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Sechs Quadratmeter für mehr Klima- und Artenschutz

Insgesamt sechs Quadratmeter stehen für die Begrünung sowie eine erforderliche Kies-Drainage zur Verfügung. Bild: F.,Enderle

Bushaltestellen erfüllen für Nutzer des ÖPNV einen wichtigen Zweck und werden nebenbei von Agenturen als gut sichtbares Werbemittel genutzt. Viel mehr Spektakuläres gibt es von den halboffenen Wartehäuschen allerdings selten zu berichten. Bei einer Bushaltestelle in Weingarten war das am Freitag allerdings anders.

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Fünf Studentinnen der Dualen Hochschule in Ravensburg (DHBW) hatten im Rahmen eines Integrationsseminars die Aufgabe, die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (sogenannte SDG’s) zu beleuchten und in ein Projekt zu packen. „Wir hatten bei der praktischen Umsetzung des Projekts die Möglichkeit für die Begrünung der Dächer von Bushaltestellen als Möglichkeit im Sinn, damit waren für das Projekt gleich drei der 17 SDGś auf einmal erfüllt“, erläuterte Franziska Killinger, die an der DHBW unter anderem Betriebswirtschaft studiert. Pflanzen spielen beim Klima-Kreislauf und Artenschutz eine immens wichtige Rolle. Sie speichern CO₂, senken die Feinstaubbelastung in der Luft und bieten Nahrungs- und Lebensräume für Bienen und andere Insekten.

So schreiben die fünf Studentinnen im Januar mehrere Stadtverwaltungen und ÖPNV-Betreiber in der Region als potenzielle Kooperationspartner an. Eine positive Rückmeldung samt Interessensbekundung gab es danach von der Stadt Weingarten. Dort war man auch vor dem Hintergrund offen für derartige Projekte, da Städte und Gemeinden zur Einhaltung von Klimaschutzzielen bekanntlich auch verpflichtet sind. „Die Umsetzung war allerdings gar nicht so einfach“, wie Melanie Koller, Hochschulbeauftragte der Stadt Weingarten, beim Vor-Ort-Termin berichtete. „Nicht jede Bushaltestelle ist geeignet, Statik und Traglast müssen da natürlich die Voraussetzungen erfüllen“, erklärt sie weiter. Hinzu kommt, dass manche Wartehäuschen gar nicht im Besitz der Stadtverwaltung sind oder an Vermarktungsagenturen verpachtet sind.

Die Bushaltestelle beim 14 Nothelfer in Fahrtrichtung Ravensburg fand sich dann aber als passend und es konnte im Mai in die konkrete Umsetzung gehen. Zur Verbesserung der Statik mussten lediglich zwei Streben eingesetzt werden. Die Arbeiten für die eigentliche Begrünung übernahm das in Weingarten ansässige Gartenbauunternehmen Müller. Zusammen mit einer Kies-Umrandung und Drainage für die Entwässerung gibt es auf dem Dach der Bushaltestelle 4 Quadratmeter für die Bepflanzung mit Sedum-Sprossen und einer Saatmischung für bienenfreundliche Blühpflanzen. „So eine Begrünung leistet viel, sie fördert den Kühleffekt in der Luft und gibt den gespeicherten Regen als Verdunstung ab“, erklärt Geschäftsleiter Stefan Müller. „Den Ertrag werden wir dann im nächsten Jahr sehen können“, ergänzt er.

Rund 3400 Euro liefen an Kosten konkret auf, 3000 Euro kamen durch verschiedene Kooperationspartner sowie Sponsoring zusammen. Die verbleibenden 400 Euro übernimmt die Stadtverwaltung Weingarten, die künftig auch die zweimal jährliche Pflege übernimmt. Die Bushaltestelle in der Ravensburger Straße soll übrigens ein Einzelfall bleiben. Bei der Stadt Weingarten sieht man die Aktion als Pilotprojekt und man will den Ansatz weiter verfolgen. Zwei weitere Wartehäuschen wurden bereits geprüft, bei denen ein Mietvertrag eines externen Partners ausläuft.

Durch eine grafische Gestaltung der Innenwand der Bushaltestelle sollen die Bevölkerung und Nutzer des ÖPNV zudem auf das Projekt aufmerksam gemacht und für das Thema Klima- und Umweltschutz sensibilisiert werden. Damit die Aktion auch richtig im Kopf bleibt, wurde sie unter das Motto „BeeBetter“ gestellt.

Die Kooperationspartner und Sponsoren im Einzelnen
Hotel Altdorfer Hof, Bürgerstiftung Weingarten, Früchte Jork, TOX Pressotechnik, Pädagogische Hochschule Weingarten, RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten

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