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Ravensburg

Mobilität: Zukunftsfähige Lösungen für die Region voranbringen

Klimaschutz erfordert neues Denken in Sachen Mobilität. Mit einem Expertenteam bringt die TWS innovative Ideen voran und baut gemeinsam mit den Kommunen vernetzte Angebote für die Menschen in der Region auf: (v.l.n.r.) André Schute, Ellen Poot, Weingartens Bürgermeister Alexander Geiger, Carina Neusch, Jenny Jungnitz (vorne), Miriam Sepke-Vogt und TWS-Geschäftsführer Dr. Andreas Thiel-Böhm. Bild:TWS

Wie sind wir morgen unterwegs? Und welche Rolle spielen die Anforderungen des Klima- und des Immissionsschutzes dabei? Mit solchen Fragestellungen beschäftigt sich die Technische Werke Schussental GmbH & Co. KG (TWS) gemeinsam mit den Städten Ravensburg und Weingarten und weiteren Gemeinden. „Klimaschutz und Energieeffizienz sind die Grundpfeiler, die wir uns mit der Gründung gegeben haben. Als Infrastrukturdienstleister übernehmen wir hier Verantwortung und haben auch die Mobilität im Blick – neue und vernetzte Angebote sollen die Region nach vorne bringen“, berichtete Dr. Andreas Thiel-Böhm, TWS-Geschäftsführer, bei einem Werkstattgespräch mit der Presse. Denn in den vergangenen Monaten hat ein Expertenteam eine ganze Reihe an Projekten vorangebracht, die die mobile Zukunft in der Schussentalregion greifbar macht. Ziel ist es, neue innovative Möglichkeiten der Mobilität zu etablieren und über eine zentrale Plattform zu vernetzen. „Schritt für Schritt entsteht ein eigenes Geschäftsfeld, denn die TWS koordiniert inzwischen nicht nur den Ausbau des Ladenetzes für Elektromobilität für mehrere Partner. Die Federführung durch unser kommunales Unternehmen sichert fachliches Know-how, Abstimmung und die Kontinuität“, betont Alexander Geiger, Bürgermeister der Stadt Weingarten und Aufsichtsratsvorsitzender der TWS.

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Mit innovativen Angeboten Brücken bauen
Die Kommunen im Schussental stehen vor einer gewaltigen Herausforderung: Immer mehr Menschen möchten dort wohnen. Die Städte Ravensburg und Weingarten rechnen bis 2028 mit einem Zuzug von rund 20.000 Menschen, zudem pendeln heute bereits rund 30.000 Arbeitnehmer aus den umliegenden ländlichen Regionen werktags nach Ravensburg und Weingarten. Das sind Entwicklungen, die nicht nur Verkehrsplaner fordern, denn auch Emissionen steigen und Parkraum wird immer knapper.

Bahn und Bus sind im Schussental eine feste Größe, doch auch über Schienen und Fahrpläne hinaus wollen Menschen möglichst flexibel unterwegs sein. Hier hat die TWS federführend für die beiden Kommunen Ravensburg und Weingarten sowie für den Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Schussental (GMS) wichtige Schritte eingeleitet. Drei Projekte sind in der Umsetzung. Zwei weitere sind bei Projektförderern beantragt, ein dritter Antrag wird in diesen Tagen vorbereitet. „Bereits jetzt stehen der TWS und den beiden Städten rund 1,3 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln zur Verfügung. Zusätzlich leisten die örtlichen Stadtwerke, der Gemeindeverwaltungsverband und die TWS einen Beitrag aus eigener Kraft“, berichtet Andreas Thiel-Böhm. Mit dem genannten Fördervolumen hat die Region in Baden-Württemberg die Nase ganz weit vorne. Ziel aller Projekte ist es, zusätzliche Möglichkeiten für klimafreundliche Mobilität zu schaffen, die den Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben und den Stadtbus ergänzen. Diese neuen Optionen vernetzt die TWS in Form einer übergreifenden Mobilitätsplattform mit vorhandenen und bewährten Angeboten. Elektromobilität, Radverkehr und autonomer Shuttle-Bus spielen künftig eine deutlich größere Rolle, ein zusätzlicher Baustein ist die Vernetzung von kommunalen und betrieblichen Poolfahrzeugen.

Das sind die einzelnen Bausteine:

Das Radhaus
Am Ravensburger Bahnhof haben die örtlichen Stadtwerke ein eigenes Parkhaus für Zweiräder errichtet, seit Frühjahr 2018 bietet es 120 Fahrrädern eine diebstalgesicherte Unterkunft. Zielgruppe sind Menschen, die die Strecke zwischen Arbeitsplatz oder Zuhause bis zum zentralen Ein- und Umstiegsort der Kreisstadt mit ihrem eigenen Drahtesel zurücklegen. „Wir sind noch in der Anlaufphase, inzwischen ist ein Drittel der Plätze fest an Pendler vermietet“, berichtet TWS-Projektleiterin Carina Neusch. Schnuppertage und Vorteilsangebote sollen künftig noch mehr Nutzer anziehen.

