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Lebendiger Ort der Unterstützung, Begegnung und Beteiligung

Beim „Tag der Begegnung“ im Rahmen des Welfenfests 2023 lud das Integrationszentrum in ein interkulturelles Wohnzimmer ein. Bild: Caritas

Vor sechs Jahren wurde das Integrationszentrum Weingarten eröffnet. Die für alle Bürgerinnen und Bürger der Welfenstadt offene Einrichtung ist längst zu einer wichtigen Anlaufstelle für Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund und zu einem lebendigen Ort des Miteinanders und der Beteiligung geworden. Hier wirken unterschiedliche Fachkräfte unter einem Dach erfolgreich zusammen und tragen zum Gelingen der Integrationsarbeit in Weingarten bei. 

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„Unser gemeinsames Ziel ist es, Personen, die zu uns kommen, menschenwürdig aufzunehmen und ihnen Integrationschancen zu bieten“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Constanze Rauch, Leiterin des Dienstes Familie und Migration der Caritas Bodensee-Oberschwaben. Das Integrationszentrum wird von der Stadt Weingarten und der Caritas Bodensee-Oberschwaben als Trägergemeinschaft geleitet und von der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der Franziskanerinnen von Reute, der Katholischen und Evangelischen Kirchengemeinde in Weingarten sowie von weiteren Kooperationspartnerschaften gefördert. In einer zweimal jährlich tagenden gemeinsamen Steuerungsgruppe werden Impulse für die strategische und inhaltliche Ausrichtung des Integrationszentrums abgestimmt. Die Einrichtung ist umfassend mit Migrantenorganisationen, Vereinen und Bildungseinrichtungen vernetzt. Es gibt regelmäßige Netzwerktreffen.

„Die Leitung des Hauses wird von der Caritas und von der Stadt Weingarten verantwortet“, berichtet Constanze Rauch. Sie ist zusammen mit Sabine Weisel von der Stadt Weingarten für die Koordination der unterschiedlichen Fachdienste, deren Vernetzung und den Aufbau von Kooperationen im Sozialraum verantwortlich.

Zu den Aufgaben der Caritas gehören die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte – hier wurden im vergangenen Jahr 370 Beratungsgespräche geführt und 179 Klientinnen und Klienten beraten. Weitere Dienste sind das Integrationsmanagement und die interkulturelle Begegnungsarbeit. Die Caritas unterhält im Integrationszentrum eine Anlaufstelle für interkulturelles Ehrenamt und setzt zahlreiche Projekte um. „Eine Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern aus unterschiedlichen Kulturkreisen unterstützen die Fachdienste und bieten unterstützende Angebote“, betont Constanze Rauch.

Integrationsmanagement bald mit verkürzten Beratungszeiten
Allein im vergangenen Jahr führten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Integrationsmanagements – derzeit mit einem Beschäftigungsumfang von 2,4 Stellen – mehr als 2.000 dokumentierte Beratungen durch. 466 Klientinnen und Klienten wurden betreut, darunter 185 Minderjährige. Für 281 Personen wurden Integrationspläne neu erstellt oder weiterentwickelt, 1.007 wurden an Regeldienste weitergeleitet. „Die Geflüchteten erhalten Orientierung im deutschen System und werden von uns in Regelangebote vermittelt“, berichtet Integrationsmanagerin Svenja Labor. „Wir fördern ihre Selbständigkeit und stärken ihre Teilhabe in der Gesellschaft.“ Finanziert wird das Integrationsmanagement durch das Land. Die Finanzierungsgrundlage ist jedoch nicht auskömmlich, daher unterstützen die Stadt und die Caritas mit einem Förderanteil. Eine neue Verwaltungsvorschrift des Sozialministeriums, die ab 2025 für das Integrationsmanagement nur eine begrenzte Beratungszeit von drei Jahren, in Härtefällen vier Jahren, vorsieht, stellt die Managerinnen und Manager vor große Herausforderungen. „Da zahlreiche Regeldienste vor Ort durch die große Zahl von Geflüchteten mit deren Integration in die Systeme überfordert sind, brauchen viele Angelegenheiten lange Zeit, bis es vorangeht und Lösungen gefunden werden“, so Svenja Labor. „Wir müssen die Beratungssuchenden, die künftig aus der Beratung rausfallen, verstärkt darauf vorbereiten und auf ihre Verselbständigung hinarbeiten“, so Svenja Labor.

