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Sitta kritisiert verharmlosende Erklärungsversuche

Christoph Sitta. Bild: privat

Vor ca. drei Monaten haben die Menschen mit Fassungslosigkeit die Berichte und Videos aus der Landeshauptstadt Stuttgart verfolgt. „Dabei war es von Beginn an irreführend, bzgl. der Täter von einer „Eventszene“ zu sprechen“, sagt Christoph Sitta, Vorsitzender des CDU-Ortsverband Ravensburg. Diese verharmlosenden Erklärungsversuche würden sich nun durch den Freiburger Soziologen fortsetzen.

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Laut Meinung von Albert Scherr nach sei die Aufarbeitung der Krawallnacht zu stark auf die Ermittlungen und die Polizeiarbeit konzentriert. Haftbefehle seien eine Überreaktion. Zur Strafe sollten die Täter Wände im Jugendzentrum streichen. „Ist das die Antwort unseres Rechtsstaats für schweren Landfriedensbruch, Brandstiftung und den Angriff auf Polizei und Rettungskräfte?“, zweifelt Sitta und fügt hinzu: „Wer jetzt Milde fordert, gibt ein völlig falsches Signal.“ Dreiviertel der ca. 100 ermittelten Tatverdächtigen waren bereits vor den Ereignissen in Stuttgart polizeibekannt. Dies zeigt nicht nur, dass der erhobene Zeigefinger eben häufig nicht mehr funktioniert, sondern nur noch klare Ansagen verstanden werden. Auch die Auffassung des Soziologen, es habe an fehlenden Beschäftigungsalternativen angesichts der strengen Corona-Maßnahmen gelegen, wird dadurch nichtig. „Vielmehr versucht er den Tätern damit Ausreden zu liefern“, kritisiert Sitta, „statt die Verantwortung für das eigene Handeln zu unterstreichen.“

Darüber hinaus erhebt der Soziologe Scherr den Einwand, dass eine Haftstrafe ein folgenschwerer Einschnitt in die Biografie eines mutmaßlichen Täters sei. Er werde damit als Problemfall markiert. Christoph Sitta bewertet dies gänzlich anders: „Zum Problemfall hat sich der Betreffende gerade selbst markiert, indem er sich an den Krawallen beteiligte. Der folgenschwere Eingriff in die Biografie hat bereits stattgefunden, folgenschwer im besonderen Maße jedoch für seine Opfer – unsere Einsatzkräfte und die Händler der Stuttgarter Innenstadt. Es wird immer deutlicher, dass Teile unserer Gesellschaft ein gestörtes Verhältnis zum Rechtsstaat und keinen Respekt vor Staat und Gesellschaft haben. Daher ist der Fokus auf eine schnelle und erfolgreiche Ermittlungsarbeit besonders wichtig, gerade auch um vor Wiederholungen abzuschrecken.“

Letztendlich geht es nicht um die „Eventszene“, sondern um Werte-ferne Teile der Bevölkerung. Wir brauchen eine gesellschaftliche Diskussion, wie wir ganzheitlich mit Bildungs- und Sicherheitspolitik unsere Werte vermitteln, bewahren und verteidigen können. Dabei wird ein guter Mix aus präventiven und restriktiven Maßnahmen eine entscheidende Rolle spielen. Konkret bedeutet dies für Sitta die Wiederbelebung der Kommunalen Kriminalprävention (KKP), ein Berufsbild „Kommunaler Ordnungsdienst“ zu entwickeln, sowie den Kommunen, einen Handwerkskoffer bei der Handhabe von Brennpunkten in die Hand zu geben.

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