rv-news.de
Landkreis RVRegionales

Unfallzahlen leicht gestiegen – mehr Verkehrstote

Bild: KIm Enderle

Im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg (Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und Bodenseekreis) ist die Zahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle im Jahr 2019 um insgesamt 432 (+2,5 %) auf 17.755 angestiegen, wobei dies ausschließlich auf die Zunahme der sogenannten Kleinstunfälle zurückzuführen ist. „Die Gesamtunfallbilanz fällt überwiegend positiv aus, allerdings mit durchaus unterschiedlichen Entwicklungen in den Kreisgebieten“, so Polizeipräsident Uwe Stürmer bei der Bekanntgabe der letztjährigen Unfallzahlen. Diese reichten von einem Rückgang der Verkehrsunfälle auf der BAB 96 von über fünf Prozent bis hin zu einer Zunahme der Unfallzahlen im Landkreis Sigmaringen von über acht Prozent.

- Anzeige -
Jetzt bewerben!


Während die Unfälle mit Personenschaden um 106 auf 2.345 (- 4,3 %) und die Anzahl aller schweren Verkehrsunfälle von 571 auf 514 (-10 %) zurückgegangen seien, treffe dies bei den Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang leider nicht zu, so Stürmer weiter. Mit 38 Verkehrstoten bei 36 tödlichen Unfällen seien elf Todesopfer mehr als im Vorjahr zu beklagen. Wenngleich keine Häufung signifikanter Unfallursachen festgestellt werden könne, dränge sich schon der Verdacht auf, dass neben den Hauptunfallursachen „Vorfahrtsverletzungen“ und „nicht angepasste bzw. überhöhte Geschwindigkeit“ die „Ablenkung“ eine immer größere Rolle spiele, stellt der Polizeichef fest. Alarmierend seien auch die Ergebnisse in diesem Bereich aus der Verkehrsüberwachung. Nahezu 3.500 Fahrzeuglenker, die während der Fahrt ihr Handy ohne Freisprecheinrichtung nutzten und damit zeitweise im Blindflug unterwegs waren, seien beanstandet worden. Und dies dürfte nur die Spitze des Eisberges sein, stellt er fest. Die Polizei werde deshalb in diesem Jahr bei der Verkehrsüberwachung auch verstärkt ein Augenmerk auf dieses grob fahrlässige und unfallträchtige Verhalten richten, das meist mit schlimmen Folgen für andere Verkehrsteilnehmer endet, kündigte Stürmer an. „Wenngleich für andere weniger gravierend, sprechen auch die Zahlen der Gurtkontrollen (5.546 Gurtverstöße) für eine Intensivierung der Verkehrskontrollen“, führt der Polizeichef weiter aus.

Zweiradunfälle
Ebenso im Fokus werden die Beamtinnen und Beamten die Motorradfahrer behalten, so der Polizeipräsident. Erfreulicherweise seien die Motorradunfälle zwar präsidiumsweit rückläufig, was vor allem an den stark gesunkenen Unfallzahlen im Landkreis Ravensburg (-72 Unfälle; -38,5 %) läge, gleichwohl seien bei den insgesamt 326 Motorradunfällen im vergangenen Jahr zehn Fahrer und damit vier mehr als im Vorjahr ums Leben gekommen. Insgesamt seien von den motorisierten Zweiradfahrern 169 Unfälle selbst verursacht worden, d.h. deren Anteil liege mit knapp 52 Prozent geringfügig unter denen der Vorjahre. In 72 Fällen sei „nicht angepasste Geschwindigkeit“ die Unfallursache gewesen, so Stürmer. „Die Polizei wird in ihren Bemühungen nicht nachlassen, durch entsprechende repressive und präventive Maßnahmen die Zahl derartiger Unfälle zu senken“, bekräftigt der Leiter des Präsidiums. Diese schließe vor allem häufige Überwachungsmaßnahmen auf den unter Motorradfahrern beliebten Bikerstrecken wie im Donautal, in der Bodenseeregion oder im Allgäu ein, die gleich zum diesjährigen Saisonbeginn, insbesondere an Wochenenden und Feiertagen, aufgenommen werden.

