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IHK: Konjunktur kühlt sich ab

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„Diese Abkühlung kommt nicht überraschend“, so Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK), zu den Ergebnissen der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage im September. Schon bei der Frühjahrsumfrage zeichneten sich Bremsspuren ab. Zu lange mussten die Unternehmen mit zu vielen Unsicherheiten kämpfen.

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Der Handelskonflikt zwischen den USA und China spitzt sich weiter zu. Die Hängepartie um den Brexit steigert sich ins Unerträgliche und der anstehende Technologiewandel in der Automobilindustrie lässt Kunden mit Neuanschaffungen abwarten und schickt in der Folge auch den deutschen Maschinenbau auf eine Talfahrt. Dies in Summe bringt den Welthandel ins Stottern und trifft insbesondere Deutschland mit dem hohen Exportanteil in diesen beiden Branchen. Dennoch beurteilt insgesamt noch annähernd jeder zweite Betrieb in der Region seine Geschäftslage als gut, 45 Prozent als befriedigend. Acht Prozent der Betriebe beurteilen ihre Lage als schlecht. „Damit erreichen wir längst nicht mehr die guten Ergebnisse aus dem vergangenen Jahr, aber die aktuelle Lage ist noch recht ordentlich und zeigt, dass die Wirtschaft robust aufgestellt ist und ihre Hausaufgaben im internationalen Wettbewerb gemacht hat“, fügt Buck hinzu. Die Frage ist, wie es weiter geht und ob dieser Abkühlung ein anhaltender Abschwung folgt.

Laut IHK-Umfrage erwarten die Unternehmen keine schnelle Besserung der politischen Rahmenbedingungen und auch der Auftragseingang schwächelt auf breiter Front. Deshalb rechnet nur noch jeder sechste Betrieb mit einer Verbesserung seiner Geschäfte, fast jeder vierte ist mittlerweile pessimistisch und rechnet mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung. Allerdings meinen noch 61 Prozent, die Geschäfte würden gleich bleiben und sich damit zumindest nicht weiter verschlechtern.

IHK-Präsident Buck mahnt: „Probleme von außen sind das eine, politische Maßnahmen im Inland und Reaktionsmöglichkeiten der Unternehmen das andere. Die deutsche Wirtschaftspolitik muss jetzt liefern und Rahmenbedingungen setzen, mit denen sich die Unternehmen auf den verschärften internationalen Märkten behaupten können. Dazu gehören weniger Bürokratie, weniger Steuern, mehr Digitalisierung sowie mehr Verlässlichkeit in der Wirtschaftspolitik.“ Sechs von zehn Unternehmen sehen laut IHK im Bürokratieabbau die höchste Priorität. „Aber gerade beim Bürokratieabbau bewegen wir uns aktuell genau ich die falsche Richtung, seien es die Regelungen rund um die A1 Bescheinigung im Zusammenhang mit der Entsenderichtlinie oder die kommende Verpflichtung, die Vertrauensarbeitszeit abzuschaffen“, so Buck. Denn Erleichterungen an dieser Stelle würden gerade kleine und mittelgroße Unternehmen ohne eigene Personal-, Rechts- oder Steuerabteilung unterstützen.

Die aktuelle Schwächephase und die ungünstigen Aussichten machen sich nun deutlich bei den Investitions- und Personalplanungen der Unternehmen bemerkbar. Die Investitionen werden merklich zurückgefahren, insbesondere Maßnahmen zur Kapazitätserweiterung stehen bei den Investitionsmotiven aktuell hinten an. Investitionsgründe bleiben der Ersatzbedarf, die Rationalisierung oder anstehende Innovationen und die Digitalisierung. Ebenso fallen die Beschäftigungspläne sehr viel zurückhaltender aus: Noch 14 Prozent der regionalen Unternehmen suchen weiteres Personal, 20 Prozent rechnen mit einer fallenden Beschäftigtenzahl. Stabile 66 Prozent wollen ihren Personalbestand beibehalten. Nach Einschätzung der IHK wird sich damit der Beschäftigungsaufbau verlangsamen, mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen ist aber nicht zu rechnen. Denn trotz nachlassender Beschäftigungsabsichten bleibt der Fachkräftemangel mit 58 Prozent der Nennungen Geschäftsrisiko Nummer eins über alle Branchen hinweg. „Eine Konjunkturdelle kann den Fachkräfteengpass schmälern, aber nicht beheben. Das grundsätzliche Problem durch den demografischen Wandel bleibt. Wir sind deshalb auch in Zukunft auf unsere Fachkräfte und Maßnahmen, den Bedarf zu decken, angewiesen“, so IHK-Präsident Martin Buck abschließend.

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