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IHK-Umfrage: Handel bilanziert „Glanzloses Weihnachtsgeschäft“

Archivbild: F.Enderle

Das Weihnachtsgeschäft 2023 ist für die große Mehrheit des innerstädtischen Einzelhandels, auch in der IHK-Region Bodensee-Oberschwaben, unbefriedigend verlaufen. Dies ergab eine Trendumfrage der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) für die drei Landkreise Bodenseekreis, Ravensburg und Sigmaringen.

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Deutlich wurde, dass vor allem die Umsatzentwicklung in den Adventswochen bis Heiligabend überwiegend sehr unbefriedigend verlief. Dazu Bernhard Nattermann, Experte für den Einzelhandel bei der IHK Bodensee-Oberschwaben: „Eine wichtige Ursache dafür war das eher mäßige Wetter. Die Konsumstimmung insgesamt war aber von einer deutlichen Kaufzurückhaltung geprägt. Die Inflationsentwicklung sowie die vielfachen Krisenherde schlagen den meisten Menschen aufs Gemüt und in Folge halten sie ihr Geld zusammen.“ Dies beobachte man auch im Onlinehandel.

Die Studie ergab allerdings zugleich eine zunehmende Bedeutung des Nachweihnachtsgeschäfts. Nattermann: „Das beobachten wir bereits seit mehreren Jahren. Die Kunden lösen beispielsweise Geschenkgutscheine ein und nutzen die Zeit zwischen den Jahren für einen Stadtbummel und für Treffen mit Freunden und Bekannten. Die Innenstadt als sozialer Treffpunkt hat somit insbesondere nach Weihnachten noch einmal Hochkonjunktur.“

Leerstände in Nebenlagen nehmen zu – Immobilienbesitzer sind gefordert
Betrachtet man die Entwicklung der Besucherfrequenzen in den Innenstädten im vergangenen Jahr, dann wird deutlich, dass sich der feststellbare Aufschwung nach der Corona-Pandemie bereits wieder abflacht. Die Anzahl der Besucher gehe in den meisten Städten zurück, berichten die Unternehmen in der Trendumfrage. In der Folge nehmen die Leerstände in vielen Innenstädten zu. Insbesondere die Vermietung kleiner Ladeneinheiten in Nebenlagen an Einzelhändler oder Dienstleister wird zunehmend herausfordernd. Dies erfordere aus Sicht der IHK ein Umdenken bei den Hausbesitzern, neue Konzepte müssten entwickelt werden. Nattermann: „Dafür sind neue Ideen, aber in der Folge auch meist erhebliche Investitionen notwendig. In vielen Städten wird es für das Stadtmarketing darauf ankommen, die funktionierenden Innenstadtlagen zu stabilisieren.“ Insgesamt müsse man sich darauf einstellen, dass sich der Charakter der Innenstädte zunehmend von Einkaufs- hin zu Erlebnisräumen wandle. Auch eine Anpassung an den Klimawandel sei unumgänglich, um die Aufenthaltsqualität beizubehalten und zu steigern.

„Die Innenstädte befinden sich bereits im Wandel und müssen zunehmend Besuchsanlässe bieten, die über das reine Einkaufen hinausgehen.“

Bernhard Nattermann, Experte für den Einzelhandel bei der IHK Bodensee-Oberschwaben

Gerade im Wettbewerb mit dem Onlinehandel böten sich hier Chancen. Mit dem Angebot von kulturellen Events, der Eigenschaft als sozialer Begegnungsraum und in den Geschäften mit individueller Beratung, Service und ergänzend einem gastronomischen Angebot könne der Onlinehandel nicht dienen. Die IHK Bodensee-Oberschwaben biete mit dem Projekt „Innenstadtberater“ ein Beratungsangebot für interessierte Kommunen. Nattermann mahnt aber: „Die Innenstädte befinden sich bereits im Wandel und müssen zunehmend Besuchsanlässe bieten, die über das reine Einkaufen hinausgehen.“ Dies sei keine temporäre Erscheinung, die irgendwann vorbeigehe. Nattermann sieht darin aber auch eine Chance: „Wenn die Kommunen es schaffen, ihre Innenstädte aktiv zu gestalten und zukunftsfest zu machen, werden sie auch in Zukunft das zentrale Zugpferd für Handel, Dienstleistungen und Tourismus in den Städten bleiben.“

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