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Milka 2023: Ein Spektakel der Superhelden

Auch bei der Befreiung eines unfreiwilligen Klima-Klebers ist Captain Ravensburg sofort zur Stelle. Bild: Kim Enderle

Die Ravensburger Faschingsgesellschaft “Milka” hat nach zweijähriger Corona-Zwangspause ein erfolgreiches Live-Comeback gefeiert und das aktuelle Stadtgeschehen, die Kommunalpolitik und vor allem die oberschwäbische Mentalität in bewährter Manier auf die Schippe genommen. Das Publikum im restlos ausverkauften Konzerthaus war begeistert und feierte bis spät in die Nacht. 

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„Ravensburg im Heldenländle“ lautet der diesjährige Slogan der Milka-Kampagne und einen kleinen Vorgeschmack, was die Besucher der fünf Aufführungstermine so zu erwarten hatten, offenbarte ein Videotrailer schon einige Wochen zuvor. Der in den unendlichen Weiten des Internets rasant verbreitete Clip ließ vor allem eine Frage offen: Wer steckt hinter der Maske von Captain Ravensburg im blau-weiß-karierten Superhelden-Kostüm? Natürlich soll dieser Bericht nicht „zuuuuuuuu“ viel verraten. Schließlich gibt es noch drei weitere Vorführungen und die Spannung soll ja ein bisschen aufrechterhalten werden. 

Die Aufgaben des Ravensburger Superhelden sind ganz schön knifflig, denn er bekommt es mit einem richtig fiesen Schurken zu tun. Der “BÄM” war bis zu seiner spektakulären Verwandlung ein vermeintlich normaler Ravens-Bürger, der bei einem Bärengartenbesuch auf unglückliche Art ins Koma gefallen ist und im EK wieder aufgeweckt werden soll. Dort überlässt die ratlose Oberärztin Dr. Ingeborg Immenhof (gespielt von Michaela Püllen) den armen Kerl dem Leiharbeiter Schorsch Schräuble (alisas Tobias Gerstung) – eigentlich ein KFZ-Mechaniker. Da der Oberschwabenklinik beim ganzen Geschäftsführer-Theater reihenweise das Personal weggelaufen ist, werden jetzt unorthodoxe Wege gefahren, um den Personalbedarf zu decken. Der PS- und motorbegeisterte KFZ-Schrauber setzt die Stromstärke aber viel zu hoch an und schon nimmt das Unheil seinen Lauf. “BÄM” versetzt die Stadt mit seinen wenig nachhaltigen Zielen und nicht zuletzt mit einem markerschütternden “Humba, Humba” in Angst und Schrecken. Obwohl: Bei BÄMs Ankündigung, auf dem Marienplatz Tempo 100 einzuführen, gibt es tosenden Applaus des Publikums. 

Wie jede Superhelden-Geschichte hat die Milka-Auflage so den einen oder anderen Nebenschauplatz – bei dem sich die erwartungsfrohen Konzerthaus-Besucher eine Lachmuskel-Entzündung einhandelten. Wäre da zum Beispiel der gnadenlose Überbietungskampf um vermeintliche Fachkräfte. Weder Lisbeth und Siegfried Kreidler von der gleichnamigen Schreinerei (gespielt von Brigitte Pfaff und Christoph Stehle) noch Marry Vetter – die äußerst adrette und englisch-sprach-gewandte Personal-Rekruterin eines ortsansässigen Pharmaunternehmens (gespielt von Daniela Engelberger) – können Möchtegern-Influencer Jason Bächle nicht einmal mit einer 8-Stunden-Woche und Monstergehalt vom Sofa locken. 

Köstlich im wahrsten Sinne des Wortes ist auch die Szenerie beim hippen Geschäftsmodell von “Back Art by Bäuerle”. Auch wenn der erhoffte Synergieeffekt, die Abwärme des Backofens für eine gleich nebenan betriebene Sauna zu nutzen, bei allem Energiesparwillen eher im Fiasko endet. 

Zurück zur Superhelden-Saga um Captain Ravensburg. Ausgerechnet der sonst so zuverlässige Assistent aus dem Rathauskeller, Kevin Angler (Christoph Stehle) unterlaufen Fehler. Erst steckt er das schon zuvor hautenge Kostüm des Superhelden (gespielt von Carlos Marschall) zusammen mit der weißen Weste des Ravensburger Landrats viel zu heiß bei 90 Grad in die Waschmaschine, dann wird es ganz fatal: Er vergisst beim nächsten Notruf seinem Chef die wichtigste Superwaffe mitzugeben: zwei grüne Waschlappen vom Landesvater in Stuttgart. So fliegt dann auch die Tarnung auf – beim großen Finale in der Eissporthalle, wo nicht der Superheld, sondern Elvira Bächle (Ursula Burkhart) und ein paar Kilo Kutteln die Stadt Ravensburg vom Bösewicht „BÄM“ befreien.

Neben den unterhaltsamen Einlagen des Fanfarenzugs Rauenspurg, des Liederkranzes 1827 Ravensburg, von der Hiphop- und Showtanzgruppe CWAIN aus dem Tanzcenter Geiger sowie der Turn AG des AEG Ravensburg sorgten natürlich auch Ekkehard Zeim und Wolfgang Engelberger für beste Unterhaltung. Letztere sind mit ihren Moritaten eine wahre Institution des Milka-Ensembles. Vor den beiden ist nichts sicher, schon gar keine Kommunalpolitiker. Wer sich davon, oder vom sonstigen Zweieinhalb-Stunden-Programm der Milka selbst überzeugen möchte und noch keine Karte für die noch folgenden Vorstellungen hat, muss sich leider bis zum Jahr 2024 gedulden. Da gibt es die Milka zum nächsten Mal. „ … im schönen Ravensburg…..im Schussental.“

Sehen Sie hier eine Bildergalerie im Impressionen vom Samstag, 11. Februar – fotografiert von Kim Enderle

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