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Ravensburg

Spannender Einblick in die aktuelle Lage von Frauen in Syrien

Bild: Demokratisch Kurdischen Kulturzentrum Ravensburg e.V.

Am 31.10. fand im Demokratisch Kurdischen Kulturzentrum Ravensburg e.V. ein Vortrag über die Veränderungen in Syrien seit Sturz des Assad-Regimes statt. Ein besonderer Fokus lag dabei auf Nord- und Ostsyrien. Die Referentinnen, Nele Möhlmann und Susanna Gruber, die jeweils ein Jahr beziehungsweise vier Wochen vor Ort verbracht hatten, konnten den circa 60 Anwesenden durch ihre Erfahrungen und lokalen Kontakte ein eindrucksvolles Bild der aktuellen Lage vermitteln.

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Anfangs stellten sie die geographische und politische Situation Syriens vor und erläuterten, welche Gebiete von welchen Akteuren kontrolliert werden. Anschließend beschrieben sie, wie in Nord- und Ostsyrien in den letzten dreizehn Jahren eine basisdemokratische und frauenbefreiungs-orientierte Selbstverwaltung aufgebaut wurde – trotz konstanter militärischer Angriffe.

Wie die Referentinnen anhand eindrucksvoller Bilder zeigten, ist die Region seit Jahren Angriffen des sogenannten „Islamischen Staates“ und der Türkei ausgesetzt; in jüngster Zeit kommt auch die Miliz HTS mit Unterstützung der syrischen Übergangsregierung hinzu.

Besonders Augenmerk legten die Referentinnen in diesem Kontext auch auf die gezielten Morde an Frauen. Zu den Opfern gehörten einfache Arbeiterinnen, aber auch Aktivistinnen wie Sorxwîn Rojhilat, die sich für Kriegsversehrte eingesetzt hatte, oder die Journalistin Cîhan Bilgîn.

Durch ihre persönlichen Eindrücke ergänzten die Referentinnen die politische Analyse um anschauliche Beispiele aus dem Alltag. So berichteten sie, dass die Frauenbewegung in Nord- und Ostsyrien bei Fällen von Gewalt gegen Frauen Gerichtsverfahren begleitet und sogar ein Veto gegen Urteile einlegen kann, wenn diese nicht den Gesetzen und Frauenprinzipien entsprechen.

Im Anschluss an den Input gab es Raum für Fragen, beispielsweise über Delegationen der Selbstverwaltung zu Machthaber Al Jolani oder die beruflichen Perspektiven von Frauen in der Selbstverwaltung.

Bevor der gelungene Abend mit einem Buffet ausklang, setzten die Teilnehmenden noch ein starkes Zeichen der Solidarität: Gemeinsam nahmen sie ein Video auf, das ein Beitrag für eine internationale Kampagne von Kongra Star, dem Dachverband der Frauenorganisationen in Nord- und Ostsyrien, ist. Die Kampagne ruft Menschen weltweit – insbesondere Frauen – dazu auf, sich für ein dezentrales und demokratisches Syrien starkzumachen, in dem Frauen eine zentrale, führende Rolle spielen.