Aufbau eines Elektrofahrrad-Verleihsystems
Bereits seit September 2017 gibt es einen Elektrofahrradverleih, den die TWS direkt vor dem Ravensburger Bahnhofsportal testweise ins Leben gerufen hat. Dort stehen zehn Pedelecs an ihrer Ladestation für die Nutzung bereit – aktuell noch im Testmodus. „Ausgewählte Radler helfen derzeit mit ihrer Erfahrung, diese Art der Mobilitätsidee für immer mehr Menschen attraktiv zu gestalten“, berichtet Jenny Jungnitz, TWS-Mitarbeiterin für Geschäftsfeldentwicklung Mobilitätskonzepte. Elektrisch unterstützte Räder sind ideal, Wege bis zu zehn Kilometern zurückzulegen. Nun gilt es ein System aufzubauen, bei dem Elektroräder an mehreren Orten zur Verfügung stehen. Die TWS plant bis Ende 2020 ein Netz von insgesamt 16 Verleihstationen zu schaffen. Bereits fest stehen unter anderem die Standorte in Schmalegg, an der Hochschule Weingarten und am Bahnhaltepunkt Weingarten/Berg. Neben den Kommunen sind auch Unternehmen willkommen, die für die eigenen Mitarbeiter und andere potentielle Nutzer einen attraktiven Standort anbieten können. Auf diese Weise wächst ein Netz, das Elektroräder als individuelles Verkehrsmittel schnell verfügbar macht. Im Rahmen des Gesamtprojekts „Aufwertung der Radwegeinfrastruktur“ werden die Städte Ravensburg und Weingarten eine Rad-Vorrangroute einrichten.

Ladeinfrastruktur aufbauen
„Insgesamt 78 neue und öffentlich zugängliche Ladepunkte werden im Rahmen des Förderprogramms Ladeinfrastruktur des Bundesverkehrsministeriums in den nächsten Monaten in der Region aufgebaut“, berichtet Ellen Poot, Produktmanagerin Mobilität bei der TWS. Zusammen mit den Städten Ravensburg und Weingarten sowie den Gemeinden Bodnegg und Waldburg wurden geeignete Standorte festgelegt. Bereits im April beginnt der Aufbau der ersten Ladesäulen. Auch Unternehmen wie zum Beispiel die IMMO-HYP und die VR Bank Ravensburg eG stellen geeignete Flächen für Ladesäulen zur Verfügung und beteiligen sich am Aufbau der Ladeinfrastruktur. Und es gibt weitere gute Nachrichten: Auf dem Parkplatz der Ravensburger Eissporthalle steht künftig eine Ultra-Schnellladesäule mit einer Ladeleistung von bis zu 150 Kilowatt zur Verfügung. Zusätzlich werden 46 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge in den städtischen Parkhäusern in Ravensburg errichtet. „Eine besondere Ampel an der Marienplatzgarage wird künftig vor der Einfahrt signalisieren, ob ein Ladepunkt frei ist“, erklärt André Schute, der hier Entwicklung und Koordination übernommen hat. Durch den massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur fällt in der Region eine häufig genannte Hürde für die Anschaffung von Elektrofahrzeugen. Bislang gewann diese Art des emissionsfreien Antriebes nur zögerlich an Dynamik, wenngleich das Kraftfahrtbundesamt seit Anfang 2018 deutlichen Zuwachs vermeldet. „Wir leisten viel, damit es vorangeht – und das tut es definitiv“, freut sich Ellen Poot.

Bei den Lademöglichkeiten werden in Ravensburg und Weingarten künftig die Straßenlaternen eine besondere Rolle spielen, denn mit der passenden Anbindung wird Laden an bestehenden Laternen Realität: Die TWS Netz ist seit Juli 2018 Eigentümer der Beleuchtungskabel, die meist im Gehweg verlaufen. Durch Querverbindungen an das örtliche Niederspannungsnetz werden Schritt für Schritt Straßenlaternen für die Ladefähigkeit ertüchtigt. Die erste „Lade-Laterne“ wird die TWS Ende März beim Mobilitätstag in Ravensburg in Betrieb nehmen.

