„Konjunkturprobleme und Transformationsprozesse in der Wirtschaft haben 2024 auch am Arbeitsmarkt am Bodensee und in Oberschwaben ihre Spuren hinterlassen“, bilanziert Mathias Auch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg. Das zeigte sich an einer nachlassenden Arbeitskräftenachfrage, an einer deutlich ansteigenden Arbeitslosigkeit und einer erhöhten Nachfrage nach Kurzarbeit. Die Beschäftigung ist im vergangenen Jahr zwar weiter angestiegen, aber nur noch sehr leicht. Auch mit Blick auf das gerade begonnene Jahr sieht der Agenturchef keine Entspannung am Arbeitsmarkt. Dennoch: „Gemessen daran, dass der Arbeitsmarkt seit Corona von einer Unsicherheit in die nächste schlittert, stand er 2024 immer noch vergleichsweise robust da“, resümiert Mathias Auch.
Trotz steigender Arbeitslosigkeit klagen nicht wenige Betriebe weiterhin über Fachkräfteengpässe, denn viele Menschen, die sich in den vergangenen Monaten arbeitslos meldeten, haben oftmals keine oder nicht die richtigen Qualifizierungen, um in den Betrieben Fuß zu fassen, die nach Fachkräften suchen. „Verlierer in der aktuellen Arbeitsmarktlage sind vor allem gering qualifizierte Menschen. Eine gute Ausbildung und stetige Weiterbildungsbereitschaft sind nach wie vor die beste Versicherung am Arbeitsmarkt“, erklärt der Agenturchef.
Arbeitslosigkeit
Im Agenturbezirk Konstanz-Ravensburg waren im Jahresdurchschnitt 16.232 Menschen ohne Arbeit, 7.446 Frauen und 8.786 Männer. Nach Rechtskreisen gegliedert gehörten 7.524 zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) und 8.708 zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung).
Gegenüber 2023 waren 1.617 oder 11,1 Prozent Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Im Rechtskreis SGB III waren es 1.027 oder 15,8 Prozent mehr zum Vorjahr und im Rechtskreis SGB II 589 oder 7,3 Prozent.
Im Jahresdurchschnitt waren 4.290 Menschen länger als zwölf Monate arbeitslos gemeldet, sie gelten somit als Langzeitarbeitslose. Das sind 11,1 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. „Der Agenturbezirk Konstanz-Ravensburg hatte 2024 erfreulicherweise erneut die zweitniedrigste Quote unter den 19 Agenturbezirken in Baden-Württemberg“, erklärt Mathias Auch.
„Perspektivisch müssen in unserer Region alle Register zur Fachkräftesicherung gezogen werden. Dazu gehört eine hohe Bereitschaft von Unternehmen in Qualifizierung zu investieren, gerade auch in Zeiten, wenn es mal nicht rund läuft, ebenso wie die Weiterbildungsbereitschaft von Arbeitnehmern und Arbeitslosen“, sagt Mathias Auch. Arbeitsagentur und Jobcenter werden das auch 2025 maßgeblich finanziell unterstützen.
Beschäftigung
333.156 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zum Stichtag 30. Juni 2024 bedeuteten einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Prozent auf einen neuen Höchstwert. „Noch nie waren am Bodensee und in Oberschwaben so viele Menschen in Beschäftigung, jedoch hat sich das Wachstum im Vergleich zu den Vorjahren verlangsamt“, analysiert Mathias Auch und ergänzt: „Während die Beschäftigung insgesamt noch leicht wuchs, sank sie in großen Teilen des Verarbeitenden Gewerbes, also im Wesentlichen in der Industrie, in der Zeitarbeit und im Baugewerbe.“
Arbeitskräftenachfrage
Im gesamten Agenturgebiet waren im Jahresdurchschnitt 2024 6.619 Stellen unbesetzt, knapp 4,6 Prozent weniger als 2023. Auch die Stellenzugänge, die ein noch besserer Indikator für die aktuelle Einstellungsbereitschaft der Betriebe sind, gingen zurück. Insgesamt wurden 2024 bei der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg 15.746 Stellen gemeldet, 10,4% weniger als 2023. Das war der geringste Wert seit 2009, dem Jahr der Finanzkrise.
Kurzarbeit
Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit hat im Jahresverlauf kontinuierlich auf moderatem Niveau zugenommen. Betroffen waren von der Kurzarbeit vor allem der Maschinen- und Werkzeugbau, Zulieferer für den Fahrzeugbau, die Elektroindustrie und Teile der Baubranche. Im August 2024 waren im Agenturbezirk nach vorläufig hochgerechneten Daten 3.500 Personen in Kurzarbeit. Das entsprach ca. 1,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Zum Vergleich: Bundesweit lag die Quote im August 2024 bei 0,5 Prozent.
Nach Landkreisen ergibt sich folgendes Bild:
Landkreis Ravensburg
5.030 Arbeitslose (2.265 Frauen, 2.765 Männer), plus 426 zum Vorjahr
Arbeitslosenquote 2024: 3,0 Prozent (plus 0,2 Prozentpunkte)
Bodenseekreis
4.426 Arbeitslose (2.132 Frauen, 2.294 Männer), plus 468 zum Vorjahr
Arbeitslosenquote 2024: 3,5 Prozent (plus 0,3 Prozentpunkte)
Landkreis Konstanz
6.776 Arbeitslose (2.777 Frauen, 3.048 Männer), plus 723 zum Vorjahr
Arbeitslosenquote 2024: 4,1 Prozent (plus 0,4 Prozentpunkte)
Damit war der Landkreis Ravensburg der Landkreis mit der dritt niedrigsten Arbeitslosenquote in Baden-Württemberg, hinter den Kreisen Biberach und Alb-Donau und gleichauf mit dem Landkreis Emmendingen.