Angenehme Temperaturen und viele Gläubige aus aller Welt – all dies trug zu gelungenen und friedlichen Blutfreitagsfeierlichkeiten in diesem Jahr bei. Über 20.000 Besucher verfolgten die größte Reiterprozession Europas in Weingarten. Insgesamt 1.808 Wallfahrerinnen und Wallfahrer hoch zu Ross nahmen an der Reiterprozession teil.
Gegen 11.15 Uhr erreichte der Heilig-Blut-Reiter Dekan Ekkehard Schmid mit der Heilig-Blut-Reliquie wieder den Klosterhof der Basilika von Weingarten. Der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber nahm dort in diesem Jahr als kirchlicher Ehrengast die Reliquie in Empfang, während die Kirchenglocken läuteten. Im Anschluss wurde in der Basilika das Pontifikalamt gefeiert.
Der Blutritt selbst begann am Freitagmorgen um 7 Uhr mit der Übergabe der Heilig-Blut-Reliquie am Kirchenportal. Die feierliche Übergabe eröffnete die Reiterprozession, die in dieser Form und Größe einmalig in Europa ist. Knapp 100 Reitergruppen in Frack und Zylinder aus ganz Oberschwaben und darüber hinaus begleiteten den Heilig-Blut-Reiter auf seinem zehn Kilometer und drei Stunden langen Weg durch Stadt und Fluren. Die zahlreichen Musikkapellen marschierten im Stadtgebiet mit und scherten aus, bevor die Prozession in Richtung Ösch weiterzog. Über 20.000 Menschen und Pilger aus aller Welt säumten die Wege, um den Segen der Heilig-Blut-Reliquie zu empfangen.
Die Blutfreitagsfeierlichkeiten begannen bereits an Christi Himmelfahrt. In seiner Festpredigt bezeichnete der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber die Blutfreitagsfeierlichkeiten als Musik, die die Seele anrührt. Die Erfahrung von Gemeinschaft, das Erleben der Natur und die Liebe zur Heimat lasse den Menschen das Herz aufgehen. Die Reliquie mit dem Herzblut Jesu, die in die Mitte der Reiterprozession getragen werde, verweise auf die Mitte des Glaubens: Jesus Christus. Für die ersten Jüngerinnen und Jünger sei in stürmischen Zeiten die Erinnerung an die Herzensmomente mit dem auferstandenen Jesus stärker gewesen als die Gefahr von Flucht und Vertreibung, sagte Gerber. Das gelte auch in den Krisen von heute wie der Krieg in der Ukraine, Migration, Klimawandel oder Energieengpass. Da brauche es Menschen, die die Erfahrung dieser inneren Mitte gemacht hätten. „Uns leitet die Botschaft, die seit Jahrhunderten hier von Weingarten ausgeht“, betonte der Bischof. „Er, Jesus Christus, gibt sich in unser Herz, sein Blut schenkt uns Kraft und Leben.“ Im Anschluss der Predigt zogen tausende Gläubige in einer Lichterprozession zum Kreuzberg.
Die Stadtverwaltung hatte am Blutfreitag Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche sowie die „Blutreiter-Veteranen“ ins Rathaus eingeladen. Als politischer Ehrengast nahm der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, an den Feierlichkeiten teil. In seiner Rede beim anschließenden Empfang in der Akademie zeigte sich der gebürtige Bad Uracher beeindruckt von der Offenheit und Öffentlichkeit der Festlichkeiten. „Allein die Entscheidung, mich als Ehrengast einzuladen, zeugt davon, dass in Weingarten Offenheit und Toleranz nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt wird“, so der säkulare Muslim.
Auch in diesem Jahr war eine Delegation weltlicher und kirchlicher Gäste aus der italienischen Partnerstadt Mantua an den Feierlichkeiten vertreten, um die Verbundenheit beider Städte durch das Heilige Blut zu verdeutlichen.
Sicherheit erneut großgeschrieben
Die katholische Kirchengemeinde St. Martin als Veranstalter, die Stadt Weingarten als Betreiber, sowie zahlreiche Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, THW, Deutsches Rotes Kreuz, Festordner, Tierarzt sowie ein privater Sicherheitsdienst sorgten erneut erfolgreich für die Sicherheit während der Feierlichkeiten. Erstmals waren zwei Drohnen der Polizei im Einsatz.