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Milka 2024: Zeitreise mit Hindernissen und einem Happy End

Anneliese und Rudi Sauter (Michaela Püllen, Eberhard Haug) geben das typisch oberschwäbisch rustikale Ehepaar ab. Bild: Kim Enderle

Seit Freitag läuft im Konzerthaus die diesjährige Kampagne der Ravensburger Faschingsgesellschaft „Milka“. Beste Unterhaltung und jede Menge satirische Spitzen gegen die Kommunalpolitik und sonstige aktuelle Themen aus dem Stadtgeschehen waren wieder einmal garantiert.

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Was wäre die Fasnet ohne die Milka! Wo sonst kann man in rund drei Stunden von der Gegenwart in die verschiedenen Epochen und wieder zurück reisen? Und wer hätte gedacht, dass sich selbst in der Steinzeit oder den herausfordernden Zeiten der Industrialisierung die Stadt Ravensburg samt Bürgerinnen und Bürgern mit den gleichen Problemen herumschlagen muss wie heute? Selbstverständlich wollen wir nach dem Besuch unserer Redaktion bei der Milka-Aufführung am 3. Februar nicht alles verraten und den Besuchern der noch drei ausstehenden Termine die Pointen vorausschicken. Einen kleinen Vorgeschmack und eine Bildergalerie mit den schönsten Szenen finden Sie natürlich trotzdem.

Die Geschichte: Anneliese und Rudi Sauter (Michaela Püllen, Eberhard Haug) geben das typisch oberschwäbisch rustikale Ehepaar ab. Er hat natürlich eine „große Gosch“ und mimt den Chef der Familie, doch schon wenn ihn seine bessere Hälfte nach den abgeleisteten Aufgaben abfragt, kommt die wahre Befehlsgewalt im Hause Sauter ans Licht. Als Anneliese ihren Mann auch noch zu einem gemeinsamen Tango-Kurs nötigen will, wird die Ehehölle immer offensichtlicher.

Als ob die resolute Ehefrau nicht schon genug wäre, gerät dann auch noch sein Sohn Rainer (Valentin Strehle) auf die völlig schiefe Bahn. Dass er mit seinem Freund Timo (Elias Redlich) zusammenziehen will – übrigens in eine Wohnung in Weingarten – ist schon schlimm. Aber dass sein Schützling als Ex-Troko mit einem Landsknecht unter einem Dach leben will, darf nicht sein und sorgt für Fassungslosigkeit. Inspiriert von VHS-Videokassetten von diversen Liebschaften bei Schulausfahrten kommt dem Hobby-Tüftler die rettende Idee: Eine Zeitmaschine, mit der er seine Hochzeit im Jahr 1982 verhindern möchte. Für den Hobby-Tüftler kein Problem. Fast, denn statt in den 1980er Jahren findet sich Rudi plötzlich in der Steinzeit wieder. Dort sieht er sich unter anderem mit Laura-Talern konfrontiert, die nach vergeblichen Versuchen der Zusammenarbeit in letzter Not um Asyl bitten.

Weiter geht die Zeitreise dann zu den Römern, wo Senator Marcus Bastinus Fabilatius (Christoph Stehle) wirre Neubauten wie einen Aquädukt auf dem Sonnenbüchel oder trotz schon vorhandenem Fläppe gegen den Willen des Volkes eine Badeanstalt plant – ganz zum Unmut der resoluten Käsehändlerin Mauchera (Daniela Engelberger). Parallel genervt ist übrigens auch Kleopatra (Martina Blattner). Die ihr versprochene Pyramide soll eine Bauzeit von einem Jahr haben. In Anbetracht, wie lang der Mollditetunnel nun schon dauert, verliert auch sie alle Hoffnung.

Rainer Sauter ist entsetzt von den ganzen Beobachtungen und reist weiter – in die Barockzeit am Vorabend der Revolution. Von der Herrschaft des abgehobenen Landvogts Daniel von Rappen (Carlos Marschall) und seiner Clementine zu Altdorf (Anja Vogel) hat der Pöbel die Nase voll. Der will nämlich die Rutenwurst abschaffen, die Flappachpreise erhöhen und den Schussenpark auf ein Drittel zusammenstreichen. Über die Epoche der Industrialisierung, wo der traditionsreiche Mühlen-Betreiber Franz Haberer (Günther Bretzel) nicht wirklich überzeugt von der Abschlachtprämie für seine Pferdegespanne ist, kommt es dann zum großen Finale in den 80er-Jahren und dem Tag der Hochzeit. Die inzwischen nachgereiste Ehefrau überzeugt ihren Mann dann doch, nicht noch weiter in die Geschichte einzugreifen. So ein Happy End gehört zur Milka in „Ravensburg, im schönen Schussental“, halt einfach dazu.

Apropos Tradition: Wieder einmal mehrfach die Feder gespitzt haben die Moritaten-Sänger Ekkehard Zeim und Wolfgang Engelberger. Bei ihnen bekommt in den zwei Einlagen wieder einmal jeder sein Fett weg. Vom Strohhut statt Fahrradhelm tragenden Landrat bis hin zum Troko. Auch fragen sich die beiden, wie ein Ravensburger sein Liebesleben organisieren will, wo doch nur 1 Stunde in der Marienplatz Tiefgarage kostenlos ist. Die Milka 2024 war wieder einmal der unterhaltsame Blick auf das Stadtleben, verpackt in tolle Kostüme und Kulissen – und vor allem umgesetzt von einem wie immer besonders authentischen Ensemble.

Hörens- und sehenswert sind selbstverständlich auch die Einlagen des Liederkranzes Ravensburg mit „Coro piccolo“, der Hip-Hop Showtanzgruppe „CWAIN“ aus dem Tanzcenter Geiger, der „Black Artistic Fire“, einer Turn-AG Gruppe aus dem Albert-Einstein-Gymnasium Ravensburg und nicht zuletzt des Fanfarenzugs Rauenspurg. Natürlich wird auch bei der diesjährigen Milka-Kampagne noch tief bis in die Nacht weitergefeiert, für den tanzbaren Sound sorgt die Band „Franky & Amigos“.

Sehen Sie nachfolgend eine Bildergalerie unserer Fotografin Kim Enderle

Anneliese und Rudi Sauter (Michaela Püllen, Eberhard Haug) geben das typisch oberschwäbisch rustikale Ehepaar ab. Bild: Kim Enderle
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