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Digitalisierung in der Lehrerbildung

WEINGARTEN
Die Digitalisierung prägt und verändert zunehmend das Leben und Arbeiten der Menschen in Deutschland und in der ganzen Welt. Schulen als zentrale Orte der Bildung und Erziehung sind daher gefordert, den jungen Menschen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, damit sie sich reflektiert und auf einer gesicherten Informationsbasis in der Lebens- und Arbeitswelt von heute und morgen bewegen können. Eine moderne technische Ausstattung der Schulen allein reicht dafür nicht aus.

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Nur mit einem guten pädagogischen Konzept und entsprechend qualifizierten Lehrkräften kann die digitale Technik ihr Potenzial im Unterricht voll entfalten“, schreibt das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg auf seiner Internetseite. Diesem Anliegen gerecht wird das Forschungsprojekt TPACK 4.0, in dessen Rahmen sich die Pädagogische Hochschule Weingarten (PH) seit November vergangenen Jahres mit der interdisziplinären, praxisorientierten und forschungsbasierten Förderung mediendidaktischer Kompetenzen von Lehrkräften beschäftigt. Das Projekt wird in enger Kooperation mit der an der Universität Tübingen angesiedelten Tübingen School of Education (TüSE) durchgeführt und ist bis zum 31. März 2021 befristet. Gefördert wird TPACK 4.0 mit Mitteln in Höhe von 1,2 Millionen Euro aus dem Programm „digital@bw: Digitalisierung in der Lehrerbildung“ des baden-württembergischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

„Wir möchten Lehrkräfte fit machen für eine didaktisch sinnvolle Nutzung digitaler Medien im fachbezogenen Unterricht“, sagt Dr. Sarah Lukas, Juniorprofessorin im Fach Pädagogische Psychologie, bei der die Projektleitung seitens der PH liegt. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden innovative Strukturen, Formate, Lehrinhalte und -angebote in der Lehrerbildung entwickelt und beforscht – mit dem Ziel, eine integrierte und standortübergreifende Medienbildung von Lehrkräften in der ersten Phase der Lehrerbildung zu etablieren. TPACK, das „Technological Pedagogical Content Knowledge“, beschreibe das Wissen über didaktische Funktionen und Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien im Unterricht. „Bislang hat dies im Lehramtsstudium eine eher untergeordnete Rolle gespielt“, gibt der Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Jörg Stratmann zu bedenken. Jetzt werde gemeinsam mit der TüSE ein fachübergreifendes mediendidaktisches Modul entwickelt, welches dann an beiden Hochschulen in zentrale Fachdidaktiken der großen Lehramtsfächer für die Sekundarstufe implementiert werde. „Wir streben dabei eine intelligente Verzahnung von Theorie und Praxis in der Medienbildung an“, so Stratmann. Auf didaktischer Ebene werde hierzu die Inverted Classroom Methode genutzt, in der die üblichen Lernaktivitäten (Wissensvermittlung, Praxisphasen) innerhalb und außerhalb von Veranstaltungen umgedreht werden. Die Wissensvermittlung der medienpädagogischen beziehungsweise mediendidaktischen Theorien erfolge flexibel, ortsunabhängig und selbst-reguliert in computergestützten individuellen Selbststudiums-Phasen. Die schrittweise Annäherung an die medienbasierte Unterrichtspraxis werde durch geleitete Praxisphasen in Lehr-Lern-Laboren umgesetzt.

„Aktuelle digitale Technologien bieten zahlreiche neue pädagogische Chancen und Ansatzmöglichkeiten, um Schulunterricht wirksamer zu gestalten, zu bereichern und individualisierte Lernprozesse zu erleichtern“, ist Sarah Lukas überzeugt. Den Lehrkräften komme eine entscheidende Rolle zu. Sie müssten die neuen Inhalte vermitteln, neue technische und methodische Möglichkeiten aufgreifen und auch kritische Aspekte dieser dynamischen Entwicklung stets im Blick behalten. Bei TPACK 4.0 gehe es daher nicht nur um die Entwicklung einer Rahmenkonzeption zur Medienbildung von Lehramtsstudierenden, sondern auch um entsprechende Professionalisierungskonzepte für alle Lehrpersonen.

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