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Abi – und was dann?

Suchten den Dialog mit Abiturientinnen und Abiturienten aus Ravensburg (von links): die Rotary-Mitglieder Rechtsanwalt Dr. Jan Schöll, Polizeipräsident Uwe Stürmer und Marc Hamma (Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei) sowie Simone Peckhaus (Group Director Human Resources, Ravensburger AG), Jürgen Straub (Albert Einstein Gymnasium Ravensburg) und die Rotarier Eike Schönau (Director Employer Branding & Talent Acquisition, Vetter Pharma), Allgemeinarzt Dr. med. Tobias Preißhofen und Gudrun Lohr-Kapfer (Präsidentin). Foto: Rotary Club Ravensburg

Abitur, und was dann? Für Schüler, die kurz vor ihrem Schulabschluss stehen, stellt sich die nicht ganz einfache Frage der Berufsfindung. Studieren – und wenn ja, was? Eine duale Ausbildung machen, ins Ausland gehen oder vielleicht zuerst ein Freiwilligenjahr absolvieren? Rund 50 Abiturientinnen und Abiturienten aus Ravensburger Schulen nutzten die Chance, bei einer Veranstaltung von Rotary Club Ravensburg und Albert Einstein Gymnasium Ravensburg in der Kantine durch Tipps, Informationen und Fakten sowie in direkten Gesprächen mit regionalen Wirtschaftsvertretern wichtige Entscheidungshilfen zu erhalten.

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Diese Infoveranstaltung des Rotary Club zur Berufsfindung sei mittlerweile Tradition, berichtete Club-Präsidentin Gudrun Lohr-Kapfer, die sich über das große Interesse freute. „Ihr habt die Wahl, eine unendliche Wahl“, sagte Rotary-Vorstandsmitglied Rechtsanwalt Dr. Jan Schöll, bei dem die Organisation der Veranstaltung lag. Er verwies auf aktuell mehr als 20.900 Studiengänge sowie rund 300 Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland. Schöll riet den Abiturienten zu einer Berufsfindung in drei Phasen – Entdeckungs-, Planungs- und Handlungsphase. „Sprecht mit anderen, seid neugierig, beschränkt euch nicht auf das, was ihr kennt, geht auch mal andere Wege“, so sein Appell.

Simone Peckhaus, Group Director Human Resources bei der Ravensburger AG, gab den jungen Zuhörern fünf Fragen mit auf den Weg, wie sie Licht in den Berufsfindungsnebel bringen können: Worin bin ich richtig gut? Was macht mir Spaß und Freude? Was möchte ich studieren oder wie möchte ich meinen Beruf erlernen? Welchen Stellenwert hat Arbeit in meinem Leben? und – als Realitätscheck zum Schluss: Ist das, was ich gerne machen möchte, auch zukunftsfähig? „Ihr werdet, wenn ihr euch die Fragen beantwortet habt, alle etwas finden und in dem Beruf zufrieden sein“, sagte sie und hatte einen weiteren Tipp parat: Das Leben sollte nie gerade verlaufen. „Auch wenn ihr später etwas anderes machen möchtet, euch steht alles offen.“

Wie unterschiedlich erfolgreiche Bildungsverläufe sein können, wurde in dem  Podiumsgespräch mit Simone Peckhaus, Marc Hamma (Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei), Polizeipräsident Uwe Stürmer, Allgemeinarzt Dr. Tobias Preißhofen und Rotary-Club-Präsidentin Gudrun Lohr-Kapfer deutlich. Die Moderation übernahm Eike Schönau, Director Employer Branding & Talent Acquisition bei Vetter Pharma, der eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 2000 Personaleinstellungen vorgenommen hat. Sie sei nach ihrem Schulabschluss zunächst eher orientierungslos gewesen, sagte Simone Peckhaus. Ihre Neugier und positive Lebenseinstellung hätten ihr aber auch nach einem Ausbildungsabbruch weitergeholfen. Marc Hamma berichtete, dass sein Werdegang durch den traditionsreichen Familienbetrieb „schon ein bisschen vorgegeben gewesen“ sei. Er führt das mittelständische Unternehmen gemeinsam mit seiner Schwester und ist für den Produktionsbereich zuständig. „Ich bin ein Generalist, kann alles ein bisschen – auch schnelle Entscheidungen treffen“, so seine Selbsteinschätzung. Uwe Stürmer sollte, wenn es nach dem Wunsch seiner Mutter gegangen wäre, eine Banklehre absolvieren. „Ich habe aber gemacht, was ich wollte, und bin zur Polizei gegangen.“ Er habe seine eigene Entscheidung nie bereut, so Stürmer.

Ganz zielstrebig seinen Berufswunsch verfolgt hat auch der Allgemeinmediziner Dr. Tobias Preißhofen –  „obwohl man mir Ende der 1990er Jahre prophezeit hatte, dass ich als Mediziner keinen Job bekommen würde“. Bei ihr sei alles anders gekommen, als sie gedacht hatte, berichtete Gudrun Lohr-Kapfer von ihrem Karriereweg. Ihren Wunsch zu studieren, konnte sie erst nach einer von ihrem Vater angeordneten Lehre durchsetzen. Eigentlich habe sie vorgehabt, nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre mit Wahlpflichtfach Jura und Zusatzfach Arbeitspädagogik zu einer Behörde oder einem Fachverband zu gehen, stattdessen sei sie auf Bitten ihres Vaters als Gesellschafterin in das Familienunternehmen eingetreten. „Ich habe durch einen Verkauf unseres Unternehmens 18 Jahre lang Konzernerfahrungen gesammelt“, berichtete sie. Später sei es ihr gelungen, das Familienunternehmen zurückzukaufen und noch zehn Jahre lang erfolgreich zu leiten.

„Suchen Sie das Gespräch mit anderen Menschen, informieren Sie sich gut, bleiben Sie neugierig und machen Sie das, was Ihnen Spaß macht und worin Sie gut sind“, appellierten die Podiumsteilnehmer an ihre jungen Zuhörer. Begeisterung, Durchsetzungsvermögen und Willensstärke seien wichtige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Berufsweg. Und: „Hören Sie auf Ihre innere Stimme.“

Diese Einschätzungen teilten auch die fünf jungen Podiumsteilnehmer, die von ihren unterschiedlichen Bildungswegen nach dem Abitur – Auslandsaufenthalt, Praktikum, Studienorientierungsjahr, Studium, duale Ausbildung im Handwerk – berichteten. „Informiert euch und überlegt gut, was ihr könnt und was ihr möchtet“, so ihr Appell.

Eike Schönau hatte abschließend für die Abiturienten noch den Tipp parat, eine Feedback-SMS an Menschen, „die euch gut kennen“, zu senden, um zu erfahren, „wo andere eure Stärken und Talente sehen“. Danach hatten die Schüler die Möglichkeit, mit erfolgreichen Vertretern aus Bildung und Wirtschaft direkt und persönlich ins Gespräch zu kommen.

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