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Staatssekretärin Andrea Lindlohr zu Gast in Weingarten

Begutachtung des Modells des Quarties "Klosterhöfe" Bild: Stadt Weingarten

Am vergangenen Freitag war die Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, Andrea Lindlohr MdL, zu Gast in Weingarten und tauschte sich mit Vertretern der Stadtverwaltung, des Gemeinderats sowie des Investors BUWOG am Beispiel der neuentstehenden Martinshöfe zum Thema „Innenentwicklung“ aus. Am Fuße des Martinsbergs entsteht derzeit das neue innerstädtische Quartier, dessen planerische Grundlagen einst aus einem Förderprogramm des Landes hervorgingen.

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Als Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen hat man es sicher häufig mit Beispielen gelungener Innenentwicklung zu tun. Allerdings trifft man vermutlich nur selten auf so ambitionierte Projekte wie das der neuentstehenden Martinshöfe, bei denen binnen weniger Jahre und unter Berücksichtigung der kleinteiligen und teils historischen Umlandbebauung eine innerstädtische Fläche von einer Größe von mehr als sechs Fußballfeldern von einem ehemaligen Industriestandort in ein lebendiges Quartier verwandelt werden soll.

„Dank des geförderten Konzepts konnten wir als Stadt die einmaligen Chancen erkennen, die sich für uns aus städtebaulicher Sicht aus diesem Weggang ergeben haben, und in einem durchdachten Prozess und dank der Kooperation mit erfahrenen Investoren, diese Vision eines neuen, lebendigen Quartiers zum Leben erwecken.“

Clemens Moll, Oberbürgermeister Stadt Weingarten

Weingartens Oberbürgermeister Clemens Moll begrüßte den hohen Besuch aus Stuttgart am vergangenen Freitag herzlich im Großen Sitzungssaal und dankte für die einstige Förderung im Rahmen des Programms „Flächengewinnung durch Innenentwicklung“, die zwar mit insgesamt knapp 50.000 Euro auf den ersten Blick betragsmäßig eher klein zu beziffern sei, aus städtebaulicher Sicht aber sehr gewichtig für die Weiterentwicklung Weingartens war. „Die Firma Schuler war einer der größten Arbeitgeber unserer Stadt“, so Moll einführend. „Die Meldung über den Weggang der Produktion aus Weingarten war damals ein großer Schock für die Bevölkerung. Auch dank des geförderten Konzepts konnten wir als Stadt die einmaligen Chancen erkennen, die sich für uns aus städtebaulicher Sicht aus diesem Weggang ergeben haben, und in einem durchdachten Prozess und dank der Kooperation mit erfahrenen Investoren, diese Vision eines neuen, lebendigen Quartiers zum Leben erwecken.“

Ein neues Quartier entsteht
Auf einem Areal von über 3,7 Hektar entstehen in den kommenden Jahren über 500 neue Wohnungen in zentraler innerstädtischer Lage. Das Quartier am Fuße der imposanten Basilika ist komplett autofrei geplant. Parkplätze gibt es in vier unter dem Quartier gelegenen Tiefgaragen, die Energie speist sich komplett aus erneuerbaren Quellen wie Geothermie und Photovoltaik. Ein Nutzungsmix aus Wohnen, Gewerbe und Nebenflächen soll das Quartier lebendig gestalten. Zahlreiche Grün- und Begegnungsflächen sowie ein Quartierstreff gehören mit zum detaillierten Konzept.

Staatssekretärin Lindlohr sagte: „Gerade in unseren Städten ist der Bedarf an Flächen für mehr bezahlbaren Wohnraum, Gewerbe und Klimaanpassung riesig.“ Umso wichtiger sei es daher, brachliegende Flächen zu sichern und möglichst effizient zu nutzen. „Dass sich die Mühen der Innenentwicklung lohnen, verdeutlicht das Beispiel der Weingartener Martinshöfe“, so Lindlohr. „Ein Projekt, das auch für andere Kommunen im Land ein Vorbild gelungener Innenentwicklung sein kann. Ich freue mich, dass wir als Landesregierung dieses Projekt mit dem Programm ‚Flächen gewinnen durch Innenentwicklung‘ von Beginn an unterstützen konnten“, so Lindlohr weiter.

