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Neue Gesichter laden zur Oberschwabenschau

Aus dem Stall oder aus der Werkstatt direkt aufs Plakat: So funktioniert das bei der Oberschwabenschau. Jedes Jahr werden drei Laien aus dem Ländle zu Models für die Messeplakate, und zwar in ihrem Schaffhäs. Ab sofort kann man die drei neuen Gesichter landauf, landab sehen: Rund 7.000 Messe-Plakate werden verteilt an Laternen, Brücken und Litfaßsäulen. Überall zwischen Dornbirn und Ulm, Kempten und Tuttlingen sieht man sie einladend lächeln: Landwirt Max Häußler aus Horgenzell, Unternehmerin Linda Kelly aus Herdwangen und Anlagenmechaniker Tobias Wahl aus Wangen.

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Kostümierte Schauspieler oder von Visagisten verschönerte Fotomodelle – nein, das wäre nichts für die Oberschwabenschau. „Wir wollen es lieber ehrlich, lebendig und gut oberschwäbisch“, so hat es Messeleiter Stephan Drescher vorgegeben. Seither sucht sich das Messe-Team seine drei Gesichter für die Plakate jedes Jahr selbst, ganz normale Menschen aus der Region. Über die sozialen Medien wird dazu aufgerufen. „Freiwillige haben wir immer genug“, freut sich Drescher. Dieses Jahr wünschte sich das Team speziell einen Anlagenmechaniker oder eine Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Immer mit dabei: jemand aus der Landwirtschaft. Und dann gehört zum Trio auch stets ein Mensch, der fürs Genießen steht.

Gesucht, gefunden: Der 23-jährige Tobias Wahl aus Leutkirch wurde der Mann mit der abgeschrappelten Rohrzange. Die 36-jährige Linda Kelly zeigt die Lupinen-Samen, aus denen sie Kaffee und andere Lebensmittel herstellt. Die Landwirtschaft repräsentiert Max Häußler aus Horgenzell-Liebenreute, 20 Jahre alt und Viehzüchter. Sie alle erlebten im Frühsommer ein paar reichlich ungewohnte Stunden mit Ernst Fesseler. Der Werbefotograf besucht seine Plakat-Gesichter genau dort, wo sie arbeiten – und fotografiert sie auch dort. Eine professionelle Fotoausrüstung ist natürlich schon im Spiel. Und der geschulte Blick von Ernst Fesseler, der sehr genau weiß, was wie aufs Bild drauf sollte.

Er geht nah heran an die Gesichter, sprich, vom Hintergrund sieht man nur wenig. Und die paar Details müssen dann die gesamte Geschichte erzählen. Bis die Szene fürs Bild perfekt eingerichtet ist, genau der richtige Winkel, das Licht, können ein, zwei Stunden vergehen. Manchmal noch mehr. So mancher, der als Model für einen Tag antrat, hatte hinterher schon Muskelkater an den ungewöhnlichsten Stellen.

Von schiefen Ebenen und schönen Baustellen

Linda Kellys besondere Herausforderung: ihre Lupinen-Samen, speziell deren Form. Weil die wenigsten Menschen wissen, wie so ein Lupinen-Samen überhaupt aussieht, sollte sie ein Backblech voller Samen in die Kamera halten. Hält man das Tablett allerdings waagrecht, ist fast nichts zu sehen – also: bitte sanft kippen! Eine echte Gratwanderung. Ein Millimeter zu viel, und alle Samen sind weggekullert.

Bei Tobias Wahl begannen die Herausforderungen schon etwas früher: als er erfuhr, dass seine Mama ihn ganz ohne sein Wissen angemeldet hatte. Das Fotoshooting startete mit einer Suche: Ist die eine Baustelle schöner oder die andere? Darüber kann nur Fesseler entscheiden. Die Rohre, die nun im Hintergrund zu sehen sind, gehören zum Wertstoffhof Leutkirch, wo Wahls Arbeitgeber Otto Krimmer einen Auftrag hatte.

Max Häußler hatte sich mehr so aus Gaudi beworben – bis das Telefon klingelte und es ernst wurde. Der Fotograf hat zwar die Holsteiner-Milchkühe und Zuchtbullen noch inspiziert und auch ein paar Motive aufgenommen, aber eigentlich waren die Kühe chancenlos: Bereits 2018 sah man Kühe auf einem der Plakate. Diesmal machte ein Motiv das Rennen, das den Jungbauern am Steuer des Traktors zeigt.

Für die drei einmaligen Models beginnen nun die spannenden Wochen: Wer sie schon kennt, wird angesichts der Plakate jubeln, anrufen, texten, Fotos schicken. Und auch Fremde werden sie vielleicht wiedererkennen und drauf ansprechen. Wer weiß, vielleicht muss jemand, der über Nacht dermaßen bekannt wird, irgendwo eine Runde zahlen. Und die eine oder andere Mama wird sicher ein Plakat aufheben.

Mehr Infos zur Messe unter www.oberschwabenschau.de

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