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Zwischen Berufs- und Hochschule

Bild: RWU

WEINGARTEN
Nach dem Ende der Schulzeit stellen sich viele die Frage: Ausbildung oder Studium? Elia Spöttle, Maurice Jäck, Marco Rönsch und Ralf Ziemann mussten diese Wahl nicht treffen, denn sie entschieden sich für ein ausbildungsintegrierendes Studium an der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU). Seit September werden die vier Studenten in ihrem Lehrbetrieb ausgebildet. Ab dem Sommersemester 2020 sind sie die Ersten, die ihr ausbildungsintegrierendes Studium im Bereich Maschinenbau an der RWU beginnen.

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Bei der ausbildungsintegrierenden Studienvariante kann innerhalb von viereinhalb Jahren neben dem akademischen Abschluss „Bachelor of Engineering“ auch einen Abschluss in einem IHK-Ausbildungsberuf erworben werden. Um sich an der Hochschule für einen ausbildungsintegrierten Studienplatz im Bereich Maschinenbau oder Fahrzeugtechnik zu bewerben, müssen sich die Studieninteressierten zuerst einen Ausbildungsplatz suchen.

„Ich wollte immer ein Studium mit starkem Praxisbezug und habe mir deshalb verschiedene Studienmodelle angeschaut“, erzählt Elia Spöttle. Als er hörte, dass die ausbildungsintegrierende Studienvariante auch an der RWU angeboten werden soll, entschied er sich spontan dafür. „Für mich lohnt es sich, ein Jahr zusätzlich zu investieren um dann, neben einem Bachelorabschluss auch eine abgeschlossene Ausbildung zu haben“, sagt er. Inzwischen hat Elia Spöttle seine erste Ausbildungseinheit zum Zerspanungsmechaniker bei der Intratec Schmock GmbH begonnen.

Das Wissen aus der Ausbildung verleiht im Studium Sicherheit
Damit das neue Studienmodell an der RWU funktioniert, arbeiten die Gewerbliche Schule Ravensburg, die Ausbildungsbetriebe und die Hochschule Ravensburg-Weingarten eng zusammen. „Auch für uns als Unternehmen bietet das Modell Vorteile“, sagt Kilian Berger, Geschäftsführer der Intratec Schmock GmbH. Er freut sich, wenn die Studierenden neue Impulse aus den Vorlesungen mitbringen.

Eine große Umstellung, den Ausbildungsbetrieb gegen den Hörsaal zu tauschen, ist es für die vier jungen Männer nicht. „Beides hat seinen Charme“, findet Maurice Jäck, der seine Ausbildung zum Industriemechaniker bei der EBZ Gruppe, Ravensburg absolviert. Außerdem sei man durch die Ausbildung bereits mit der Materie vertraut. „Das Wissen, das wir in der Ausbildung bekommen, gibt einem ein sicheres Gefühl für das Studium“, so Maurice Jäck.

Zwar könne es bei Unterrichtsthemen, wie beispielsweise den Werkstoffwissenschaften, zu Dopplungen kommen, die Herangehensweise unterscheide sich jedoch, erzählt Professor Dr. Michael Niedermeier. Der Studienkoordinator ist an der RWU für die Organisation des neuen Studienmodells zuständig. „In der Ausbildung lernt man die technische Anwendung der Werkstoffe. Im Studium geht es dann um die wissenschaftliche Tiefe – wie die Werkstoffe aufgebaut sind oder die Entwicklung neuer Verarbeitungs- und Anwendungsmöglichkeiten.“

In den Ausbildungsbetrieben arbeiten die vier Studierenden zusammen mit den anderen Auszubildenden. So können sie ihr Handwerk von der Pike auf lernen, kennen alle Grundlagen aus der Praxis und können später auch Abläufe und Zusammenhänge in der Fertigung besser einschätzen. „Die Tiefe, die wir durch unsere Praxis bekommen ist etwas Besonderes“, finden sie.

Im fünften Semester folgt die Ausbildungsprüfung
Einen Unterschied zu einer klassischen Ausbildung in den Betrieben gibt es jedoch: Die Vier haben ihre Ausbildung mit dem zweiten Lehrjahr begonnen. „Unsere Lehrzeit ist etwas gestraffter“, sagt Marco Rönsch. Er absolviert seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker ebenfalls bei der Intratec Schmock GmbH. Nach den wechselnden Einheiten zwischen Hochschule und Betrieb werden die Studierenden im fünften Semester ihre IHK-Ausbildungsprüfung ablegen.

Den Abschluss des Studiums bildet die Bachelorarbeit, die an der Hochschule oder in Kooperation mit dem Ausbildungsbetrieb angefertigt wird. „Wir müssen etwas mehr lernen, als die anderen Auszubildenden, aber bisher kriegen wir es gut hin“, ergänzt Ralf Ziemann. Er lässt sich neben dem Studium an der RWU zum Industriemechaniker bei der EBZ Gruppe, Ravensburg ausbilden. Unterstützung erhalten die Vier auch von ihrem Betrieb, den Ausbildern und ihren Lehrern an den Gewerblichen Schulen. Mit dem Ausbildungsvertrag sei man eine Verpflichtung gegenüber dem Betrieb eingegangen, so die Studenten. „Wenn einem der Bereich liegt, ist es eine tolle Chance.“

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