Von der Vision zur Wirklichkeit
Dass der Weg bis dorthin tatsächlich nicht immer leicht war, ging am Freitag sowohl aus den Schilderungen von Vertretern der städtischen Bauverwaltung als auch des Investors BUWOG hervor. Zum einen war das Projekt von Anfang an durch den Weggang der Firma Schuler emotional konnotiert. Das zunächst über Fördermittel finanzierte gesamtstädtische Wohnraumentwicklungskonzept verdeutlichte so nicht nur die Potenziale zur künftigen Innenentwicklung in Weingarten, sondern trug auch essenziell zur öffentlichen Bewusstseinsbildung bei, dass eine räumlich begrenzte Stadt wie Weingarten zwangsläufig auf das Thema der Innenentwicklung setzen muss. Im daraufhin geförderten Strukturkonzept ging es dann ganz konkret um den Wandel des ehemaligen Schuler-Areals zu einem lebendigen Wohnquartier. „Ein Ablauf wie aus dem Lehrbuch“, beschrieb der Abteilungsleiter des Bereichs Stadtplanung, Daniel Molzberger, den zurückliegenden Prozess, der dank des richtigen Zeitpunkts auch die umfangreiche Einbindung der breiten Bevölkerung bewerkstelligen konnte und somit das Projekt mit der Zeit positiv besetzte. Auch für den später ausgearbeiteten Städtebaulichen Vertrag gab das Strukturkonzept einen wichtigen Rahmen vor. Ein wichtiges Vertragsstück, das der Stadt auch bei dem Investorenwechsel im Jahr 2021 von ehemals i+R Wohnbau zur heutigen BUWOG die notwendige Sicherheit gewährleistete, dass die einstige Vision auch tatsächlich Wirklichkeit wird.

Ein Bauprojekt unter erschwerten Rahmenbedingungen
„Wir fanden ein sehr gut strukturiertes und fertiges Projekt mit sehr durchdachtem Bebauungsplan sowie detailliertem städtebaulichen Vertrag vor“, führte der Geschäftsführer der BUWOG Deutschland und Österreich, Andreas Holler, aus. Der verantwortliche Projektleiter der BUWOG, Roman Steindl, schilderte anschaulich die fachliche Herausforderung, aus einem ehemaligen Industriestandort mit meterdicker, versiegelter Fläche ein lebenswertes und nachhaltiges Wohnquartier zu entwickeln. Auch die derzeit wirtschaftlichen und finanzpolitischen widrigen Rahmenbedingungen stellen die BUWOG vor Herausforderungen: „Wir haben das Projekt mit der Intention übernommen, attraktiven und bezahlbaren Wohnraum zu entwickeln“, so Holler. „Derzeit agieren wir unter erschwerten Rahmenbedingungen und sind hier mitunter auf verlässliche Fördervoraussetzungen, aber auch ein Stück weit auf das Verständnis der Stadt angewiesen“, so Holler weiter. Vor dem Hintergrund aktuell laufender Kostenoptimierungen plane man das Projekt aber, laut Holler, weiterhin zum vereinbarten Termin fertigzustellen. Die Baugenehmigungen für die ersten Bauabschnitte A+B lägen dem Investor bereits vor. Derzeit befinde man sich in der Ausarbeitung der Leistungsphase 5 sowie in der Angebotsprüfung potenzieller Generalunternehmer. Beim zweiten Bauabschnitt, der Baufelder F+G, befinde man sich aktuell in der Überarbeitung der Leistungsphase 2 und 3 sowie in der Einarbeitung und Abstimmung der Mieteranforderungen. Voraussichtlich noch in diesem Jahr plane man, den Bauantrag für diese zweite Bauetappe zu stellen. Sobald diese Prozesse abgeschlossen seien, würden laut Geschäftsführer die Planungen des dritten und vierten Bauabschnitts wieder aufgenommen werden.

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