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Stiftung St. Elisabeth nennt Kürzungen ein Schlag ins Gesicht

Andrea Thiele, Vorstandssprecherin der St. Elisabeth-Stiftung. Foto: Felix Kästle/St. Elisabeth-Stiftung

BAD WALDSEE  – Der Haushaltsentwurf von Bundesfinanzminister Christian Lindner sieht massive Kürzungen der Mittel für Freiwilligendienste vor. „Die geplanten Kürzungen sind für Freiwillige und Träger der Freiwilligendienste ein Schlag ins Gesicht“, kritisiert Andrea Thiele. Jetzt beginnt die entscheidende Phase der Haushaltsverhandlungen – die Vorstandssprecherin der St. Elisabeth-Stiftung appelliert an die Abgeordneten der Region: „Machen Sie Ihren Einfluss in Ihren Fraktionen geltend, um die Einsparungen zu stoppen.“

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SPD, FDP und Grüne haben sich im Koalitionsvertrag eigentlich darauf verständigt, Freiwilligendienste wie Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu stärken. Doch nun sollen die Mittel um etwa ein Viertel gekürzt werden: von bisher 326 Millionen auf 248 Millionen im Jahr 2024 – für 2025 sind weitere Kürzungen geplant. So steht es im Haushaltsentwurf von Bundesfinanzminister Christian Lindner. Der Haushaltsentwurf wird jetzt im Haushaltsausschuss debattiert – das parlamentarische Verfahren für die Haushaltsberatungen läuft bis zum 1. Dezember 2023.

Die Position von Andrea Thiele, Vorstandssprecherin der St. Elisabeth-Stiftung, in sechs Aussagen:

  1. Die geplanten Kürzungen sind für Freiwillige und Träger der Freiwilligendienste ein Schlag ins Gesicht. Ich appelliere direkt an alle Bundestagsabgeordneten aus unserer Region: Herr Strasser, Herr Rief, Herr Müller, Herr Gerster, Frau Dr. Reinalter, Frau Brugger und Frau Engelhardt – Sie alle wissen um die große Bedeutung der Arbeit der Freiwilligen, nicht nur in der St. Elisabeth-Stiftung. Machen Sie Ihren Einfluss in Ihren Fraktionen geltend, um die Einsparungen zu stoppen oder zumindest abzumildern.
  2. Nach unseren Informationen gibt es Pläne, das Freiwillige Ökologische Jahr von den Kürzungen auszunehmen. Das wäre eine Ohrfeige für uns. Der Dienst am Menschen ist nicht weniger wichtig als der in Einrichtungen mit ökologischer Ausrichtung.
  3. Es geht uns nicht darum, fehlende Fachkräfte durch Freiwillige zu ersetzen. Das ist nicht möglich und auch nicht Sinn und Zweck von Freiwilligendiensten. Beim FSJ geht es um Bildung: Empathie, Respekt, Menschlichkeit und Toleranz sind genauso wichtig wie Vokabeln oder mathematischen Formeln. In den Einrichtungen der St. Elisabeth-Stiftung und anderer Träger lernen junge Menschen im FSJ, Verantwortung zu übernehmen und sich für diejenigen einzusetzen, die Unterstützung benötigen. Das zu vermitteln, können wir als Gesellschaft nicht allein Eltern und Schule aufbürden – wir bieten in den sozialen Einrichtungen die „echten“ Erfahrungen dazu.
  4. FSJlerinnen und FSJler sind unsere Auszubildenden von morgen. Im FSJ machen junge Menschen zum Beispiel oft ihre ersten Erfahrungen in der Begegnung mit Menschen mit Behinderung. Und selbst wenn sie sich nach dem FSJ nicht für eine Ausbildung im Sozialsektor entscheiden, nehmen sie trotzdem ein Maß an sozialer und gesellschaftlicher Kompetenz mit, das sie sonst nicht hätten erwerben können. Davon profitiert die gesamte Gesellschaft.
  5. Das FSJ ist ein effektives Mittel, um junge Arbeitskräfte im Ausland zu gewinnen. Wir wissen alle, dass wir diese Arbeitskräfte in den nächsten Jahren dringend brauchen werden. Die St. Elisabeth-Stiftung hat zum Beispiel ein Projekt zur Personalgewinnung in Indonesien begonnen: Es zeigt sich, dass die Hürde, direkt in eine Ausbildung einzusteigen, für viele Menschen von dort zu hoch ist. Ein FSJ bietet für sie die Möglichkeit, erst einmal unsere Kultur – und unsere Arbeitskultur – kennenzulernen. Wir haben fast 40 Bewerbungen für ein FSJ von jungen Menschen aus Indonesien, die zum Teil sogar ihren Deutsch-Sprachtest bereits bestanden haben oder kurz vor der Prüfung stehen. Die Kürzungen am Freiwilligenetat gefährden dieses und vergleichbare Projekte.
  6. Für Menschen mit Behinderung und alte Menschen ist der Kontakt mit jungen Menschen im FSJ eine große Bereicherung. Ein Spaziergang, ein Ausflug, ein Gespräch, ein Spiel – ohne FSJ verlieren diese Menschen ein wichtiges Stück Lebensqualität. Auch die Kinder und Jugendlichen in unseren Kitas und unserer Schule lieben „ihre“ FSJlerinnen und FSJler.

 

 

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