, wie die aristokratische Ideologie des Altertums Nietzsche im Rahmen der Bildung beeinflusst hat. Außerdem wird dabei zu fragen sein, welche Rolle das griechische Motiv aien aristeuein – immer der Beste sein – gespielt hat.

4.Dezember 2023
Dr. Alfred Denker, Universität Sevilla
Weltbild und Bildung

Im Ausgang von Martin Heideggers berühmtem Text „Die Zeit des Weltbildes“ werden die Macht des Weltbildes behandelt und die Frage nach der Bildung gestellt. Was bedeutet es, wenn die Welt in unserer Zeit zum Bild geworden ist? Und welche Folgen hat dieses Ereignis für die Bildung?

15. Januar 2024
Prof. Dr. Michael Zichy, Universität Salzburg
Die Macht der Menschenbilder.
Eine grundsätzliche Klärung nebst einigen Anmerkungen zum homo oeconomicus.

Menschenbilder sind wichtig, darüber sind sich alle einig. Aber was ist ein Menschenbild eigentlich? Was sind die Inhalte dieser Bilder, welche Funktion haben Sie und welche Rolle spielen sie?

Im Vortrag wird nicht nur klar werden, was ein Menschenbild ist, sondern auch, dass und wie Menschenbilder Macht über uns haben. All unser Denken und Verhalten wird durch bestimmte Vorannahmen, was und wie ein Mensch zu sein hat, beeinflusst. Denn Menschenbilder sind fundamental für eine Gesellschaft – sie durchziehen ihre Ordnungen, ihre Moral, ihr Rechtssystem, ihre Pädagogik.

Menschenbilder bilden den Menschen zudem nicht einfach nur ab, sie bilden ihn vielmehr mit: Menschenbilder sind konstitutiv für die Art und Weise, wie wir Menschen sind. Die eklatanten Folgen gilt es – gerade auch im Hinblick auf das Menschenbild des homo oeconomicus – zu bedenken.

 

 

 

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