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Minister Manfred Lucha besucht das Heilig-Geist-Spital

Bild: OSK

Von „Überalterung“ mag Manfred Lucha nicht sprechen. Viel lieber redet er vom „längeren Leben“. Schließlich ist es positiv, wenn die Menschen älter werden. Aber auf die Frage, wie sie im Alter gesund und möglichst selbständig leben können, muss die Gesellschaft Antworten geben. Eine davon ist die Geriatrische Rehabilitation, wie sie die Oberschwabenklinik im Heilig-Geist-Spital Ravensburg anbietet.

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44 Betten stehen zur Verfügung. Die Nachfrage ist hoch, sie sind zu 93 Prozent belegt. Mehr geht kaum. „Wir setzen uns für Hochbetagte ein, die ganz wesentlich zu unserem Wohlstand beigetragen haben“; hält Chefarzt Prof. Dr. Dietmar Bengel, seit 13 Jahren für die Geriatrische Reha zuständig, für absolut gerechtfertigt.

Das durchschnittliche Alter der Patienten im Spital liegt bei 85, berichtete Prof. Bengel beim Besuch von Minister Lucha. Zwei Drittel sind Frauen. Vier von fünf Patienten kommen nach einem Aufenthalt im Akutkrankenhaus in die Reha. Sie wurden zuvor in der Neurologie nach einem Schlaganfall, in der Orthopädie wegen eines Gelenkleidens oder in der Onkologie wegen einer Krebserkrankung behandelt. Im Heilig-Geist-Spital geht es darum, die Brücke in ein möglichst wieder eigenständiges Leben zu schlagen.

Ein hoher Anteil der Patienten kann nach der Reha wieder zurück in die eigenen vier Wände. „Es ist nur vernünftig, wenn es heißt, Reha geht vor Pflege“, meint Prof. Bengel. „Wir brauchen eine gut funktionierende Geriatrische Rehabilitation.“ Was auch am Geld hängt. Das Fallpauschalensystem in den Akutklinken berücksichtige viel zu wenig die sozialen Belange dieser Patientengruppe, kritisiert der Chefarzt.

Die Geriatrische Rehabilitation im Spital arbeitet noch immer nicht kostendeckend. Zuletzt gab es ein Defizit von 228 000 Euro. Wobei die Krankenkassen die Tagessätze, bei denen es über ein Jahrzehnt lang fast keine Bewegung gegeben hatte, spürbar angehoben haben, bestätigte OSK-Prokurist Stefan Schoenauer dem Minister. „Ich werde nicht aufhören, bei den Krankenkassen um Lösungen zu werben, mit denen die Geriatrische Reha auskömmlich finanziert ist“, versprach Manfred Lucha. Die geriatrischen Zentren zu stärken, sei ihm ein wichtiges Anliegen.

Ralph Zodel, Geschäftsführer der städtischen Stiftungen Heilig-Geist-Spital und Bruderhaus, erinnerte daran, dass vor 30 Jahren in Baden-Württemberg erstmals ein geriatrisches Konzept aufgelegt wurde. Vieles habe sich zum Besseren entwickelt. Patienten kämen heute in anderen Situationen als noch vor 20 Jahren in die Geriatrische Reha. Es gebe weitere Facetten der Hilfe, etwa die Akutgeriatrie oder die Alterspsychiatrie. Die Strukturen seien viel enger miteinander verwoben, meinte  Zodel und verwies auf das Modellprojekt der Bruderhausstiftung in Ravensburg-Oberhofen.

Noch aber läuft bei der Verknüpfung zwischen den Einrichtungen Etliches nicht optimal. „Drei Wochen für eine Geriatrische Rehabilitation sind eine knappe Zeit“; weiß  Ingrid Schlay, stellvertretende Stationsleiterin im HGS. Sie erzählt von  einem Fall, in dem 24 Pflegeheime angerufen wegen eines anschließenden Kurzzeitplatzes abtelefoniert wurden mit dem Ergebnis, dass die Patientin am Ende in einer Einrichtung auf der Warteliste stand.

„Ein Nadelöhr“, bestätigte Christopher de Silve, Leiter Pflege- und Prozessmanagement am HGS, die Schilderung. Es ist weniger die Frage fehlender Fördermittel als vielmehr des Problems, dass zu wenig Pflegekräfte zur Verfügung stehen, ergänzte Minister Lucha. Er sprach den Beschäftigten der OSK höchstes Lob dafür aus, wie sie die Herausforderung der Corona-Krise meistern. Gerade das HGS sei eine Einrichtung, die alten Menschen einen geschützten Raum bietet.

Mit was für Schwierigkeiten das verbunden war, konnten Stationsleiterin Gabriele Stöger und Therapieleiter Thomas Baur berichten. Während zu normalen Zeiten die Mahlzeiten gemeinsam eingenommen werden, musste wegen der Corona-Vorkehrungen einzelnen in den Zimmer gegessen werden. Geselligkeit, auch ein Therapieansatz, fiel weg. Übungen waren nicht mehr in Gruppen, sondern nur noch individuell möglich. Besuche mussten außen vor bleiben, für ältere Menschen so wichtige gesellschaftliche Kontakte entfielen. Motivierend war, dass das Team im HGS betagte Patienten erlebt hat, die eine Corona-Infektion sehr gut überstanden haben und aus dem Spital direkt wieder nach Hause gehen konnten.

 

 

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