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Sonderausstellung: Klimawandel in Ravensburg 1350 – 2050

Bild: Museum Humpis-Quartier/Wynrich Zlomke, 2022.

Die Sonderausstellung zur Kulturgeschichte des Klimas spannt den Bogen von einer im 14. Jahrhundert einsetzenden langanhaltenden Klimaverschlechterung hin zum sogenannten Anthropozän, dem Zeitalter ab dem nachweislichen Beginn der menschengemachten Erderwärmung. Im Fokus der Ausstellung stehen die sozialen, kulturellen und ökonomischen Folgen von Klimaschwankungen und Wetterereignissen in Ravensburg und Umgebung.

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Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit prägten ein mythisches Weltbild, Glaube und Aberglaube die Vorstellungen von Klima- und Wetterphänomenen: Sei es die Verehrung von Wetterheiligen oder der Weißenauer Heilig-Blut-Reliquie, die Suche nach Sündenböcken für Wetterkatastrophen, deren Hinnahme als göttliches Strafgericht oder die Orientierung an Wetterregeln und Himmelszeichen. Mit der Wiederentdeckung der antiken Astronomie, der Herausbildung der modernen Wissenschaften und der exakten Vermessung der Welt schwand die kirchliche Deutungsmacht. Blitzableiter, meteorologische Messgeräte und Landkarten demonstrieren, wie sich Aufklärung und Forschung allmählich in der Gesellschaft verankerten.

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts veränderten sich die Stadt und ihre Umwelt in wenigen Jahrzehnten grundlegend. Exponate aus Ravensburg veranschaulichen die Ursachen des beschleunigten Klimawandels im Zuge der Industrialisierung: Stadtansichten dokumentieren die Gründung von Fabriken und die Eröffnung der Eisenbahnstrecke. Rauchende Schornsteine stehen beispielhaft für den Ausstoß der klimaschädlichen Emissionen.

Die Ausstellung präsentiert zahlreiche Objekte aus der eigenen Sammlung, ergänzt durch Leihgaben aus dem Ravensburger Stadtarchiv, dem Museum für Kommunikation Bern, dem Württembergischen Landesmuseum und dem Stadtmuseum Wangen im Allgäu: Ob Astrolabium, wasserspeiender Drache, spätgotische Heilige oder Winterkleid im Empire-Stil – alle erzählen vom Einfluss des Klimas und über den Umgang mit Wetterphänomenen in Kultur und Gesellschaft.

In Kooperation mit der Wetterwarte Süd, die tägliche Wetterberichte sowie Monats- und Jahresstatistiken u.a. für die Region Oberschwaben erstellt, wurde eine Wetterstation auf dem Dach des Humpis-Quartiers installiert, um Wetter und Klima vor Ort langfristig zu beobachten. Die Messergebnisse können von den Besucher*innen direkt in der Ausstellung ausgelesen werden. Auch verschiedene Hochbeete im Innenhof lenken den Blick auf die Gegenwart: hier wachsen zum Beispiel Nahrungs- und Wildpflanzen, die im mittelalterlichen Ravensburg verbreitet waren, heute jedoch selten geworden sind.

Um Fragen der Gegenwart und der Zukunft, die uns alle betreffen, geht es in der interaktiven Mitmach-Ausstellung „Umwelt, Klima & DU“. Die Ausstellung wurde vom Jungen Museum Frankfurt entwickelt. Als Leihgabe ist sie nun erstmals außerhalb Frankfurts zu sehen und Teil der kulturgeschichtlichen Ausstellung. Der Fokus liegt auf der Vermittlung ökologischer Fakten und deren gesellschaftlichen Dimensionen. Sie verdeutlicht die Wechselwirkungen von unterschiedlichen Prozessen des Klimawandels, zeigt Nachhaltigkeit in Verbindung mit neuen gesellschaftlichen Bewegungen und bezieht sozial-ökologische Forschungsergebnisse mit ein. Die Ausstellung hilft so, komplexe Vorgänge einordnen zu können und zu verstehen, welche Zusammenhänge zwischen Ökosystemen und Klimawandel bestehen.

Hands-on Stationen in den drei Bereichen „Nachhaltigkeit“, „Biodiversität“ und „Klima“ laden ein, selbst aktiv zu werden, zu entdecken und das eigene Wissen spielerisch auf die Probe zu stellen. Dadurch entwickeln die Besucher*innen Handlungsweisen für einen schonenden Umgang mit globalen Ressourcen und für den Klimaschutz.

 

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