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Schlechte Stimmung in der regionalen Wirtschaft

Grafik: IHK

Die Beurteilung der Geschäftslage hat sich in den vergangenen Monaten stark eingetrübt. In den ersten Monaten in 2023 konnte sich die Wirtschaft von der Krise, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurde, etwas erholen. Die Hoffnung auf einen Aufschwung erfüllt sich aber im Jahr 2023 nicht. „Wir bleiben im Krisenmodus, und es ist noch völlig unklar, ob wir die Talsohle schon erreicht haben oder ob es noch weiter bergab geht“, zeigt sich IHK-Präsident Martin Buck besorgt über die weitere konjunkturelle Entwicklung in der Region.

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39 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als gut, im Frühjahr waren das noch 49 Prozent. 47 Prozent sind zufrieden. 14 Prozent beurteilen die Geschäftslage als schlecht, das sind zehn Prozentpunkte mehr als im Frühjahr. Über fast alle Branchen hinweg sind die Umsätze und die Auftragseingänge eingebrochen. Jetzt, da die Lieferengpässe weitgehend überwunden sind, sinkt die Nachfrage und das sowohl im Inland als auch im Ausland. „Unsere sonst sichere Stütze Export wackelt bedenklich: Eine im internationalen Vergleich hohe Steuer- und Abgabenbelastung sowie eine sprunghaft ansteigende Zahl bürokratischer und aufwändiger Nachweispflichten belasten unser Außengeschäft. Insbesondere die große Verunsicherung durch die planlose Umsetzung der Energiewende und der lahme Ausbau der passenden Infrastruktur für elektrischen Strom und zukünftig auch für Wasserstoff haben zu einer Erosion der Wettbewerbsfähigkeit geführt“, macht Buck seinem Ärger Luft.

Die Stimmung ist schlecht, denn die Unternehmen spüren keine Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen. Die Politik sende seit Monaten die falschen Signale: Der Bürokratie-Dschungel wächst und wächst, die Energiekosten sind für viele Unternehmen überbordend und die zukünftige Energieversorgung ist unsicher.

IHK-Präsident Martin Buck. Bild: IHK/Lorenz Bee

Dazu kommt noch die große Herausforderung des demografischen Wandels. Denn Hauptrisiko für die weitere Geschäftsentwicklung bleibt im Schnitt aller Branchen der Fachkräftemangel, von dem fast zwei Drittel aller regionalen Unternehmen betroffen sind. Damit steigt in vielen Fällen die Belastung für die bestehende Belegschaft, und die Unternehmen befürchten oder sehen schon einen Verlust an Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. „Wir benötigen zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland. Wir suchen dabei auch junge Menschen für die vielen freien Ausbildungsplätze. Jedoch ist auch hier immer noch viel Geduld erforderlich. Die Betriebe erwarten einen einfacheren und schnelleren Zugang in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Derzeit fehlen Sprachkurse und ausreichend Wohnraum für eine gelingende Integration, und das ist nicht die Aufgabe der Wirtschaft“, stellt der Präsident in Richtung Politik klar. Die Nachfrage nach Arbeitskräften wird sich zwar angesichts des Abschwungs etwas abschwächen, denn deutlich weniger Unternehmen suchen Personal. Allerdings möchte die große Mehrheit der Unternehmen ihren Personalbestand beibehalten und muss deshalb ausscheidendes Personal ersetzen. Der Fachkräftemange wird so etwas überdeckt, bleibt aber akut.

Die Rückmeldungen aus der aktuellen Konjunkturumfrage zeigen, dass die Investitionen im Inland, insbesondere in der Industrie, zurückgefahren werden. Der IHK-Präsident befürchtet: „Die Situation wird einige Unternehmen dazu bringen, im Ausland zu investieren. Die Herstellung neuer Produkte, die für die mannigfaltige Transformation notwendig sind und die mit der Innovationskraft unserer Region entwickelt werden könnten, wird dann wohl fernab von hier erfolgen. Das schwächt die Innovationskraft der Region und die Produkte unserer Firmen überaltern. Wenn dann die nächste große disruptive Veränderung kommt, kommen die Lösungsangebote dann nicht mehr aus unserer Region und der Wohlstand entsteht woanders.“

Die Erwartungen der Unternehmen sind wieder in den Keller gefallen: Nur noch 14 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten Monaten verbessern wird, immerhin 54 Prozent glauben, dass sie gleich bleibt, aber 32 Prozent gehen davon aus, dass sie sich verschlechtert.

Nach Einschätzung der IHK ist das Grundvertrauen in die Handlungsfähigkeit der Politik bei den Unternehmen in der Breite erschüttert. Um dieses Vertrauen wieder aufzubauen, braucht es entschlossenes Handeln, echte Beschleunigungen bei den Verfahren und einen in den Unternehmen spürbaren Abbau von Bürokratie, mahnt die IHK. „Anstatt immer neuer wohlfeiler Sonntagsreden zum Bürokratieabbau ist jetzt ambitioniertes und pragmatisches Vorgehen angesagt. Und das vor allem bitte endlich schnell“, so Buck abschließend.

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