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Weingarten

B90/Die Grünen zeigen sich enttäuscht über Radweg-Entscheidung

WEINGARTEN – Die grünen Fraktionen Weingarten, Baienfurt, Baindt und Ravensburg sind enttäuscht über die äußerst knappe Entscheidung des Gemeinderats in Weingarten, den Radschnellweg über einen Umweg auf der Variante 3 (L313 bis 14 Nothelfer, St Konrad-Straße, Brechenmacherstraße, Daimlerstraße, Lägerlestraße, Waldseer Straße bis Baienfurt) zu führen – anstatt durchgängig auf der B30 alt.

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Die Grünenfraktionen der Gemeinden im Schussental schreiben in einer Pressemitteilung:

„Ein Radschnellweg durch den urbanen Raum hat die Aufgabe, die Städte und Gemeinden entlang der Route von Baindt nach Friedrichshafen bestmöglich auf direktem Weg zu verbinden. Im Gemeindeverband Mittleres Schussental wurde der Klimamobilitätsplan mit großer Mehrheit aller Fraktionen verabschiedet mit der Zielsetzung, die Verkehrswende im Schussental zu gestalten. Der RS9 spielt hierbei die zentrale Rolle und soll die einzelnen Kommunen auf direktem Weg verbinden.

Das Planungsbüro Bernard ermittelt das größte Nutzungs-Potential für die Trasse auf der L313/L314 (B30alt), die von den Verkehrsplanern auch als Vorrangroute (V1/V2) empfohlen wird. Die Vorteile liegen auf der Hand: direkte, schnellste und intuitivste Verbindung, Anbindung Hochschule und Oberstadt sowie die gesamte Innenstadt samt Einzelhandel und zudem ist V1/2 das Herzstück der Radverkehrskonzeption Weingarten.

Die Variante 3 wurde von der Verwaltung erst am Ende eines langjährigen Beratungsprozesses ins Spiel gebracht. Besonders kritisieren B90/Die Grünen die fehlende Bürgerbeteiligung bei V3. Auch der Jugendgemeinderat (JGR) wurde nicht in die Planungen dieses wichtigen Zukunftsthemas eingebunden. Gerade bei einem Thema, das die Jugend sehr betrifft , ein unverständliches  Versäumnis.

Ungeklärt ist z. B., wie Bewohner der Unteren Breite und Blumenau künftig in ihre bzw. aus ihren Wohngebieten kommen sollen. Derzeit fahren 6000 – 7500 PKW auf dieser Straße. Sollte Variante 3 ausgeführt werden, muss die Zahl der PKW auf 2500 abgesenkt werden. Hier haben weder die Verwaltung, noch Freie Wähler, CDU und BfW eine Idee.

Die V 3 bedeutet für Radfahrer 15 % mehr Wegstrecke, beinhaltet eine Steigung und viele weiteren Nachteile So werden Hochschule, Oberstadt und Innenstadt komplett vom RS 9 abgehängt. Die Streckenführung erschließt sich dem Radfahrer überhaupt nicht – das wäre wichtig für die Akzeptanz und Benutzung . V3 beinhaltet mehr Gefahrenstellen durch mehr Ausfahrten, Parkplätze, Hol- und Bringverkehr am KBZO und am Kinderhaus KiWi. Auch am Schulzentrum bietet die V3 keine Lösung der bereits jetzt bestehenden Probleme, sondern wird die Konflikte vergrößern.

Was wäre gewesen, hätte Weingarten am Montag keinen Trassenbeschluss abgegeben? Ein gewisses Risiko hätte bestanden, dass der Radschnellweg zwischen Friedrichshafen und Baindt insgesamt an Weingarten gescheitert wäre. Man hätte Öl ins Feuer der Kritiker geleert, die weiterhin im Hintergrund massiv daran arbeiten, den Radschnellweg als Ganzes zu verhindern.

Der Beschluss des Weingartener Gemeinderats ist aus Sicht des Ortsverbands, der sich vor allem auch um die interkommunale Zusammenarbeit im nördlichen Schussental kümmert, auch aus dieser Perspektive enttäuschend, ja verheerend. Das Interesse der Baindter, Baienfurter und Ravensburger Radfahrer, die auf einer kurzen und schnellen Radverbindung durch Weingarten nach Süd und Nord gehofft haben und nun auf einen Umweg gezwungen werden – den sie im übrigen auch nicht annehmen werden – hat in der Diskussion und bei der Entscheidung keine Rolle gespielt. Das zeigt die Brüchigkeit des gemeinsamen Planens und Entscheidens im Gemeindeverband. Lokalpolitik mit vermeintlichen Vorteilen für die eigene Bürgerschaft lässt halt keinen Raum für die Berücksichtigung interkommunaler Aspekte und der Interessen der Gemeinden, die im gleichen Boot sitzen und von der Weingartener Entscheidung abhängig sind. Das lässt für die Zukunft von Gemeinschaftsprojekten im GMS nichts Gutes ahnen.

Die Chance, die L313 mit einem Radschnellweg zu ergänzen, welcher komplett vom Land Baden-Württemberg finanziert würde,  hat Weingarten mit dem Beschluss vertan. Wir büßen dadurch Verkehrsqualität und Geld ein. Weingarten hält mit dieser Entscheidung am überholten Prinzip fest: „Bahnhof und Radtrasse,  bitte draußen bleiben.“

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