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Nachbarstädte wollen Potential der Zusammenarbeit stärker nutzen

Ravensburg und Weingarten streben in Zukunft eine engere Zusammenarbeit an und wollen dadurch sowohl wirtschaftliche, als auch organisatorische Effekte nutzen. Da haben die Oberbürgermeister der Kommunen am Donnerstag bekräftigt.

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In einigen Bereichen – durchaus mehr als vielen Bürgern bewusst ist – gibt es zwischen Ravensburg und Weingarten eine enge Zusammenarbeit. Stichworte sind beispielsweise die Verkehrsentwicklung, gemeinsame Gutachterausschüsse, die Bewerbung von Veranstaltung im Rahmen des Formats „Stadt, Land, See“ oder gemeinsame Ausschreibungen. Die wohl erfolgreichste Kooperation findet sich sicherlich in den gemeinsamen Stadtwerke „TWS“ wieder und auch im beim Dauerbrenner Flächenentwicklung und Wirtschaftsförderung sind beide Städte längst mehr Partner als Konkurrenten.

„Wir glauben, dass es noch viel Luft nach oben gibt und wir noch mehr zusammenarbeiten können“, sagte Weingartens Oberbürgermeister Markus Ewald. Potenzial sieht er unter anderem bei den Volkshochschulen. Zwar gibt es einen gemeinsam veröffentlichten Kurs-Katalog, beide Einrichtungen für Erwachsenenbildung arbeiten allerdings in getrennten Strukturen. In Weingarten als Abteilung der Stadtverwaltung, in Ravensburg als Verein. Eine organisatorische Zusammenlegung könnte laut Ewald viele positive Effekte mitbringen und das Angebot stärken – natürlich weiterhin an den eigenen Standorten. Auch die Kultur haben die beiden Oberbürgermeister auf der Agenda. Nach dem Ende der Veranstaltungsgesellschaft „li.Ra“ scheint das besonders logisch. „Weingarten hat sich insbesondere im Klassikbereich etabliert, Ravensburg hat dafür eine starke Kleinkunst- und Musikszene. Warum bündeln wir die Kompetenz bei der Vermarktung von Veranstaltungen und Events nicht“, bekräftigte OB Markus Ewald. Die Zielgruppe würde sich bei Veranstaltungen seit vielen Jahren vermischen. Noch immer gäbe es aber keine Möglichkeit, Veranstaltungstickets für die Nachbarstadt vor Ort zu erwerben. Die OB´s beider Städte wollen daher intensiver überlegen, das Kultur-Angebot und auch die grundverschiedenen Veranstaltungsräumlichkeiten für ein gemeinsames Marketing zu nutzen.

Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp rief in Erinnerung, dass Ravensburg und Weingarten durch den Gemeindeverband Mittleres Schussental – kurz GMS – schon seit Jahren erfolgreich zusammenarbeiten. Wichtigste Projekte des GMS, an dem neben Ravensburg und Weingarten auch Baienfurt, Baindt sowie Berg beteiligt sind, sind derzeit die Verkehrsentwicklung, Verminderung von Lärmemissionen und nicht zuletzt der Klimaschutz.

Bei den Baubetriebshöfen sieht Daniel Rapp ebenfalls viel Potenzial. „In Ravensburg und Weingarten macht man da einen sehr guten Job, aber das geht noch besser“, sagte Rapp und nannte ein konkretes Beispiel. „Es wäre doch zu überlegen, ob im Winter ein Schneepflug die Gartenstraße entlang fährt und eben nicht wie bisher am Ortschild von Weingarten wieder umdreht.“ Da Ravensburg zunächst für sich selbst eine Neuordnung der Betriebshöfe in den Ortschaften anstrebt, soll das Thema einer weiteren Zusammenarbeit der Baubetriebshöfe von Weingarten und Ravensburg aber erst im ersten Halbjahr 2021 auf den Tisch kommen. Ein eigener Ausschuss soll dann seine Arbeit aufnehmen und die Möglichkeiten ausloten. „Auch wenn wir uns dadurch mehr Wirtschaftlichkeit versprechen, muss man sich über einen Stellenabbau keine Sorgen machen“, sagte Markus Ewald und ergänzte: „Ganz im Gegenteil. Die Kommunen müssen immer mehr Aufgaben übernehmen und schon jetzt haben wir Fachgebiete, in denen Stellen unbesetzt sind.“

„Schon der Blick auf die Landkarte zeigt, wie sinnvoll eine Zusammenarbeit beider Städte ist“

Markus Ewald, Oberbürgermeister Stadt Weingarten

Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp sieht bei der Partnerschaft mit Weingarten sogar die Vision, die Hebesätze der Gewerbesteuer auf ein gemeinsames Level zu bringen. Ein „gemeinsamer Wirtschaftsraum“ könnte so die Entwicklung der Unternehmen besser steuerbar machen. Nicht unwichtig ist das vor dem Hintergrund, dass der Zuzug von Unternehmen aufgrund fehlender Gewerbeflächen auf beiden Gemarkungen in hohem Maße begrenzt sind. Daniel Rapp räumte hier auch gleich ein immer wieder gehegtes Vorurteil aus dem Weg. „Unsere Wirtschaftsförderer betreiben trotz Wettbewerb keine Abwerbung, sondern vermitteln sogar die Kontakte.“

Möglichkeiten und Potenzial für eine enge Zusammenarbeit der beiden größten Kreisstädte im Schussental gibt es reichlich und Daniel Rapp sieht darin auch eine Zukunftsperspektive. „Die symbolischen Zäune zwischen beiden Städten sind nicht mehr so hoch wie vor 20 Jahren“. Sowohl Rapp, als auch sein Kollege Markus Ewald geben bei allen Überlegungen aber dennoch im Einklang zu bedenken. „Eine tiefere Zusammenarbeit beider Kommunen muss auch gewollt sein – sowohl von den Bürgern, als auch den jeweiligen Gemeinderäten.“

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