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Weingarten feiert Blutritt bei strahlendem Wetter

Hl. Blut Reiter Ekkehard Schmid. Bild: Stadt Weingarten

Herausgeputzte Pferde, Reiterinnen und Reiter, die mit der Sonne um die Wette strahlen, und am Straßenrand tausende Pilger und Schaulustige: nach zwei Jahren coronabedingter Miniversion konnten die
Blutfreitagsfeierlichkeiten wieder ohne Einschränkungen begangen werden. Und doch hat sich die über 500-jährige Tradition der Weingartener Reiterprozession weiterentwickelt.

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Nach einem historischen Beschluss des Kirchengemeinderats von St. Martin im November 2020 konnten dieses Jahr erstmals Frauen offiziell mitreiten. Die meisten der 98 Gruppen ermöglichten Reiterinnen die Teilnahme, die sich mit Gehrock, Zylinder und Schärpe in der entsprechenden Farbe harmonisch und gleichberechtigt in das Bild des Zuges einfügten.

„Wir haben hier in Weingarten nach zweijähriger Pause wieder ein barockes Hochfest des gesellschaftlichen Zusammenhalts erlebt. Einen waschechten Blutritt im besten Sinne, der tausende Menschen und Pilger be- und gerührt hat.“

Mann Lucha, Minister für Soziales, Integration und Gesundheit
Lichterprozession am Donnerstagabend. Bild: Stadt Weingarten
Abt German Erd hielt am Donnerstagabend die Festpredigt. Bild: Stadt Weingarten
Balkonblick - Weingartens designierter OB Clemens Moll auf dem Rathausbalkon. Bild: Stadt Weingarten
Erstmals durften Frauen die Prozession mitreiten. Bild: Stadt Weingarten

Während die knapp 100 Musikkapellen wieder in VorCorona-Stärke den Marsch „Wir präsentieren“ und andere Prozessionsstücke erklingen ließen, gab es bei der Zahl der Reiterinnen und Reiter mit 1.803 gegenüber 2.127 im Jahr 2019 einen leichten Rückgang. Als Gründe sind die abnehmende Anzahl geeigneter Pferde insgesamt, aber auch ein durch die Zäsur beschleunigtes altersbedingtes Ausscheiden langjähriger Reiter zu hören. Der baden-württembergische Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, Manne Lucha, überbrachte die besten Grüße der Landesregierung und lobte die zweitägigen Feierlichkeiten.

Auch der kirchliche Festgast Abt German Erd vom Stift Stams in Tirol zeigte sich beeindruckt von der Einheit von Glaube und Tradition in Weingarten. „Da ist die ganze Farbigkeit und die viele Musik – und doch spürt man das Religiöse durch“, freute er sich. Bereits am Abend von Christi Himmelfahrt eröffnete der Zisterziensermönch, dessen Kloster ebenfalls eine Blutreliquie beherbergt, mit seiner Festpredigt die Feierlichkeiten. Er skizzierte darin die Erlösung des Menschen durch das Blut Jesu Christi als befreiende Botschaft – gerade in Zeiten des Kriegs in der Ukraine und der noch nicht überwundenen Pandemie. Erd rief dazu auf, „auch mit unserem Herzen auf den Pulsschlag Jesu zu hören und eine Herzlichkeit zu entwickeln, die die Funken der Liebe Gottes sichtbar werden lässt. Nach der Predigt zogen die Gläubigen mit brennenden Kerzen und farbigem Windschutz während der Dämmerung betend und singend hinüber zum Kreuzberg.

Der Blutritt begann am Freitagmorgen um 7 Uhr mit der Übergabe der Reliquie an Heilig-Blut-Reiter Dekan Ekkehard Schmid. Das Reliquiar enthält der Überlieferung nach einen Blutstropfen Jesu Christi und gelangte über die Welfengemahlin Judith von Flandern 1094 ans Benediktinerkloster Weingarten. Auch vier Reiter aus dem italienischen Mantua, wo die Zwillingsreliquie verehrt wird, beteiligten sich wieder an der Weingartener Prozession.

Nach der Rückkehr des Heilig-Blut-Reiters zelebrierte Abt German Erd das Pontifikalamt. Die katholische Kirchengemeinde St. Martin als Veranstalter, die Stadt Weingarten als Betreiber, sowie Polizei, Feuerwehr, THW, Deutsches Rotes Kreuz, Festordner, Tierarzt sowie ein privater Sicherheitsdienst sorgten erfolgreich für die Sicherheit während der Feierlichkeiten. Erfreulicherweise kam es auch in diesem Jahr zu keinen nennenswerten Zwischenfällen.

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