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Ravensburg

Gedenkfeier „Generalprobe zum Völkermord“ findet virtuell statt

Presse- und Service Infos der Stadt Ravensburg. Archivbild: F.Enderle

Die Gedenkfeier „Generalprobe zum Völkermord“ zum Gedenken an die Maideportationen von Sinti und Roma im Jahr 1940, die am 16. Mai im Schwörsaal stattfinden sollte, wird aufgrund der Corona-Krise digital umgesetzt.

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Die virtuelle Gedenkveranstaltung beginnt um 17 Uhr mit einem Vortrag von Dr. Frank Reuter zur ersten Deportation deutscher Sinti und Roma ins besetzte Polen im Jahr 1940. Im Anschluss findet eine live gesendete Gesprächsrunde zum 80. Jahrestag der Maideportationen von Sinti und Roma statt, an der neben Romeo Franz, Mitglied des Europäischen Parlaments, Jana Mechelhoff-Herezi, Leiterin der Abteilung Erinnerung an Sinti und Roma bei der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Dr. Frank Reuter, Wissenschaftlicher Geschäftsführer der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg und Daniel Strauß, Vorstandsvorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg auch Sabine Mücke, Direktorin des Museum Humpis-Quartier, teilnehmen wird.

Auch in Ravensburg wurden Sinti 1943 im sogenannten „Zigeunerlager Ummenwinkel“ interniert, zur Zwangsarbeit verpflichtet und in Konzentrationslager deportiert. Die geplante Wechselausstellung zur Ausgrenzung und Verfolgung der Ravensburger Sinti im Nationalsozialismus, die im Herbst dieses Jahres eröffnet werden sollte, wird aufgrund von Verzögerungen durch die Corona-Krise auf Frühjahr 2021 verschoben.

Der Vortrag sowie die Gesprächsrunde sind über die Plattform Youtube verfügbar.

Programm

17:00 Uhr „Abtransport“
Die erste Deportation deutscher Sinti und Roma ins besetzten Polen im Mai 1940
Vortrag von Dr. Frank Reuter, Forschungsstelle Antiziganismus, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Im Anschluss live:

„Generalprobe zum Völkermord“
Eine Gesprächsrunde zum 80. Jahrestag der Maideportationen von Sinti und Roma 1940

  • Romeo Franz, Mitglied des Europäischen Parlaments
  • Jana Mechelhoff-Herezi, Leiterin, Erinnerung an Sinti und Roma, Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin
  • Sabine Mücke, Direktorin, Museum Humpis-Quartier, Ravensburg
  • Uwe Neumärker, Direktor, Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin
  • Frank Reuter, Wissenschaftlicher Geschäftsführer, Forschungsstelle Antiziganismus, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  • Daniel Strauß, Vorstandsvorsitzender, Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg

Moderation: Dr. Tim Müller, Wissenschaftlicher Leiter, Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg

Einschalten unter unserem Youtube-Kanal: RomnoKher
https://www.youtube.com/channel/UCVaS0CExdc4X52GK6P_ioOA

Was geschah am 16.Mai 1940?
Insgesamt wurden etwa 2.400 Sinti und Roma an diesem Tag an ihren Wohnorten in den westlichen Teilen des Deutschen Reiches inhaftiert, an Sammelpunkten zusammengebracht und schließlich in das „Generalgouvernement“ im von den Deutschen besetzten Polen deportiert. Aus dem Südwesten wurden ungefähr 800 Sinti und Roma vom Kleinkind bis zum Greis am 22. Mai 1940 mit einem Sonderzug ins „Generalgouvernement“ verschleppt, nachdem man die am 16. Mai 1940 Verhafteten aus der Pfalz, aus Württemberg und aus Baden in der Festung Hohenasperg (Kreis Ludwigsburg) interniert hatte.

Diese Mai-Deportation gilt als ein Muster für die späteren Massendeportationen aus dem Deutschen Reich nach Auschwitz und in andere Vernichtungslager, etwa mit Blick auf die akribische Planung und Vorbereitung sowie auf das Zusammenspiel zentraler und lokaler Instanzen und unterschiedlicher Behörden. Viele der deportierten Sinti und Roma überlebten die Lager und Ghettos nicht. Im kollektiven Gedächtnis der Minderheit ist der 16. Mai 1940 tief eingebrannt.

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