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Konjunktur kühlt sich ab

Bild: Kim Enderle

Energiekrise, Materialengpässe, weltweite Unsicherheiten: Mittlerweile schlagen sich diese Einflüsse auf die Wirtschaftslage in der Region Bodensee-Oberschwaben nieder. Die aktuelle Geschäftslage liegt trotz Verschlechterung gegenüber dem Frühjahr noch auf einem vergleichsweise guten Niveau, die Erwartungen dagegen brechen deutlich ein.

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„Die Abkühlung kommt nicht überraschend, aber die Wirtschaftslage ist aktuell trotz allem noch stabil“, so Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK), zu den Ergebnissen der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage*. Diese wurde von Ende September bis Mitte Oktober dieses Jahres durchgeführt.

Grafik: IHK

Die Folgen des Krieges in der Ukraine bremsen die Erholung der Wirtschaft nach der Coronakrise demnach merklich aus. Die Umsätze der regionalen Unternehmen haben in den vergangenen Monaten nachgegeben, was auch die Ertragslage drückt. Immerhin noch 42 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, im Frühjahr waren das allerdings noch 55 Prozent. Weitere 50 Prozent sind zufrieden, acht Prozent beurteilen ihre Geschäftslage als schlecht – dies sind sogar etwas weniger als im Frühjahr. Dieser noch immer recht ordentlichen aktuellen Geschäftslage steht allerdings eine ungewisse Zukunft gegenüber: In diese blicken die Unternehmen überwiegend sorgenvoll und skeptisch.

„Bei den Risiken für die zukünftige Geschäftsentwicklung nehmen die Energiepreise existenzbedrohende Ausmaße an. Das gilt nicht mehr nur für die energieintensive Industrie, sondern für die ganze Breite der Wirtschaft.“

Martin Buck, Präsident IHK Bodensee-Oberschwaben

„Die von der Bundesregierung angekündigten Preisbremsen und Unterstützungsmaßnahmen sind deshalb ein wichtiges Signal, um mit den enormen wirtschaftlichen Belastungen umzugehen. Ohne Energie kann keine Wirtschaft laufen. Deshalb müssen wir alles daransetzen, das Energieangebot weiter zu steigern“, sagt Martin Buck.

Neben den erdrückenden Energiepreisen machen den Unternehmen weiterhin die hohen Preise für Rohstoffe zu schaffen. Auch die Nachfrage aus dem Inland wurde aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der hohen Inflationsrate zu einem weiteren Risikofaktor für die Unternehmen.

Lage gegenüber Frühjahr weiter verschlechtert
Die Erwartungen der regionalen Unternehmen waren schon im Frühjahr deutlich eingetrübt. Angesichts der großen Kostenbelastungen und stark einknickender Auftragseingänge stürzen sie jetzt regelrecht ab. Nur noch 15 Prozent der Unternehmen sind zuversichtlich, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten Monaten verbessern wird, 45 Prozent vermuten, die Geschäftslage würde gleich bleiben. 40 Prozent der Unternehmen jedoch rechnen mit einer Verschlechterung der eigenen Geschäftsentwicklung. Auch die Exportaussichten können die weitere Entwicklung nicht stützen.

Angesichts dieser negativen Vorzeichen werden die Investitionspläne zurückgefahren. Investitionsgründe bleiben Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und im Bereich der Digitalisierung. Maßnahmen zur Kapazitätserweiterung werden zurückgestellt. Ebenso fallen die Beschäftigungspläne zurückhaltender aus: Noch 18 Prozent der regionalen Unternehmen suchen weiteres Personal, 23 Prozent rechnen mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl. Die große Mehrheit, 58 Prozent, will ihren Personalbestand jedoch beibehalten. Der Beschäftigungsaufbau wird sich damit zwar verlangsamen, mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen ist aber zunächst nicht zu rechnen, so die Einschätzung der IHK. Denn trotz des sich abschwächenden Konjunkturverlaufs ist der Fachkräftemangel mit 63 Prozent der Nennungen Geschäftsrisiko Nummer 2 über alle Branchen hinweg. „Das Halten unserer Fachkräfte sowie die Mobilisierung weiterer Potenziale sind unverändert von größter Wichtigkeit. Wir werden daher weiterhin entsprechende Maßnahmen durchführen, besonders zur Gewinnung von Auszubildenden. Dazu zählt beispielsweise die Aktion Sommer der Berufsausbildung oder die Gewinnung von Auszubildenden aus der Türkei“, so IHK-Präsident Buck abschließend.

 

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