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Studierende unterstützen beim Übergang zur weiterführenden Schule

Bild: PH Weingarten

Ein gelungener schulischer Übergang von der Grundschule zu einer weiterführenden Schule stellt die Weichen für den Weg in Studium, Ausbildung, Beruf und für die spätere gesellschaftliche Teilhabe jedes einzelnen Kindes und Jugendlichen. Hier setzt die Initiative WEICHENSTELLUNG für Viertklässler der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius an.

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Lehramtsstudierende der Pädagogischen Hochschule (PH) Weingarten fördern als Mentorinnen und Mentoren jeweils bis zu drei motivierte Schülerinnen und Schüler von der vierten bis zur sechsten Klasse. Die aktuelle, durch das Corona-Virus bedingte Situation fordert alle Beteiligten im Mentoring-Programm WEICHENSTELLUNG. Nichtsdestotrotz stehen die Studierenden mit ihren Mentees regelmäßig im direkten Austausch, sei es am Telefon, per Chat oder mithilfe von Videokonferenzen. Auf diese Weise ist WEICHENSTELLUNG eine wertvolle Ergänzung zum Homeschooling.

Aufgrund des durch die Corona-Pandemie bedingten längeren Unterrichtsausfalls wird das Projekt nun auch in den Sommerferien fortgeführt. „In diesem Schuljahr lief vieles anders, was auch bei einigen Mentees des Projekts Unsicherheiten bezüglich ihres weiteren schulischen Werdegangs ausgelöst hat. Gerade jetzt benötigen die Kinder die kontinuierliche Unterstützung durch ihre Mentorinnen und Mentoren“, erklärte der Projektkoordinator der PH Weingarten Florian Ewald. Dank einer zusätzlichen Zuwendung der Karl Schlecht Stiftung und dem hohen Engagement der Mentorinnen und Mentoren könne die Förderung für die meisten Mentees erfreulicherweise über die Sommerferien hinweg fortgeführt werden, freut sich Ewald.

Elisa Dietterle gehört zu den Studierenden der PH Weingarten, die gezielt und individuell Kinder fördern, die das Potenzial für einen höheren Schulabschluss haben,  aber aus unterschiedlichen Gründen Unterstützung benötigen. Einen Monat vor dem Corona-Lockdown hat die 22-Jährige als Mentorin der Initiative WEICHENSTELLUNG begonnen und betreut zwei Fünftklässler aus Biberacher Gymnasien. „Ich habe erst einen meiner Mentees persönlich getroffen“, berichtet sie. Zunächst sei die Kontaktaufnahme schwierig gewesen. Dann habe sie „ganz altmodisch“ Briefe geschrieben, in denen sie die Kinder lobte und ihnen ihre Hilfe anbot. „Es war wichtig, dass ich mein Interesse an den Kindern zeigte und auch ihre Eltern haben die Unterstützung dankend angenommen“, sagt Elisa Dietterle, die im sechsten Semester Lehramt für die Sekundarstufe 1 studiert. Seither trifft sie sich wöchentlich mit ihren Mentees per Video-Chat. Sie unterstützt sie bei den Hausaufgaben, hilft bei konkreten Fragen weiter und die Schüler erzählen ihr, was sie gerade beschäftigt und wie sie mit der aktuellen Corona-Situation umgehen.

Willkommene Ergänzung zum Homeschooling

Die Freude am Lernen behalten, Lust am Lesen entwickeln und motivieren – das sind die Ziele, die Leonie Brenner für ihre beiden Mentees verfolgt, die die vierte Klasse in einer Grundschule in Laupheim besuchen. „Wir kennen uns seit Beginn des Schuljahrs und vor der Corona-Krise war ich an einem Vormittag pro Woche bei den Kindern zur Einzelförderung an der Schule“, erzählt die 19-jährige Studentin für Lehramt an der Grundschule. Aktuell trifft sie ihre Mentees ebenfalls per Video-Chat. „Manchmal arbeitet jeder einfach an seinen Aufgaben, ich muss ja auch für die PH lernen“, berichtet Leonie Brenner. Das Gute daran: Die Mentees können ihre Mentorin zwischendurch jederzeit ansprechen, wenn sie eine Frage haben. Eine von Leonie Brenners Schülerinnen habe Angst vor dem Übertritt ins Gymnasium gehabt. „Durch das Corona-bedingte Homeschooling hat sie erlebt, dass sie auch eigenständig lernen kann und sie konnte die Erfahrung machen, dass sie es schafft“, gewinnt die Studentin dem Ausnahmezustand etwas Positives ab.

