Im Abwasser steckt mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist: Es birgt Wärme, die zum umweltfreundlichen Heizen genutzt werden kann. Dieses Potenzial wollen die Technische Werke Schussental GmbH & Co. KG (TWS) künftig für die klimaneutrale Wärmeversorgung in Ravensburg-Weißenau einsetzen. Gemeinsam mit dem ZfP Südwürttemberg hat die TWS eine Absichtserklärung, einen sogenannten Letter of Intent (LOI), unterzeichnet. Ziel ist es, Wärme aus dem Abwasserkanal der Stadt Ravensburg energetisch zu erschließen und über ein Wärmenetz an das ZfP sowie weitere Gebäude in Weißenau zu liefern.
Die Vereinbarung ist ein weiterer Schritt, um die Wärmeversorgung in Ravensburg konsequent auf erneuerbare Quellen umzustellen. Grundlage des Projekts sind Messungen aus dem Frühjahr, bei denen die TWS in Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Tiefbauämter und der Stadtentwässerungen das Wärmepotenzial in den Abwasserkanälen von Ravensburg und Weingarten untersucht hatte. Die Ergebnisse zeigten, dass Abwasser selbst in kalten Monaten eine höhere Durchschnittstemperatur als die Außenluft hat – eine ideale Voraussetzung für den effizienten Betrieb von Wärmepumpen. Bei dem Projekt in Weißenau handelt es sich konkret um einen großen Abwassersammler, der sich aufgrund des ermittelten Abwärmepotenzials und der Kanalgröße sehr gut für die Abwärmenutzung eignet.
Nächster Schritt: Machbarkeitsstudie und Ausbauplanung
„Dem Abwasser kann mit speziellen Wärmetauschern, die in die Kanalstruktur integriert werden, ein Teil der Wärme entzogen und mit Hilfe von Großwärmepumpen auf die Temperatur angehoben werden, die man für die Wärmeversorgung braucht“, sagt Jannis Schey, Projektmanager Wärmeversorgung der TWS und ergänzt: „Wir wollen diese klimaneutrale Energiequelle nutzen, um die Wärmewende im Schussental weiter voranzubringen.“ Im nächsten Schritt erstellt die TWS im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze eine Machbarkeitsstudie. Sie soll klären, wie das künftige Wärmenetz und die Wärmeerzeugung aussehen kann.
Das ZfP Südwürttemberg hat bereits ein eigenes Konzept erstellt, und Möglichkeiten analysiert, wie der Standort künftig nachhaltiger mit Wärme versorgt werden kann. „Die Kooperation mit der TWS bietet eine vielversprechende Perspektive für eine gemeinsame, klimafreundliche Lösung“, sagt Martin Buchecker, Abteilungsleiter Technik beim ZfP. Die TWS will die Nutzung der Abwasserwärme perspektivisch auf weitere Großabnehmende ausweiten.
Die Untersuchung potenzieller klimaneutraler Wärmequellen ist eingebettet in den Kommunalen Wärmeplan der Stadt Ravensburg. Dessen Ziel ist es, die Wärmeversorgung bis 2040 klimaneutral zu gestalten. Die Integration der Abwasserwärme in bestehende und neue Wärmenetze ist dabei ein wichtiger Baustein. Wenn alles nach Plan läuft, könnte ab Ende 2027 Wärme aus Abwasser in Weißenau fließen.


