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Justus Bier Preis 2020 geht an Ute Stuffer und Axel Heil

Ute Stuffer und Axel Heil, Foto: Wynrich Zlomke

Der mit 5.000 € dotierte Justus Bier Preis für Kurator:innen –  seit 2009 zum zwölften Mal vergeben –  geht in diesem Jahr an  die Kurator:innen Ute Stuffer und Axel Heil. Ausgezeichnet werden sie für das Projekt und die Publikation Mondjäger: Nathalie Djurberg & Hans Berg im Dialog mit Asger Jorn.

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Der Justus Bier Preis widmet sich Ausstellungsprojekten und Publikationen, die durch eine originelle Themenstellung und eine fundierte fachliche Aufarbeitung beeindrucken. Beides ist nach Meinung der Jury mit dem Projekt Mondjäger beispielhaft gelungen. Die auf den ersten Blick durchaus überraschende Kombination der Stop-Motion-Filme des schwedischen Künstlerpaares Nathalie Djurberg/Hans Berg (*1978) mit den Skulpturen und Gemälden des Dänen Asger Jorn (1914–1973) erweist sich dabei als hochproduktiver Ansatz, um überraschende und bislang nicht gesehene Parallelen in den beiden – auch zeitlich weit voneinander entfernten – Œuvres freizulegen. Instruktiv und ohne jede didaktische Formatierung wird in der Ausstellung wie auch der begleitenden Publikation deutlich, wie sehr beide künstlerische Universen von dem Prinzip einer alles umfassenden Transformation und Metamorphose geprägt sind. Die starkfarbigen Knetfiguren Djurbergs, die sich in einem Prozess fortlaufender Ver- und Umformung befinden, erweisen sich auf dieser Ebene als generische Verwandte zu den expressiven Gestaltwandlern, die in den dynamisch bewegten Farbmassen und -strudeln Asger Jorns auftauchen.

Beide Werke betreiben dabei eine kontinuierliche Vermischung zwischen tierischen und menschlichen Wesen, in der sich ein gemeinsames künstlerisches Plädoyer für das Animalische, Wilde, Ungezügelte und eine Absage an eine rein rationale Weltauffassung erkennen lässt. Auch im Hinblick auf die Rolle der Farbe als Ausdruck von existenzieller Befindlichkeit und das Bekenntnis zum Primat der Deformation wie auch der ästhetischen Grenzüberschreitung berühren sich die künstlerischen Positionen.

Die Ausstellung, die von Ute Stuffer, Direktorin des Kunstmuseum Ravensburg, und Axel Heil entwickelt wurde, der mit dem von ihm und Roberto Ohrt verantworteten Projekt zu Aby Warburgs Mnemosyne-Atlas für das Haus der Kulturen der Welt in Berlin zu Recht viel Beachtung erfahren hat, ordnet sich überzeugend in das programmatische Profil des Kunstmuseum Ravensburg ein, umfasst doch die am Haus befindliche Sammlung Selinka ein Konvolut von Arbeiten Asger Jorns. Die Publikation übersetzt mit klugem Layout durch das Studio S/M/L Berlin, instruktiven Bildvergleichen und substanziellen Textbeiträgen von Axel Heil, Katharina Dohm, Selima Niggl und Lucas Haberkorn auf vorbildliche Weise die Argumentationslinien der Ausstellung und macht sie damit auch im Medium des Buches nachvollziehbar.

Der Justus Bier Preis für Kurator:innen

Der mit 5.000 € dotierte Justus Bier Preis wird jährlich verliehen. Er wird getragen von der ‚Helga Pape Stiftung Jens und Helga Howaldt‘, Hannover. Mit ihm sollen fachlich und sprachlich herausragende Publikationen in Zusammenhang mit Ausstellungsprojekten aus dem deutschsprachigen Raum ausgezeichnet werden, die sich mit der bildenden Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts befassen. Eine vergleichbare Auszeichnung für kuratorische Leistungen gab es zuvor nicht.

Die Stifter des Preises ebenso wie die Jury sind der Auffassung, dass die Arbeit von Kurator:innen mehr Aufmerksamkeit verdient, als das heute der Fall ist. Schließlich ist die sprachliche und fachliche Auseinandersetzung zwischen Kunst und Kurator:in eine der Grundlagen der Arbeit, die in Museum und Ausstellungshaus geleistet wird.

Der Preis geht zurück auf eine Anregung von Dr. Carl Haenlein, Direktor der Kestner Gesellschaft Hannover von 1974 bis 2002.

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