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In der Rikscha durch Weingarten

Dreigespann mit Rikscha: Eugen Gutermann (links vorne) und Georg Thoma, Bewohner im Adolf-Gröber-Haus in Weingarten, genießen es, von Helmut Mielke gefahren zu werden. Foto: Stiftung Liebenau

Mit zunehmend schönem Wetter sieht man öfters ein ungewöhnliches Gefährt mit drei Rädern durch Weingarten düsen. Vom Adolf-Gröber-Haus der Stiftung Liebenau startend, sitzen dann ein oder zwei Personen, die in dieser Rikscha mit E-Motor gefahren werden. Die ersten Ausfahrten waren ein voller Erfolg, weil die Mitfahrenden an Orte ihres Wunsches gelangten, die sie länger nicht besucht hatten. Das Angebot wird von den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr gut angenommen.

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Georg Thoma hat für heute bereits eine Tour hinter sich. Er wünschte sich eine Fahrt durch seine Heimatgemeinde Baienfurt. Erfreut berichtet der 95-Jährige von dem Erlebnis. Mit seinem Gehstock hat er dem Fahrer immer die Richtung gewiesen, was den Fahrer schmunzeln lässt. Dass er dann bei seiner Ausfahrt noch zufällig auf eine frühere Nachbarin traf, beseelt ihn. Während der Fahrt kamen viele Erinnerungen aus seinen früheren Zeiten hoch, von denen er dem Fahrer erzählte.

Der Fahrer heißt Helmut Mielke. Er ist einer derjenigen, die die Rikscha des Adolf-Gröber-Hauses steuern und fahren. Eine seiner ersten Fahrten führte zum Rösslerweiher. Eugen Gutermann hatte sie sich gewünscht. Er hatte von Anfang an Vertrauen und keine Scheu mitzufahren: „Ich habe gleich an seiner sportlichen Figur gesehen, dass er gut fahren kann. Ich habe mich gut gefühlt,“ sagt der 85-jährige Bewohner rückblickend. „Es war einmalig!“ Heute drängt es Gutermann zum Weingartner Marienfriedhof und zum Grab seiner verstorbenen Frau. Durch die angebotenen Rikscha-Fahrten kann er ihr nun öfters einen Besuch abstatten, was ihm in seiner noch frischen Trauer viel bedeutet.

Bevor die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer aktiv wurden, erhielten sie eine Einführung durch „Die Fahrradprofis“. Das Dreirad ist auf der Straße rechtlich gleichzusetzen mit einem Fahrrad. Technisch ist es aber gut zu wissen, wie man die Kurven am besten nimmt, um den Insassen weitestmögliche Sicherheit zu bieten. Mielke arbeitet beim KBZO in Weingarten und hält sich einen Vormittag in der Woche für die Aktion frei – die Ferien ausgenommen. Zugewandt spricht er mit den beiden Herren, die zwischendurch zu zweit eine kurze Probefahrt mit ihm machen und dabei strahlen wie zwei kleine Buben. Mielke findet es spannend durch die Straßen zu fahren und betont, dass die Leute sehr offen und die Autofahrer sehr rücksichtsvoll auf das fremdartige Fahrzeug reagieren.

Drei Altenhilfeeinrichtungen im Raum Ravensburg-Weingarten erhielten solch eine Rikscha. Die Bürgerstiftung Ravensburg hat das Projekt gefördert und zwei Häusern jeweils ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt. Die Rikscha für das Adolf-Gröber-Haus hat der Rotary-Club Ravensburg-Weingarten finanziert. Martin Beha, Sozialdienst im Haus, ist derzeit dabei, eine Organisation auf die Beine zu stellen, die für die Beteiligten einen reibungslosen und unkomplizierten Ablauf bedeutet. Er kann sich gut vorstellen, dass es künftig fahrende Paten für einzelne Bewohner gibt, und würde sich freuen, wenn sich weitere Ehrenamtliche für die Ausfahrten finden ließen. Georg Thoma sagt zum Schluss der heutigen Überraschung: „Es war eine feine Sache.“ Bis zur nächsten Ausfahrt hat er sich sicher ein neues Ziel seines Herzens überlegt.

Wer sich vorstellen kann, selbst einmal eine Rikscha zu fahren oder sich anderweitig im Adolf-Gröber-Haus engagieren möchte, darf sich gerne wenden an: Martin Beha, Sozialdienst Adolf-Gröber-Haus, Telefon 0751/56091-0, E-Mail: martin.beha@stiftung-liebenau.de.

 

 

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