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Es tut sich etwas im Bürgerwald Immenried

Bürgermeister Dieter Krattenmacher, Eva-Maria Meschenmoser (stv. Vorsitzende der Bürgerstiftung Kreis Ravensburg), Biotopverbundmanger Christoph Mozer und Anja Beicht (Bürgerstiftung) machen sich ein Bild von der Renaturierungsmaßnahme. Bild: Bürgerstiftung Kreis Ravensburg

KISSLEGG/IMMENRIED – Im Kißlegger Ortsteil Immenried entsteht derzeit ein Bürgerwald. Er soll die biologische Vielfalt fördern und zugleich bürgerschaftliches Engagement stärken.

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Seit Beginn des ökologischen Mitmach-Projektes vor etwa einem Jahr arbeiten die Bürgerstiftung Kreis Ravensburg, die Gemeinde Kißlegg und die Ortschaft Immenried eng zusammen. Konkret bedeutet dies: Eine zwei Hektar große Waldfläche unweit des Holzmühleweihers, die sich im Eigentum der Gemeinde Kißlegg befindet, soll in den nächsten Jahren standortgerecht, klimastabil und naturnah mit Biotopen für viele Pflanzen- und Tierarten entwickelt werden. Bürgerinnen und Bürger können sich aktiv bei sogenannten Pflegetagen daran beteiligen. Auch der Kindergarten und die Grundschule werden miteingebunden, damit die Kinder hautnah das Ökosystem Wald kennenlernen und sich über Waldarbeiten informieren können.

Wiedervernässung zur Renaturierung
Anfang Februar wurde eine der großen geplanten Umbaumaßnahmen im Bürgerwald durchgeführt. Ziel ist es, einen Teil der Fläche zu vernässen. Der hiebsreife, allerdings relativ labile Fichtenbestand wurde zuerst gefällt und das Holz komplett von der Fläche geräumt. Direkt im Anschluss wurden die in diesem Bereich vorhandenen Entwässerungsgräben durch den Einbau von Spundwänden und Torf-Pfropfen verschlossen, sodass dort das Wasser auf der Fläche zurückgehalten wird. So kann sich wieder ein gesunder Moorboden entwickeln. Um auf dem moorigen Untergrund überhaupt arbeiten zu können und um Bodenschäden zu minimieren, kam ein Spezialbagger mit Moorlaufketten der Firma Edelmann zum Einsatz.

„Wir haben einen Restbestand von seltenen Torfmoosen am Rande unseres Waldstücks entdeckt, deren Ausbreitung wir durch die Wiedervernässung unterstützen möchten“, erläutert Christoph Mozer, Biotopverbundmanager der Gemeinde Kißlegg, die Maßnahme. Indem die ursprüngliche Beschaffenheit des Waldbodens wiederhergestellt wird, soll die Zersetzung der Torfschicht gestoppt und bestenfalls neuer Torf aufgebaut werden.

Durch diese Renaturierungsmaßnahme könnten langfristig viele Tonnen Kohlenstoff gespeichert und damit ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Gleichzeitig entstehen durch die neuen Biotope viele Rückzugsräume für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten. Durch die Maßnahmen erhöht sich ebenso die Wasserrückhaltefunktion des Waldes und bietet damit vor allem während extremen Niederschlagsereignissen einen Baustein zum lokalen Hochwasserschutz.

Waldpflegetage zum Mitmachen
Vorab hat ein fleißiger Pflegetrupp erste Unterstützung für diese Maßnahme beim bereits vierten Pflegetag geleistet. Es haben sich wieder viele engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Immenried und Umgebung zusammengefunden, um an einem Samstagvormittag die Faulbäume und Fichtenverjüngung aus der bereits aufgelichteten und später dann zu vernässenden Fläche zu entfernen. Dadurch sollen dem Boden Nährstoffe entzogen werden, um ein möglichst nährstoffarmes Milieu im Ökosystem zu erhalten und auch die Torfbildung zu begünstigen. Nicht nur der Moorboden, sondern auch viele Pflanzenarten profitieren ebenfalls von dieser Maßnahme.

Unweit der Einsatzfläche der Ehrenamtlichen wurden zeitgleich sachkundig Fichten gefällt und mit einer Raupe aus der zukünftigen Vernässungsfläche gerückt. Das Spektakel begeisterte sowohl Kinder als auch Erwachsene, die nach getaner Arbeit bei einem wohlverdienten Vesper in der Sonne zuschauen konnten. Waldarbeiter Nico erläuterte gerne seine Tätigkeit im Wald und beantworte bereitwillig die neugierigen Fragen der Kinder.

Alle Beteiligten sind gespannt, wie sich die wiedervernässte Fläche entwickeln wird. Zukünftig sollen anstelle von Fichten, die sich weder auf zu trockenem noch zu nassem Untergrund wohlfühlen, an den Randbereichen standortgerechte Einzelbäume und Sträucher gepflanzt werden.

Weiterer Bestandteil dieser Maßnahme ist die Neuanlage einiger Tümpel, die zukünftig Lebensraum für weitere Tier- und Pflanzenarten bieten und somit die Biodiversität erhöhen. Die ehrenamtliche Pflegegruppe hat nun einige Monate Verschnaufpause, bevor es im Mai wieder die tatkräftige Unterstützung möglichst vieler fleißiger Hände braucht, um erneut Jungwuchs und invasive Arten, wie Springraut, zu entfernen. Im Herbst sollen die ersten Pflanzungen mit heimischen Bäumen und Sträuchern folgen.

Sie besitzen eine Waldfläche und haben Interesse daran, ein ähnliches Projekt umzusetzen? Nehmen Sie gerne Kontakt zur Bürgerstiftung Kreis Ravensburg auf: anja.beicht@buergerstiftung-kreis-rv.de

Weitere Informationen zum Projekt unter: www.buergerstiftung-kreis-rv.de

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