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Schlag gegen Auto-Hehler Bande

Bild: Kim Enderle

In den vergangenen Monaten ist der Staatsanwaltschaft sowie der Polizei ein empfindlicher Schlag gegen eine international agierende Hehlerbande gelungen, die in Verdacht steht, zumindest seit März 2019 einen Handel mit hochwertigen Kraftfahrzeugen betrieben zu haben, die sowohl im Inland als auch im europäischen Ausland gestohlen, unterschlagen oder durch Betrug erschlichen worden waren.

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Bereits Anfang 2021 wurde die Kriminalpolizei Friedrichshafen auf die deutsch-serbische Tätergruppierung aufmerksam, nachdem ein Mitglied versucht haben soll, einen in München rechtswidrig erlangten Audi mit einer neuen Ravensburger Zulassung in Stuttgart zu verpfänden. Die Spur der darauffolgenden Ermittlungen brachte die Kriminalbeamten zu der Erkenntnis, dass eine organisierte Gruppierung, die nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen strukturiert und gewinnorientiert zusammengewirkt haben soll, hinter dieser und einer Vielzahl von weiteren Taten steckt. In der Folge wurden über ein Jahr unter Leitung der Staatsanwaltschaft Ravensburg umfassende verdeckte Überwachungsmaßnahmen gegen die Gruppierung durchgeführt. Zudem fand eine enge Zusammenarbeit mit Behörden aus anderen europäischen Ländern, u. a. Serbien und Schweden sowie mit EUROPOL statt.

Im Rahmen der aufwendigen Ermittlungen ergab sich schließlich der Verdacht, dass die hierarchisch strukturierte Tätergruppierung hochwertige Kraftfahrzeuge, unter anderem der Marken Porsche, Ferrari, Mercedes, BMW, Audi, Ford und VW, die aus rechtswidrigen Taten, namentlich Diebstahl, Unterschlagung oder Betrug, herrührten, deutschland- und europaweit gewinnbringend verkauft habe. Dabei sollen die Fahrzeuge vor einem Verkauf technisch manipuliert worden sein, um an diese neue Fahrzeugidentifizierungsnummer anzubringen, und mittels total gefälschter Unterlagen meist in Ravensburg zugelassen worden sein. Die hochpreisigen Fahrzeuge sollen sich während der technischen Manipulationen und der Zulassung, bis zu einem Weiterkauf, oftmals in einer Garage im Stadtgebiet von Weingarten sowie in einer weiteren Garage im Großraum Weingarten befunden haben. Nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen soll die aus über 12 Personen bestehende Gruppierung mit mindestens 27 gestohlenen, unterschlagenen oder betrügerisch erlangten Kraftfahrzeugen im Wert von über 1,7 Millionen Euro Handel betrieben haben. Mehrere Fahrzeuge der Marken Ferrari, Porsche, Mercedes, BMW und Ford, die an Dritte weiterveräußert worden waren, konnten zwischenzeitlich in Deutschland, Schweden, Slowenien und in Serbien sichergestellt werden. Fahrzeuge im Wert von etwa 430.000,- Euro wurden bereits an Berechtigte zurückgeführt.

Im Zuge der Ermittlungen ergab sich durch die Auswertung von Daten aus Kryptohandys, die von ausländischen Ermittlungsbehörden zur Verfügung gestellt worden waren, weiterhin der Verdacht, dass mehrere der teils im Landkreis Ravensburg wohnhaften Mitglieder der Hehlerbande und weitere Personen auch einen schwunghaften Handel mit großen Mengen Betäubungsmitteln, namentlich Marihuana, Haschisch und Kokain, betrieben haben. Dabei konnte aufgrund der Auswertung der Daten sowie der durchgeführten Überwachungsmaßnahmen festgestellt werden, dass jedenfalls seit Oktober 2019 bis Anfang Dezember 2022 mindestens 284 kg Marihuana, knapp 18 kg Haschisch und 5 kg Kokain in den Raum Ravensburg geliefert worden waren und ein Großteil der Betäubungsmittel anschließend im Raum Oberschwaben und im westlichen Allgäu gewinnbringend weiterverkauft wurden. Die als Fahrzeugdepot genutzten Garagen im Stadtgebiet sowie im Großraum Weingarten dienten dabei auch als Betäubungsmittelbunker.

Anfang Dezember 2022 wurden schließlich mehrere Wohnobjekte und Garagen im Stadtgebiet von Ravensburg und Weingarten sowie im Landkreis Ravensburg durchsucht. Dabei konnten die Ermittler beinahe 25 kg Marihuana, knapp 900 Gramm Haschisch, insgesamt 36.000 Euro Bargeld sowie einen im August 2019 in der Schweiz entwendeten Geländewagen Mercedes-Benz im Wert etwa 85.000 Euro sicherstellen.

Ferner konnten im Zusammenhang mit den Durchsuchungen vier Männer im Alter zwischen 35 und 38 Jahren festgenommen werden, die sich seither in Untersuchungshaft in verschiedenen Justizvollzugsanstalten befinden.

Es handelt sich hierbei zum einen um einen mittlerweile 38-jährigen deutschen Staatsangehörigen, der bis zu seiner Festnahme in Ravensburg wohnhaft war. Dieser steht in Verdacht, eine tragende Rolle in der Hehlerbande gespielt und zudem sämtliche Betäubungsmittelbestellungen getätigt sowie die Lieferungen der Betäubungsmittel koordiniert zu haben. Zum anderen handelt es sich um einen 37-jährigen Griechen, der ebenfalls in Verdacht steht, Teil der Hehlerbande gewesen zu sein und auch gemeinsam mit seinem 38-jährigen Mittäter aus Ravensburg einen schwunghaften Handel mit Marihuana, Haschisch und Kokain betrieben zu haben. Ein weiterer mittlerweile 38-jähriger Deutscher, der bis zu seiner Festnahme im Allgäu wohnhaft war, ist verdächtig, größere Mengen Betäubungsmittel von dem 38-Jährigen aus Ravensburg und dessen Mittäter abgenommen und diese wiederum gewinnbringend an seine Abnehmer verkauft zu haben. Weiterhin ist ein 35-jähriger serbischer Staatsangehöriger verdächtig, in mehreren Fällen Marihuana im zweistelligen Kilobereich sowie Haschisch an den 38-Jährigen aus Ravensburg und dessen Mittäter geliefert zu haben, zuletzt am 01.12.2022.

Gegen die vier dringend Tatverdächtigen hat die Staatsanwaltschaft Ravensburg Ende März 2023 Anklage beim Landgericht Ravensburg erhoben, unter anderem wegen mehrerer Fälle des unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge und wegen gewerbsmäßiger Bandenhehlerei sowie banden- und gewerbsmäßigen Urkundenfälschung.

Die Ermittlungen gegen weitere 20 Tatverdächtige dauern nach wie vor an. Davon stehen 18, teilweise im europäischen Ausland ansässige Personen, u.a. in Verdacht, Teil der Hehlerbande gewesen zu sein. Gegen weitere Personen wird wegen einer Beteiligung an den Betäubungsmitteldelikten ermittelt.

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