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Ravensburg

Neuer Film zum Denkmal der grauen Busse: Kunst macht auf NS-„Euthanasie“ aufmerksam

Bild: ZfP

Im Rahmen der Videoreihe „Gedenkstätten zu NS-Verbrechen“ ist zum bundesweiten Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023 ein Kurzfilm zum Ravensburger Denkmal der grauen Busse entstanden. 

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Im Rahmen der Videoreihe „Gedenkstätten zu NS-Verbrechen“ ist zum bundesweiten Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023 ein Kurzfilm zum Ravensburger Denkmal der grauen Busse entstanden. Das eindrückliche Denkmal der beiden Künstler Horst Hoheisel (Kassel) und Andreas Knitz (Ravensburg) erinnert seit genau 16 Jahren an die Verbrechen, die von medizinischem Personal im Auftrag der NS-Machthaber an Patientinnen und Patienten der ehemaligen Heilanstalt Weissenau begangen wurden.

Der Film entstand als Kooperationsprojekt des Vereins BodenseeKulturraum mit dem Landratsamt Ravensburg, der Stadt Ravensburg und dem Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg.

„Der Massenmord an geistig behinderten und psychisch kranken Menschen durch den NS-Staat wurde – trotz einiger Strafprozesse gegen Verantwortliche – jahrzehntelang kaum thematisiert. Das Werk von Hoheisel und Knitz macht das Schicksal der Deportierten und Ermordeten sichtbar und greifbar; man kann sich ihm im besten Sinn nicht entziehen. Der Kurzfilm stellt das gut dar“, betont der Historiker Dr. Maximilian Eiden, Leiter der Kulturhäuser Landkreis Ravensburg.

Im Film wird von Professor Dr. med. Thomas Müller, dem Leiter des Forschungsbereichs Geschichte der Medizin (ZfP Südwürttemberg / Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm), erläutert, warum das Denkmal auf dem Gelände des Zentrums für Psychiatrie am Standort Weissenau entstanden ist. Es soll der 691 Opfer gedenken, die mit Bussen von Ravensburg auf die Schwäbische Alb nach Grafeneck bei Münsingen und zuletzt nach Hadamar in Hessen gebracht wurden, um dort ermordet zu werden.

Der Künstler und Architekt Andreas Knitz beschreibt die Bedeutung des viergeteilten Kunstwerks, welches die authentische „Alte Pforte“ der Weissenau im Sinne eines „Nie wieder“ blockiert. Denn durch diese Pforte, so Knitz, soll nie wieder ein Bus fahren, der Menschen in ein Vernichtungslager bringt. Die Besonderheit dieses Denkmals ist, dass es ein zweites identisches Exemplar des Betonbusses gibt, das mittlerweile an mehr als 20 Orten im In- und Ausland gewesen ist und mit vielfältigen Aktionen auf die NS-„Euthanasie“ hinweist.

Gunar Seitz, Kurator und Mitinitiator der REGIO|Kunstwege, der seit 2005 gemeinsam mit seiner Partnerin Ragnhild Becker das Projekt der transnationalen Kunstwege vorantreibt, hebt die Bedeutung des Kunstwerks von Hoheisel und Knitz für das Gesamtprojekt hervor: „Die grauen Busse stehen für mich exemplarisch für eine gelungene Verbindung von Erinnerungskultur, Kunst und öffentlicher Aktion.“ Dieses Denkmal sei, so Seitz, ein Leuchtturm auf den OberschwabenKunstwegen, die vom Bodensee bis an die Donau reichen.

Das von der Medienagentur ZUMBLUM aus Niedereschach erstellte Video ist auf dem YouTube-Kanal der REGIO|Kunstwege zu finden: https://youtu.be/GEAK9RycReo

Weitere Informationen zum Projekt der Kunstwege: https://regio-kunstwege.eu

Ein Kurzfilm zum Denkmal für die Opfer der NS-Euthanasie am ZfP Reichenau ist im vergangenen Jahr erschienen und kann ebenfalls auf dem YouTube Kanal der REGIO|Kunstwege angesehen werden: https://youtu.be/pNBM6qUf-JA

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