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Overtime-Krimi vor über 8000 Zuschauern: Towerstars haben Finaleinzug vor Augen

Knapp und spektakulär ging es am Donnerstagabend in Krefeld zu. Am Ende feierten die Towerstars vor über 8000 Zuschauern den dritten von vier erforderlichen Siegen für den Einzug ins Finale. Bild: F.Enderle

Was für ein Eishockeyabend! Die Ravensburg Towerstars haben sich nach einem 1:4 Rückstand bis zur 47. Minute mit starker Moral ins Spiel zurückgekämpft und am Ende einen 5:4 Sieg nach Verlängerung gefeiert. Damit können die Oberschwaben am Samstagabend auf eigenem Eis den Einzug in das DEL2 Finale perfekt machen. 

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Die Towerstars liefen in selber Besetzung auf wie am Dienstag, lediglich auf der Backup-Torhüter Position gab es eine Änderung. Für den angeschlagenen Ben Meisner reiste das Ravensburger Eigengewächs Nico Wiens an, das inzwischen für die U20 des ERC Ingolstadt zwischen den Pfosten steht. Dass die Gastgeber vor der Kulisse von 8029 Zuschauern in der ausverkauften Yayla Arena von Beginn an Gas geben würden, war freilich keine Überraschung. Die Towerstars standen in der eigenen Zone aber konzentriert, auch während einer numerischen Unterzahl in der 5. Minute.

Wieder komplett, verbuchte das Ravensburger Team zunächst durch Robbie Czarnik, eine halbe Minute später durch Sam Herr Riesenchancen auf die Führung. Beide konnten jeweils nach einem Krefelder Abstimmungsproblem in der neutralen Zone frei auf Torhüter Hendrik Hane ziehen, beide Male blieb dieser Sieger. Bitter war das vor dem Hintergrund, dass die Hausherren in der 9. Minute den entscheidenden Tick effektiver waren und Odeen Peter Tufto im Nachschuss zum 1:0 einschlenzte. Es dauerte ein paar Minuten, dann hatten die Oberschwaben den Dämpfer abgeschüttelt. Die Partie war vollkommen ausgeglichen, bis zur ersten Pause blieb es aber beim knappen 1:0.

Zwar startete der zweite Spielabschnitt aufgrund einer Strafzeit gegen Oliver Granz nicht gerade vielversprechend, nach der überstandenen Unterzahl rackerten sich die Towerstars aber schnell ins Spiel hinein und kamen durch Sam Herr nach drei Minuten zum verdienten Ausgleich. Der Towerstars Kapitän setzte in der Halbdistanz zum Handgelenkschuss an und die Scheibe zischte über die Fanghand von Hendrik Hane zum 1:1 unter die Latte. Die Towerstars waren danach klar überlegen, schnürten ihren Gegner phasenweise im Verteidigungsdrittel ein und erarbeiteten sich hochkarätige Möglichkeiten. Wie schon im ersten Spielabschnitt war die Chancenauswertung allerdings nicht effektiv. Robbie Czarnik setzte den Puck in der 29. Minute an den linken Innenpfosten, wenig später scheiterte Max Hadraschek im Getümmel vor dem Krefelder Tor.

Wie schon im ersten Spieldrittel sollten sich die nicht genutzten Chancen auf der Gegenseite rächen. Einen Schlagschuss konnte Jonas Langmann nur zur Seite abwehren, dort traf im Nachschuss dann Dominik Tiffels zum 2:1. Und es kam noch dicker: 47 Sekunden vor der zweiten Pausensirene erhöhte Davis Koch auf 3:1. Erneut bitter, denn zwei Minuten zuvor hatte Nick Latta völlig frei aus fünf Metern den 2:2 Ausgleich auf dem Schläger.

Es durfte mit Spannung erwartet werden, mit welcher Taktik Towerstars Coach Peter Russell seine Schützlinge mit der schweren Hypothek des 2-Tore-Rückstands zum Schlussabschnitt aufs Eis schicken würde. Die Vorgabe war klar: Ein schneller Anschlusstreffer musste her und Pawel Dronia hätte dies nach nur 28 Sekunden umsetzen können. Er wurde von Sam Herr am rechten Pfosten angespielt, der Puck ging aber über das Tor. Zwei Minuten später kam allerdings schon wieder ein Nackenschlag. Mike Fischer kam auf Höhe des linken Bullypunkts frei zum Schuss und das Spielgerät segelte zum 4:1 in den rechten Torwinkel. Hauchdünn wurde es eine Minute später, als am linken Pfosten ein Puck durch eine minimale Lücke am linken Pfosten durchrutschte. Jonas Langmann konnte den auf der Torlinie liegenden Puck gerade noch rechtzeitig sichern. Die Szene wurde zur Sicherheit per Videobeweis überprüft.

