In Deutschland engagieren sich rund 31 Millionen Menschen in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl. Auch die Caritas Bodensee-Oberschwaben kann aktuell auf die Unterstützung durch rund 1000 Ehrenamtliche bauen. „Ohne deren tatkräftiges Engagement wären einige unserer wichtigen Angebots- und Projektbereiche nicht funktionsfähig“, sagte Angelika Hipp-Streicher, Caritas-Fachleitung Familie und Integration, bei einem Netzwerktreffen Ehrenamt in Ravensburg.
Die Caritas bietet in ihren zahlreichen Projekten im Landkreis Ravensburg und im östlichen Bodenseekreis vielfältige Möglichkeiten für eine sinnerfüllte ehrenamtliche Tätigkeit. „Interessierte haben die Chance, ein Projekt nach einem Themenschwerpunkt, nach regionalen Gesichtspunkten oder einfach nach dem ihnen zur Verfügung stehenden Zeitkontingent auszuwählen“, so Angelika Hipp-Streicher. Vor zwei Jahren wurde das Caritas-interne Netzwerk Ehrenamt ins Leben gerufen. In dessen Rahmen treffen sich Ehrenamtskoordinatoren von allen Caritas-Standorten zweimal im Jahr, um ehrenamtliche Einsatzmöglichkeiten zu besprechen und sich auszutauschen. „Ehrenamtskoordination ist eine Querschnittsaufgabe für alle Sozialräume“, so Angelika Hipp-Streicher. Das Netzwerk helfe Interessierten dabei, das für sie richtige Ehrenamt zu finden. Dafür wurde auch die übersichtliche Broschüre „Ehrenamt – Machen Sie mit!“ entwickelt, die umfassend über Einsatzmöglichkeiten und Angebote für Ehrenamtliche in den vier Regionen Schussental (Ravensburg/Weingarten), Friedrichshafen, Allgäu (Bad Wurzach, Isny, Leutkirch, Wangen) und Oberschwaben (Aulendorf, Bad Waldsee) informiert sowie aufzeigt, welche Erwartungen an ehrenamtliche Mitarbeiter gestellt werden. „Wir freuen uns über jeden, der mitmacht“, so Angelika Hipp-Streicher.
Die Kinderstiftung Ravensburg beispielsweise sucht derzeit noch 32 Vorleser für ihr Projekt Lesewelten im Landkreis Ravensburg, berichtete Ulrike Schreiner-Luik, Freiwilligenkoordinatorin der Kinderstiftung Ravensburg. Auf freiwillige Helfer hofft auch die Kinderstiftung Bodensee bei der Durchführung von Ferienfreizeiten und der Aktion Adventskalender, so Freiwilligenkoordinatorin Maren Dronia. Und Ehrenamtskoordinatorin Simone Prommer in Weingarten ist auf der Suche nach Freiwilligen, die gerne kochen. „Wir brauchen diese dringend dienstags für den Mittagstisch im CariSINA.“
Auch das Integrationszentrum Weingarten (IZ) ist laut Katrin Tenhumberg, Anlaufstelle interkulturelles Ehrenamt, bei vielen Angeboten auf freiwillige Mitstreiter angewiesen. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von der Deutsch-Nachhilfe über die Unterstützung bei der Arbeitssuche bis hin zu Aktivitäten in der Mitmachwerkstatt „Tüftelei“. Ohne Ehrenamtliche nicht denkbar wäre ebenso der Betrieb des Kontakt-Cafés im „Treff 27 in Ravensburg, einer Anlauf- und Unterstützungsstelle für drogenabhängige Menschen, gab Michaela Hattler von der Suchthilfe zu bedenken. Und auch in den Tafelläden der Caritas lastet ein Großteil der Arbeit auf den Schultern von freiwilligen Helfern. „Rund 200 Ehrenamtliche kümmern sich aktuell um den Betrieb unserer vier Allgäuer Tafeln – einige von ihnen sind seit vielen Jahren mit dabei“, berichtete Ehrenamtskoordinatorin Susanne Pfeffer.
Derzeit zeichne sich in einigen ehrenamtlichen Bereichen ein Generationenumbruch ab, so Angelika Hipp-Streicher. Viele langjährige Ehrenamtliche beendeten ihr Engagement aus Altersgründen. Umso wichtiger sei es, neue Freiwillige für eine Mitarbeit zu gewinnen. Das Ehrenamt sei ein fester Bestandteil in der Organisationsentwicklung der Caritas – auch wenn die Bindungen meist nicht mehr so langfristig seien wie früher. „Wir bieten neben Qualifizierungsmaßnahmen, einem abwechslungsreichen Arbeitsfeld, Information und Anleitung auch feste Ansprechpartner und eine angenehme Arbeitsatmosphäre, so die Caritas-Fachleiterin weiter. Regelmäßige Erfahrungsaustausche sowie gemeinsame Unternehmungen und Ausflüge gehörten gleichfalls dazu. „Und wir pflegen eine Anerkennungskultur.“ Immer wieder gebe es zudem Weiterbildungsseminare und Kurse für Ehrenamtliche, berichtete Susanne Spill, Leiterin des Familientreffs. Am 17. November beispielsweise finde im Caritaszentrum Ravensburg ein kostenfreies Argumentationstraining gegen rechte Parolen statt.
Die Rückmeldungen der ehrenamtlich Engagierten aus ihren Einsatzbereichen seien durchweg positiv, berichteten die Netzwerk-Partner: Viele Freiwillige schätzen vor allem die zwischenmenschlichen Kontakte, das effektive Miteinander, die freien Gestaltungsmöglichkeiten und die flexible Zeiteinteilung. Ehrenamtliches Engagement biete zudem vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten, helfe dabei, für sich selbst feste Tagestrukturen zu schaffen, und sei ein wirksames Mittel gegen Vereinsamung.