Alkohol als Unfallursache
Sorge bereiteten auch die Verkehrsunfälle, bei denen Alkohol im Spiel war, führt der Polizeichef weiter aus. Der Trend der letzten Jahre, dass die Alkoholunfälle zurückgehen oder stagnieren, habe sich 2019 (294 VU; +16) insgesamt nicht fortgesetzt, bilanziert Stürmer. Zwar seien die Zahlen im Landkreis Sigmaringen und im Bodenseekreis leicht zurückgegangen, durch den überproportionalen Anstieg im Ravensburger Kreisgebiet von 110 auf 140 jedoch überlagert worden. Rund 44 Prozent aller Alkoholunfälle hätten Personenschäden nach sich gezogen. Neben den 294 alkoholisierten Unfallverursachern, seien auch die im letzten Jahr über 1.100 festgestellten Fahrzeugführer, die bei Polizeikontrollen unter bußgeld- oder strafbewehrter  Alkoholbeeinflussung standen, ein deutlicher Fingerzeig. „Dieser Entwicklung werden wir nicht tatenlos zusehen, sondern mit intensiven Alkoholkontrollen – wie schon in der zurückliegenden Fasnetszeit – entgegentreten“, bekräftigt der Polizeipräsident.

Geschwindigkeitsunfälle gehen insgesamt zurück
Nach einem sprunghaften Anstieg im Jahr 2017 sei die Unfallursache „Überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit“ kontinuierlich zurückgegangen und bei den schweren Verkehrsunfällen sogar deutlich von 475 im Vorjahr auf nunmehr 358, so Stürmer. Gleichwohl liege der Anteil dieser Ursache an den schweren Unfällen immer noch bei über 26 Prozent. Möglicherweise habe neben den Geschwindigkeitskontrollen mit dem Lichtschrankenmessgerät, den Videofahrzeugen und den Lasermessgeräten, insbesondere der Einsatz des neuen Messanhängers auf unfallträchtigen Außerortsstrecken erste Erfolge gezeitigt. Stürmer betonte hierbei, dass die Überwachung des fließenden Verkehrs eine polizeiliche Kernaufgabe und kein Selbstzweck sei. Die Wirkzusammenhänge zwischen Kontrolldruck, Sanktionshöhe und Verhaltensänderung seien wissenschaftlich erwiesen.

Junge Fahrer und Senioren
Erfreulich sei, führte der Polizeichef weiter aus, der Rückgang des Anteils „Junger Fahrer“ (18 bis 24 Jahre) von 9,5 Prozent an den Verkehrsunfällen. Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil von etwas über acht Prozent sei diese Risikogruppe dennoch überproportional am Unfallgeschehen beteiligt (817 Unfälle = 11,9 %). Bei den insgesamt 2.345 Verkehrsunfällen mit Personenschaden seien von den Fahranfängern 409 Unfälle verursacht worden, was einem Anteil von 17,4 Prozent entspreche, erläuterte Stürmer. Unangefochten sei bei den „Jungen Fahrern“ nach wie vor die Geschwindigkeit die Hauptunfallursache. Bei 136 Unfällen mit Personenschaden und damit einem Drittel waren junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren vergangenes Jahr zu schnell gefahren. Trotz der in diesem Bereich zurückgehenden Zahlen werde die Polizei daran festhalten, diese Zielgruppe regelmäßig im Rahmen von Präventionsveranstaltungen für die besonderen Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren.

Während landesweit ein kontinuierlicher Anstieg der durch die wachsende Gruppe der aktiven und am Straßenverkehr teilnehmenden Senioren verursachten Verkehrsunfälle festzustellen ist, treffe dies für den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ravensburg nicht zu, merkte Stürmer positiv an. Diese sei vergangenes Jahr an 1.586 Verkehrsunfällen beteiligt (-2,3 %), aber dabei zu über 63 Prozent Unfallverursacher gewesen. Auch die Zahl der Unfälle mit Personenschaden, die von Senioren verursacht wurden, seien nach dem Höchstwert aus dem Jahr 2018 (455) deutlich auf 416 (-8,6 %) zurückgegangen. An erster Stelle bei den Unfallursachen stehe die „Nichtbeachtung der Vorfahrt“ (217), gefolgt von „Fehlerhaftem Wenden oder Rückwärtsfahren“ mit 167 Fällen. „Anlass zur Sorge geben allerdings die Gruppe der Senioren bei den Fahrradunfällen“, merkt der Polizeipräsident an. Von Radfahrern (einschl. Pedelec) seien im zurückliegenden Jahr von insgesamt 835 Fahrradunfällen, an denen 104 Kinder, 53 Jugendliche und 113 Senioren beteiligt waren, 535 (64,1 %) von den Zweiradfahrern selbst verursacht worden. Bei etwa einem Drittel dieser Unfälle seien sie allein beteiligt gewesen. Personenschaden sei bei insgesamt

