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Landkreis RV

Antibiotika sind keine Allheilwaffe gegen Schnupfen

Der beste Schutz vor Erkältungskrankheiten ist immer noch eine gute Hygiene, vor allem der Hände und der Raumluft. Bewegung, gesunde Ernährung und frische Luft tun ein Übriges für ein stabiles Immunsystem. Wer stattdessen lieber zu Antibiotika greift, wenn die Nase läuft und sich Husten einstellt, der sitzt einem weitverbreiteten Irrglauben auf und hilft letztlich nur der Verbreitung der gefährlichen so genannten Multiresistenten Keime, warnt das „Netzwerk multiresistenter Erreger“, kurz „MRE – Netzwerk“. In über 80 Prozent der Fälle ist nämlich eine Viruserkrankung die Ursache für die Schniefnase und dagegen helfen keine Antibiotika.

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Werden Antibiotika grundlos eingenommen oder zu früh abgesetzt, begünstigt dies die Bildung der Multiresistenten Keime, schreibt das Netzwerk multiresistenter Erreger, kurz MRE – Netzwerk, des Landkreises Ravensburg in seiner Pressemitteilung. Laienhaft ausgedrückt überleben bei falschem oder unbegründetem Einsatz von Antibiotika die krankmachenden Keime nicht nur, sie lernen gewissermaßen dazu und „härten sich ab“, werden also immun gegen Antibiotika. Die Folge davon sind Krankheitserreger, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkt und die mittlerweile für viele Todesfälle vor allem unter Kindern unter einem Jahr und Menschen über 65 Jahren verantwortlich sind, so die Botschaft des MRE-Netzwerks.

Dessen Ziel ist es, innerhalb der Bevölkerung, aber auch in der Ärzteschaft ein kritischeres Bewusstsein gegenüber dem Einsatz von Antibiotika zu schaffen. Gerade in der zweiten Jahreshälfte werden diese häufig eingesetzt als „oftmals unbrauchbare und sogar kontraproduktive Waffe“ gegen virusbedingte Erkältungskrankheiten. Ist nämlich ein Virus am Werk, hilft das beste Antibiotikum nichts, da diese nur bei Bakterien wirken. Bakterien sind beispielsweise Salmonellen, die Lebensmittelerkrankungen verursachen, aber auch Tuberkulose, Keuchhusten oder Harnwegsinfekte werden durch Bakterien ausgelöst.

Dass beim Einsatz und Einnahme von Antibiotika ein Umdenken weg von der „Allzweck-Wunderwaffe“ stattgefunden hat, zeigen die im Versorgungsatlas 2019 veröffentlichten ambulanten Antibiotikaverordnungsdaten. So ist es in der Gruppe der zwei- bis fünfjährigen Kinder im Zeitraum von 2010 – 2018 gelungen, den Verbrauch an Antibiotika um 44% zu senken, freut sich das MRE-Netzwerk im Landkreis. Aber nicht nur beim menschlichen Patienten gibt es aus Sicht der MRE-Netzwerker einen „erfreulicherweise“ kritischeren Umgang mit diesen Präparaten, wie die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Tiermast zeigen, denn zu viel Antibiotika im Schnitzel oder der Wurst förderen ebenfalls diese multiresistenten Keime, schreibt das MRE-Netzwerk. Unter diesem Begriff und unter Koordination des örtlichen Gesundheitsamts zusammengefunden haben sich eine Gruppe engagierter Ärztinnen und Ärzte aus dem stationären wie niedergelassenen Bereich sowie eine Apothekerin mit dem Ziel, die Öffentlichkeit über das Entstehen und die oft fatalen Folgen resistenter Keime aufzuklären.

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