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Ravensburg

Ministerpräsident predigt im Gottesdienst

Bild: Seelsorgeeinheit Mitte

Christen sollten den Sonntag als Tag des Gebetes und Gottesdienstbesuches pflegen, damit der Sonntagsschutz nicht weiter ausgehöhlt wird. Diesen Appell äußerte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei einer Predigt im Rahmen eines überkonfessionellen Gottesdienstes am vergangenen Sonntag (28. April) in Ravensburg. Er sprach zum Thema „Europa – eine noch christliche geprägte Gemeinschaft?“ beim sogenannten „Auszeit“-Gottesdienst der katholischen Gemeinschaft Immanuel Ravensburg.

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Vor den mehr als 200 Besuchern bezeichnete er den Sonntag als ein „Geschenk der Gläubigen an die ganze Gesellschaft“. Im Grundgesetz sei festgeschrieben, „dass der Sonntag als Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt bleibt“. Dies könne aber nur gewahrt werden, wenn zumindest ein Kern von engagierten Christen den Sonntag auch als Ausdruck ihres Glaubens begehen.

Der katholische Christ Kretschmann verwies in seiner Predigt darauf, dass Europa nach wie vor von einem reichen christlichen Erbe geprägt sei. So habe das Christentum und allen voran die Klöster die europäische Kultur, Wissenschaft und Bildung hervorgebracht. Tragende Säulen der europäischen Gemeinschaft beruhten auf christlichen Werten, wie Freiheit, Gerechtigkeit, Religionsfreiheit, Toleranz, Menschenrechte. Biblische Bilder wie den „barmherzigen Samariter“ verstünden alle, auch wenn sie selber keine Christen seien. „Europa ist zutiefst drucktränkt und imprägniert von christlichen Überzeugungen“, stellte der Politiker fest.

Auftrag der Christen sei, in Europa wie „ein Sauerteig“ zu wirken, zog Kretschmann ein biblisches Symbol heran. Von daher sei er den Christen insgesamt sehr dankbar für ihr vielfältiges Engagement in der Gesellschaft. So hätte Deutschland die „Flüchtlingskrise“ ohne die vielen auch christlich geprägten Initiativen nicht bewältigen können. Die Fremden verdienten unsere Hilfe. Das Glaubenszeugnis der Christen im ethischen Handeln verleihe der Gesellschaft „eine gute soziale Temperatur“. Dies werde insgesamt durch ein großartiges ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement deutlich: „Dies hält die Gesellschaft zusammen.“

Wer das christliche Abendland retten wolle, müsse seine Vielfalt retten und dürfe nicht Volksgruppen ausgrenzen oder sich abschotten. Jede Form von Nationalismus sei beunruhigend. Kretschmann: „Vom Individualismus zum Egoismus ist es nur ein kleiner Schritt.“

Der Ministerpräsident stellte sich nach seiner Predigt auch den schriftlich gestellten Fragen der Besucher. Was für ihn der Sinn des Lebens sei, wollte jemand wissen. – Das lasse sich nicht auf einen Aspekt begrenzen, für ihn sei es, „das zu tun, wozu Gott mich berufen hat“, im Dienst an der Gemeinschaft arbeiten, die politische Leidenschaft auszuüben. Es gebe aber vieles, was seinem Leben Sinn gebe.

Der katholische Christ nahm auch dankend das Segensgebet von Gemeinschaftsmitgliedern für seinen Dienst an. Er blieb im Anschluss an den anderthalbstündigen Gottesdienst noch einige Zeit, um mit Besuchern ins Gespräch zu kommen. – Der monatlich angebotene Auszeit-Gottesdienst der Gemeinschaft Immanuel richtet sich an Besucher, die spirituelle Angebote außerhalb traditioneller Formen suchen. Zu seinen Elementen zählen die Predigt zu einem ausgewählten Thema, moderne geistliche Lieder mit der Immanuel Lobpreiswerkstatt sowie Comedy mit dem Duo „Thilo & Bernd“.

 

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