Betriebliche Mobilität neu definieren
Die Stadtverwaltungen Ravensburg und Weingarten haben jeweils einen und auch zahlreiche der örtlichen Unternehmen: den Fuhrpark. Möglichst viele Poolfahrzeuge im Schussental zu vernetzen und damit effizient zu nutzen, ist eines der Ziele eines weiteren Projektes. „Das Management vorhandener Fahrzeuge in Betrieben ist ein Anfang. Wir hinterfragen aber auch, ob und in welchen Fällen Erledigungen mit Bus oder Rad möglich sind. Die betriebliche Mobilität kann so neu definiert werden“, erklärt Miriam Sepke-Vogt, TWS-Mitarbeiterin für Geschäftsfeldentwicklung Mobilitätskonzepte. Sie treibt die Idee voran, betriebliche Flotten zu vernetzen und darüber hinaus mehr Menschen zugänglich zu machen – zum Beispiel an den Wochenenden. „Das ist ein interessanter Hebel für die Reduzierung des gesamten Fahrzeugbestandes. Denn nicht wenig private Fahrzeuge in der Stadt werden ausschließlich samstags und sonntags genutzt“, erklärt sie. Ein sogenanntes Corporate-Sharing-Angebot könnte für manchen die Lösung für individuelle – und mitunter elektrische –  Mobilität darstellen. Manche Familie könnte auf diese Weise auf den Zweitwagen verzichten, gleichzeitig werden vorhandene Flotten effizienter genutzt und die Parkraumsituation entschärft. Hier schreitet die TWS gemeinsam mit ihren beiden Anteilseignerkommunen voran: Im ersten Schritt werden ab Juli erste Poolfahrzeuge des Unternehmens und der Stadtverwaltungen Ravensburg und Weingarten vernetzt. Bis zum Jahresende sollen zirka 27 Fahrzeuge gemeinsam genutzt werden. Ein spezielles Buchungs- und Schließsystem ermöglicht den Zugang für autorisierte Personen in einem genau definierten Zeitfenster.

Autonomer Shuttle-Bus
Futuristisch könnte es künftig in der Ravensburger Innenstadt zugehen: In diesen Tagen bringt die TWS einen zusätzlichen Antrag auf Projektförderung beim Bundesverkehrsministerium für Wirtschaft und Energie auf den Weg. Ein autonom fahrender Shuttle-Bus könnte dann künftig Menschen zwischen Bahnhof und Marienplatz bequem befördern. Die Route hat der TÜV Süd bereits begutachtet, eine Begleitperson wird anfangs teilweise noch steuern und später das autonome System sicherheitshalber begleiten. „Wir sind sehr gespannt, ob wir mit unserem Konzept zum Zug kommen. Ein Shuttle-Bus mit Elektroantrieb würde Lärm und Stickoxide in der Innenstadt reduzieren“, berichtet Miriam Sepke-Vogt.

Über eine Plattform verbunden
Doch wie kommt ein Reisender an die Information, wie er im Schussental am schnellsten und günstigsten zum Ziel kommt? Hier wird künftig eine Onlineplattform wertvolle Unterstützung leisten. „Es gibt bereits interessante Systeme auf dem Markt. Unser Ziel ist, eine Lösung zu finden, die zu den Bedürfnissen der Menschen im Schussental und dem umliegenden ländlichen Raum passt“, hält Andreas Thiel-Böhm fest. In jedem Falle ist für die Mobilitätsplattform eine Schnittstelle mit den bestehenden Angeboten des öffentlichen Personennahverkehrs vorgesehen. Durch die intensive Zusammenarbeit mit IT-Entwicklern sei auch klargeworden, dass ein schrittweises Vorgehen wichtig ist: Erst die Einbindung der betrieblichen Mobilitätsmöglichkeiten und des Verleihsystems für Elektroräder, dann die ÖPNV-Einbindung mit Fahrplanauskunft. Buchungsoptionen und Abrechnung sind weitere Schritte, die auf dem Weg zu einer großen Mobilitätsplattform entwickelt und umgesetzt werden. Jeder einzelne Schritt wird es mehr Menschen ermöglichen flexibel, günstig und ökologisch unterwegs zu sein. Zugang zur Mobilitätsplattform werden die Nutzer wahlweise über eine App oder eine elektronische Kundenkarte erhalten. „Wir möchten die Menschen mit modernen Mobilitätsformen bekannt machen und gemeinsam mit ihnen in die Zukunft gehen“, schließt der TWS-Geschäftsführer. Am besten gelinge das, indem man Vorbehalte ausräumt und Neues vorlebt. Im Endeffekt gewinnen alle, denn Fahrzeugemissionen, Staus und knapper Parkraum beschäftigen schon heute die Menschen im Schussental – und weit darüber hinaus.

 

 

 

 

 

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