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Corona-Virus: IHK fordert schnelle Hilfen

Archivbild: F.Enderle

WEINGARTEN
Eine Blitzumfrage der IHKs und des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) unter rund 10.000 Betrieben aller Branchen und Regionen hat ergeben, dass knapp jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) einen Umsatzeinbruch aufgrund der Auswirkungen des Corona-Virus erwartet. Der Erhebung zufolge liegen die erwarteten Umsatzeinbrüche in mehr als jedem vierten Unternehmen über zehn Prozent. Mehr als 75 Prozent der Unternehmen aus dem Gastgewerbe, der Reisebranche und der Messebetriebe melden befürchtete Umsatzrückgänge.

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Diese Einschätzung decke sich weitestgehend mit den regionalen Umfrageergebnissen, so die Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK). Besonders betroffen sei außerdem die exportorientierte Industriebranche der Region.

„Was wir brauchen, sind Sofortmaßnahmen die unbürokratisch greifen. Die Beschlüsse des Koalitionsausschusses gehen in die richtige Richtung. Aber den Ankündigungen des Koalitionsausschusses müssen in den nächsten Tagen und nicht erst in Wochen konkrete Hilfen folgen.#

Prof. Dr. Peter Jany

Die Unternehmen erwarten jetzt schnell wirkende Liquiditätshilfen und Erleichterungen“, so Professor Dr.-Ing. Peter Jany, Hauptgeschäftsführer der IHK Bodensee-Oberschwaben.

Besondere betroffen sehen sich die Unternehmen durch die Absage von Messen, Krankheitsfälle im Betrieb, Absagen von Dienstreisen sowie durch Nachfragerückgänge und der unsicheren Geschäftserwartung für die nächsten Monate, so die Umfrageergebnisse. 70 Prozent der Unternehmen haben bereits Vorkehrungen getroffen. In der Region sind das vor allem eine eingeschränkte Reisetätigkeiten, die Nicht-Teilnahme an Messen und Veranstaltungen oder auch die Beschaffung von Medizin und Hygiene Material beziehungsweise das Ermöglichen von Homeoffice.

Auch herrsche laut IHK ein hoher Informationsbedarf. Die Unternehmen würden nach erreichbaren und zuverlässigen Informationsquellen suchen. Insbesondere das Thema Kurzarbeitergeld und die Möglichkeiten zur staatlichen Lohnerstattung, die Unternehmen durch des Infektionsschutzgesetzes haben, seien gefragt. Aber auch, wie Unternehmen mit konkreten Verdachtsfällen im Betrieb umzugehen haben.
Bei der IHK gingen derzeit vor allem Anfragen von kleineren und mittleren Unternehmen ein, bei denen es schlicht um die Existenz geht. Aber, so betont Jany, es ginge hier keineswegs um die Probleme einzelner Betriebe, sondern um eine extreme Herausforderung für die Gesamtwirtschaft. „Die Geschwindigkeit, mit der die Maßnahmen, die die Bundesregierung beschlossen hat, wirken, wird entscheidend sein, wie weit sich das Corona-Virus in unserer Wirtschaft niederschlagen wird“, so Jany.
Es werde laut Jany viel davon abhängen, ob zum Beispiel das Prozedere hinsichtlich des Kurzarbeitergeldes an die Situation angepasst wird.

Einschränkungen und Prüfkriterien, die für normale Zeiten entwickelt worden sind, könnten gefährliche Engpässe schaffen: „Die Verfahren müssen vereinfacht werden und die Ämter müssen gut und schnell informieren.“ Der DIHK und die Industrie- und Handelskammern hätten darüber hinaus konkrete Vorschläge entwickelt. „Statt beispielsweise jetzt die üblichen Antragsverfahren durchzuziehen, könnten Bund und Länder pauschal allen Betrieben die Ertrag- und Umsatzsteuern zinsfrei für die kommenden Monate stunden. So könnte man schnell für mehr Liquidität sorgen. Das sind Ansätze, die man auf deren schnelle Umsetzbarkeit hin prüfen muss. Wir brauchen maximale Entschlossenheit und müssen die nächsten Wochen immer wieder mit Anpassungen der Maßnahmen an die aktuellen Gegebenheiten rechnen“, so Jany.

Noch können laut Umfrage rund 28 Prozent der Betriebe nicht einschätzen, wie sich das Corona-Virus auf das Unternehmen auswirken wird. „Die Unternehmensangaben zeigen, wie stark die Corona-Krise die Wirtschaft in der Breite verunsichert. Und jedes Unternehmen ist ein klein wenig anders aktuell betroffen“, so Jany. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir noch schwierige Monate vor uns haben. Dabei sollten wir mit Besonnenheit, Verantwortung und Zuversicht agieren. Ich bin überzeugt davon, dass in dieser Situation eine Panikmache niemandem hilft, wohl aber eine gute Zusammenarbeit von Gesundheitsbehörden, Politik und Wirtschaft.“

Gleichzeitig hat die Gesundheit der Menschen für die Unternehmen Vorrang vor allen anderen Interessen. „Oberste Priorität hat der Schutz der Menschen. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass besser darüber aufgeklärt wird, was warum wie wirklich erforderlich ist – und was als Überreaktion eher schädlich ist. Wenn alle zu Hause bleiben und einige sogar aus der aktuellen Situation die Forderung ableiten, Deutschland müsse sich unabhängig vom internationalen Handel machen, schaden wir unserem Wohlstand sehr“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer abschließend.

INFO
Aktuelle Informationen erhalten Unternehmen auf der Internetseite der IHK Bodensee-Oberschwaben unter www.weingarten.ihk.de. Dort bekommen sie insbesondere Hinweise zu aktuellen Finanzierungshilfen für Unternehmen, aber auch rechtliche Hinweise zu Dienstreisen, Arbeitsausfall oder Arbeitsschutzmaßnahmen.

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