753 Unfällen (90,2 %) im Radverkehr zu verzeichnen gewesen. Zwei Radfahrer seien dabei ums Leben gekommen, 145 wurden schwer, 622 leicht verletzt. Ins Auge falle, so der Polizeichef, dass von 221 Pedelec-Unfällen 135 (61,1 %), die von deren Benutzern verursacht worden seien, 65 Senioren waren, was einem Anteil von

48,2 Prozent entspreche. „Die Polizei werde aufgrund der gestiegenen Unfallzahlen bei ihrer Präventionsarbeit deshalb ein noch größeres Augenmerk insbesondere auf ältere Personen legen, die als Wiedereinsteiger bevorzugt mit dem Pedelec unterwegs sind“, so Stürmer. Er appelliert gleichzeitig an die Erwachsenen ihre Vorbildfunktion wahrzunehmen und bei Fahrten mit dem Fahrrad/Pedelec einen Fahrradhelm zu tragen.

Mehr Fußgänger verletzt
Die Zahl der Fußgängerunfälle habe zwar insgesamt von 223 auf 194 abgenommen, so der Leiter des Polizeipräsidiums, in den einzelnen Landkreisen seien jedoch unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten. Während im Landkreis Sigmaringen ein Rückgang von 40 auf 32 Unfälle zu verzeichnen sei, falle dieser im Landkreis Ravensburg mit einem Rückgang von 93 auf 70 wesentlicher deutlicher aus. Im Bodenseekreis sei die Zahl mit einer Zunahme von 90 auf 91 dagegen nahezu konstant geblieben. Bei den insgesamt 194 Unfällen, an denen Fußgänger beteiligt waren, seien 54   (27,8 %) von diesen selbst verursacht worden, erläutert Stürmer. Von den 177 Verunglückten – zwei Jugendliche starben, 36 wurden schwer und 139 leicht verletzt –  habe es sich um 32 Kinder und 46 Senioren gehandelt, so der Polizeichef.

Schulwegunfälle
„Mit 30 Schulwegunfällen sind diese Unfälle im vergangenen Jahr um vier zurückgegangen, was einen neuen Tiefstwert in den letzten fünf Jahren bedeutet“, sagt Stürmer. Sechs Personen seien dabei schwer und 36 leicht verletzt worden, acht Schüler seien dabei zu Fuß unterwegs gewesen, 19 als Radfahrer und drei als Lenker eines Leichtkraftrades. Hier zeige sich, so der Polizeichef, dass die kontinuierliche Verkehrspräventionsarbeit wie Schulwegtraining, Radfahrausbildung, Schulbustraining und Unterrichte in weiterführenden Schulen sowie andere Präventionsprojekte durchaus Früchte trage.

Lkw-Unfälle
Die Lkw-Unfälle seien präsidiumsweit nur leicht angestiegen, bilanziert Stürmer, dieser Anstieg sei jedoch ausschließlich im Landkreis Sigmaringen zu beobachten. Während die Unfälle in diesem Segment insgesamt von 794 auf 804 zugenommen hätten, sei dieser Anstieg im Sigmaringer Kreisgebiet mit 190 Unfällen (Vorjahr: 153) gravierender ausgefallen. Auch habe die Zahl der von Lkw-Lenkern verursachten Verkehrsunfälle von 566 auf 585 (+4,4 %) zugenommen. Deutlich mehr als zwei Drittel der Lkw-Unfälle seien im Jahr 2019 von den Lkw-Fahrern verursacht worden, was einen Höchststand in der Langzeit-Betrachtung bedeute. Neben der Überprüfung der Ladung und technischer Mängel sowie der Messung der gefahrenen Geschwindigkeit werden die Spezialkräfte der Verkehrspolizei bei ihren Schwerverkehrskontrollen auch weiterhin der Einhaltung von Lenk- und Ruhezeiten ein besonderes Augenmerk widmen.

Print Friendly, PDF & Email