Teilhabe und Begegnung: viele Angebote und Aktionen
Im Integrationszentrum Weingarten engagieren sich aktuell 64 Menschen ehrenamtlich in der Teilhabe- und interkulturellen Begegnungsarbeit. „Auch immer mehr Geflüchtete begeistern sich für das Ehrenamt“, berichtet Constanze Rauch. Projekte wie das wöchentliche Café international, Lernbegleitung und Unterstützung bei Deutschkursen oder die Fahrradwerkstatt erfahren regen Zuspruch. Interkulturelle Begegnungsaktionen wie beispielsweise Frühstückstalk, Mutter-Kind-Sprach- oder Kreativtreff, Schwimmkurse oder Spielwiese erfreuen sich großer Beliebtheit. Gut besucht sind auch die beim Integrationszentrum angesiedelte Kreativwerkstatt „Tüftelei“ der Kinderstiftung Ravensburg und deren Projektgruppen. Das Integrationszentrum beteiligt sich zudem an den Interkulturellen Wochen, am Tag der Begegnung beim Welfenfest, am Toleranzlauf und Weltflüchtlingstag. Der interkulturelle Märchenwald in der Vorweihnachtszeit und die bepflanzten Heimatkisten begeistern immer wieder Akteure und Gäste.

Große Herausforderungen

Neben dem Alltagsbetrieb beschäftigt sich die Trägergemeinschaft ganzjährig mit strategischen Überlegungen zur nachhaltigen Verstetigung des Integrationszentrums. Im Zuge globaler Krisen und Geschehnisse sowie des anhaltenden Kriegsgeschehens bleiben die Zuzüge Geflüchteter konstant. Dies wirke sich auf die Arbeitsbelastung der Dienste aus und erfordere vermehrt ein gutes Schnittstellenmanagement, gibt Angelika Hipp-Streicher, Caritas-Fachleitung Soziale Hilfen, zu bedenken. Hinzu kämen eine sich verändernde Förderlandschaft und eine spürbare gesellschaftliche Trendwende. „Wir laufen Gefahr, wertvolle Spiel- und Handlungsräume zu verlieren und an die Grenzen unserer eigenen Leistungsfähigkeit zu gelangen.“ Dennoch wolle man am Integrationszentrum und der dahinterstehenden Philosophie festhalten. „Wir möchten gemeinsam an der Vision eines solidarischen und inklusiven Miteinanders weiterarbeiten.“ Dazu gibt die Caritas ihren Beitrag indem Sie über kirchliche Fördermittel und Spendenmittel  die Aufgaben im Bereich interkulturelles Ehrenamt, Begegnungsarbeit und Zusatzfinanzierung des Integrationsmanagement seit Beginn eigenständig finanziert. Diese Angebote tragen dazu bei, dass die Erfolgsquote gelingender Integration stabil bleibt.

INFO: Kontakt Integrationszentrum: Liebfrauenstraße 25, 88250 Weingarten, Elisa Endres (Verwaltung), Telefon 0751 999234-10, endres@caritas-bodensee-oberschwaben.de.

Die Caritas ist in ihrer Arbeit auf Spenden angewiesen. Wer helfen möchte: Caritas Bodensee-Oberschwaben, Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE30 3702 0500 0001 7906 00, Swift-BIC: BFSW DE33 XXX. www.caritas-bodensee-oberschwaben.de

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