Ziel ist eine chancengerechte Bildung

Ziel von WEICHENSTELLUNG ist es, junge Menschen zu stärken und chancengerechte Bildung zu ermöglichen. Die aktuelle Situation der Schulschließungen könnte die bereits bestehende Bildungsungerechtigkeit weiter vergrößern. „Unser oberstes Ziel ist immer, dass die Kinder den Übergang an ihre neue Schule gut meistern, gut verarbeiten und am Ende ihrer Förderzeit in Rahmen von WEICHENSTELLUNG an ihrer neuen Schule gut angekommen sind“, erläutert Projektkoordinator Florian Ewald von der PH Weingarten. Für ihn ist die Kontinuität der Initiative WEICHENSTELLUNG ein wichtiges Element – auch oder gerade in Zeiten von Corona. „Wenn ein Mentee bis zu drei Jahre am Projekt teilnimmt, lassen sich die Förderziele auch längerfristig verfolgen.“ Vor ein paar Wochen habe er zufällig einen ehemaligen Mentee getroffen, der heute die achte Klasse besucht. Dieser habe zu ihm gesagt „Ach ja, WEICHENSTELLUNG, das war eine schöne Zeit“. „Solche Rückmeldungen freuen mich und sie zeigen mir, dass wir den Kindern mit den zwei Bausteinen der individuellen Förderung und dem Kulturprogramm vieles bieten, was nachhaltig in ihrem Gedächtnis bleibt“, sagt Ewald.

Verbindung von Studium und Ehrenamt

WEICHENSTELLUNG  fußt auf zwei Säulen: Die Studierenden unterstützen bis zu vier Stunden in schulischen Angelegenheiten, das heißt Hilfe bei der  Entwicklung überfachlicher Kompetenzen für die eigenständige Aneignung von Wissen und der fachlichen Kompetenzen vor allem in den Kernfächern Deutsch, Mathe und Englisch. Zudem unternehmen sie Exkursionen mit den Mentees, um deren gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe zu stärken. Laura Eleanor Linder, Mentorin seit November 2019, sieht diese Säulen nicht als starres Gebilde, sondern mit fließenden Übergängen. „In normalen Zeiten besuchen wir zum Beispiel ein Museum oder unternehmen eine Fahrradtour. Und in der Pause reden wir darüber, was in der sechsten Klasse auf die Kinder zukommt“, schildert die Studentin. Für sie ist WEICHENSTELLUNG eine gute Möglichkeit, Studium und Ehrenamt miteinander zu verbinden. Aktuell fördert sie zwei Mädchen und einen Jungen, die die fünfte Klasse eines Gymnasiums in Laupheim besuchen. „Dabei gehe ich von dem aus, was die Kinder brauchen und was sie interessiert“, betont Laura Eleanor Linder, die im fünften Semester Lehramt für Grundschule studiert. Auch sie trifft sich seit Mitte März mit ihren Mentees regelmäßig online in Video-Chats. „Aber das funktioniert ganz gut und hat sogar den Vorteil, dass sie mir einen Blick in ihre eigene Lebenswelt ermöglichen“, stellt sie fest. Wichtig sei ihr vor allem, dass die Schülerinnen und Schüler Strategien entwickeln können, um sich selbst in schwierigen Lernsituationen weiterzuhelfen.

Bildung in Idealform

Nicht nur die Mentees, auch die Mentorinnen und Mentoren profitieren von WEICHENSTELLUNG. „Für mich ist das Projekt eine Riesenchance, um in die Praxis einzutauchen“, sagt Elisa Dietterle. Anfangs dachte sie, dass es der herkömmlichen Nachhilfe ähnle. „Aber es ist viel mehr.“ Leonie Brenner freut sich, dass sie dazu beitragen kann, Kindern den Weg in Sachen Bildung zu ebnen. „Über WEICHENSTELLUNG erlebe ich, wie man sie fördern kann und wie ich in kleineren Gruppen motivieren kann.“ Laura Eleanor Linder erfährt WEICHENSTELLUNG mit seinen spannenden Lehr- und Lernprozessen gar als Bildung in Idealform.

Weitere Informationen unter www.weichenstellung.info und www.viertklaessler.weichenstellung.info/

 

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