Trotz des ernüchternden Zwischenstands ließen die Towerstars den Kopf aber nicht hängen. Sie spielten die Scheibe unbeirrt nach vorne und wurden für den immer stärker werdenden Druck belohnt. Denis Pfaffengut zog aus halblinker Position ab, Robbie Czarnik hielt die Kelle rein, 4:2. Jetzt wackelten die Pinguine gewaltig, die Towerstars hingegen rochen wieder Lunte und schnürten die Schlinge auch in der 54. Minute immer enger. Wieder brachte Denis Pfaffengut die Scheibe zum Tor, diesmal fälschte Nick Latta unhaltbar ab, nur noch 4:3 und alles war wieder drin.

Zur Schlüsselszene kam es 113 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit. Pinguine-Kapitän Alexander Weiß checkte Robbie Czarnik durchaus gefährlich in die Bande, die Unparteiischen hatten keine Wahl und sprachen eine Strafzeit aus. Towerstars Coach Peter Russell nahm eine Auszeit und koordinierte das bislang wichtigste Powerplay der gesamten Saison. Das Bully wurde gewonnen, der Puck in der gegnerischen Zone gesichert und sofort machte Torhüter Jonas Langmann einem sechsten Feldspieler Platz. Das 6 gegen 4 Powerplay spielten die Oberschwaben dann eiskalt zu Ende. Robbie Czarnik wurde im Slot freigespielt und der platzierte und wuchtige Handgelenkschuss schlug unhaltbar im linken Eck zu 4:4 Ausgleich ein. Die rund 130 Ravensburger Fans, die den weiten Weg nach Krefeld auf sich genommen hatten, waren begeistert. Nach einem 1:4 Rückstand in die Overtime, daran hatten die meisten Eishockeybegeisterten in der knisternden Yayla Arena sicher nicht mehr geglaubt.

Die wahre Dramatik stand den Fans beider Lager aber erst noch bevor. Die ersten Minuten der Verlängerung gehörten klar den Hausherren, die sich am laufenden Band hochkarätige Chancen auf den entscheidenden Treffer erspielen konnten. Entweder ging die Scheibe knapp am Tor vorbei oder Jonas Langmann parierte mit starken Reflexen. Ab der zweiten Hälfte der 1. Overtime war das Spiel aber wieder vollkommen ausgeglichen. Knapp über 75 Minuten waren an diesem Abend gespielt, als es zur alles entscheidenden Szene kam. Im Zweikampf verlor ein Krefelder Spieler seinen Helm und musste folgerichtig zum Wechseln fahren, die kurze Überzahlsituation nutzten die Towerstars eiskalt aus. Pawel Dronia zog entschlossen aus zentraler Position ab, Kapitän Sam Herr verdeckte vor dem Torraum die Sicht und der Puck schlug mit voller Wucht im Netz der Seidenstädter ein. In Sekundenschnelle war eine Traube jubelnder Towerstars auf dem Eis, die Ravensburger Fans im Gästeblock waren aus dem Häuschen und verabschiedeten ihr Team wenig später mit langanhaltenden Jubelgesängen in die Kabine.

Die Towerstars bauten ihre Serienführung damit auf 3:1 aus und haben die Tür zum DEL2-Finale ganz weit aufgestoßen. Am Samstag um 20 Uhr wartet allerdings ein ganz schweres Spiel in der CHG Arena, denn die Krefeld Pinguine werden mit dem Rücken zur Wand erneut hart und entschlossen gegen den ersten von drei Matchpucks der Towerstars kämpfen.

„Das war ein absolut verrücktes Spiel und als Trainer willst du ein Team sehen, das zu keinem Zeitpunkt des Spiels aufgibt. Ich bin unheimlich stolz auf die Jungs, was für einen Charakter sie gezeigt haben. Noch ist aber nichts gewonnen, auf uns wartet am Samstag ein ganz besonders schweres Spiel“, resümierte Towerstars Coach Peter Russell.

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