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Wirtschaft und Business

Bütikofer besucht Rafi

Welche politischen Rahmenbedingungen braucht ein deutscher Mittelständler, der weltweit tätig ist? Darüber diskutierten (v.l.n.r.): Markus Folz, Bereichsleiter Organisationsentwicklung, Personal- und Qualitätsmanagement, Geschäftsführer Albert Wasmeier, der grüne Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer, Manne Lucha MdL und Geschäftsführer Dr. Lothar Seybold. Bild: B90/Diei Grünen

BERG
Manne Lucha hatte die Idee: „Wenn Büti zum Wahlkampf nach Ravensburg kommt, muss er vorher unbedingt zu Rafi“. Das Rafi-Management zögerte nicht lange und griff Luchas Vorschlag, ihr „Vorzeigeunternehmen“ zu besuchen gerne auf, um Reinhard Bütikofer ganz direkt zu sagen, was an der europäischen und deutschen Industriepolitik aus ihrer Sicht verbesserungswürdig ist. Bütikofer ist vom Fach: lange Jahre Bundesvorsitzender der Grünen, seit 2012 Vorsitzender der Europäischen Grünen und seit 10 Jahren im Europäischen Parlament, setzt sich der Politiker dort insbesondere ein für eine nachhaltige Wirtschafts- und Industriepolitik und für eine europäische Außenpolitik, die Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Solidarität, Multilateralismus und Sicherheit verbindet.

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Die Geschäftsführer Albert Wasmeier, Dr. Lothar Seybold und Bereichsleiter Markus Folz wiederum schilderten aus ihrer Sicht, mit welchen Herausforderungen das Management einer heimischen Firma mit mehr als 2500 Mitarbeitern an 11 Standorten weltweit zu kämpfen hat. Auf europäischer Ebene beklagten Wasmeier und seine Kollegen den „Regulierungsdschungel“. Bütikofer erkannte dies durchaus an, erinnerte aber daran, dass die europäische Ebene einen Rahmen setze, die Umsetzung in nationales Recht aber sehr verschieden sein könne. Auch beim Thema setzten die Gesprächspartner verschiedene Schwerpunkte. „Der Sinn und Zweck von Datenschutz ist uns klar“, so Geschäftsführer Wasmeier über die Datenschutzgrundverordnung, „die Auswüchse sind es, die uns stören. Wir wollen optimalen Datenschutz, aber nicht so, dass wir dabei nicht mehr zum Produzieren kommen.“

Bütikofer erinnerte daran, dass die Verordnung im kommenden Jahr evaluiert werde, um herauszufinden, was gut und was nicht gut gelaufen sei. „Dann werden wir nachsteuern“. Er wies aber auch darauf hin, „dass wir mit Stolz sagen können, dass wir damit weltweite Standards gesetzt haben“. Über die Frage, wie eine einheitliche Regelung des Mindestlohns sich auswirkt, zur Entsenderichtlinie und zur Erbschaftssteuer bis hin zur Energiewende und zu Energiekosten ging die Diskussion weiter. Bütikofer, Kenner der chinesischen Industriepolitik, wollte von den Rafi-Managern wissen, wie ihre Erfahrungen dort sind und diskutierte mit ihnen ausführlich die Rolle der europäischen Industrie zwischen China und den USA. Auch aus wirtschaftlicher Hinsicht sei es unerlässlich, dass Europa immer stärker mit einer Stimme spreche und sich nicht auseinanderdividieren lasse, so Bütikofer: „Wir können deutsche Interessen weltweit nur vertreten, wenn wir sie als europäische Interessen vertreten“.

 

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