Die Technische Werke Schussental GmbH & Co. KG (TWS) und ihre Netztochter TWS Netz GmbH haben im Geschäftsjahr 2024 gemeinsam 33 Millionen Euro in die ganzheitliche Energiewende investiert, 3 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Schwerpunkte waren der Ausbau und die Modernisierung der Verteilnetze sowie die Erweiterung des Fernwärmenetzes. 75,7 Millionen Kilowattstunden Ökostrom hat die TWS 2024 selbst erzeugt – genug, um alle Tarifkundinnen und -kunden bilanziell zu versorgen. Bei den Stromkunden verzeichnete das Unternehmen einen Zuwachs von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das hat das Unternehmen jetzt mit weiteren Kennzahlen zum abgeschlossenen Geschäftsjahr bekannt gegeben.
Die hohen Investitionen waren möglich durch eine weitsichtige Planung und Reinvestition von Gewinnen der Anteilseigner sowie die finanzielle Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern am Unternehmen in Form von Genussrechten. Im Berichtsjahr hat die TWS bereits zum vierten Mal Genussrechte ausgegeben, diesmal in Höhe von 15 Millionen Euro. Durch die breite Aufstellung der TWS hat sie im abgeschlossenen Geschäftsjahr 7,6 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet.
„Mit Blick auf die politischen Unwägbarkeiten und das herausfordernde Markt- und Wettbewerberumfeld sind wir von einem leicht rückläufigen Ergebnis ausgegangen“, erklärt Dr. Andreas Thiel-Böhm, Geschäftsführer der TWS und fügt an: „Aber wir haben das Vorjahresergebnis fast erreicht und liegen sogar über Plan. Dieses Ergebnis ist ein Beleg für unsere Widerstandskraft.“ An die Gesellschafter – die Städte Ravensburg und Weingarten sowie die EnBW – schüttet die TWS abhängig von ihren Gesellschafteranteilen insgesamt rund 5 Millionen Euro aus.
Investitionsschwerpunkte sind Netzausbau und Wärme
Für das Gelingen der Energiewende investierte insbesondere die TWS Netz im abgeschlossenen Geschäftsjahr massiv in die Netzinfrastruktur – von Strom-, Wasser- und Fernwärmeleitungen bis hin zu intelligenten Energiemanagementsystemen – über 30 Prozent mehr als im Vorjahr. „Nur mit einer leistungsfähigen Leitungsinfrastruktur und intelligenter Steuerungstechnik sichern wir Versorgungssicherheit und Effizienz“, sagt Helmut Hertle, Geschäftsführer der TWS Netz.
Um auch digital bestens für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein, investiert die TWS erhebliche Mittel in die Digitalisierung und Sicherheitsstandards. So errichtet die TWS Netz am Hauptsitz einen Erweiterungsbau, der eine neue Leitstelle und ein neues Rechenzentrum mit höchsten Ansprüchen für Sicherheit in der Informationstechnik beherbergen wird. „Der beschleunigte Ausbau der Netz- und Ladeinfrastruktur sowie der erneuerbaren Energien hat für uns weiterhin oberste Priorität“, sagt Helmut Hertle und resümiert: „Wir setzen uns dafür ein, dass die Energieversorgung sicher bleibt, klimaschonend wird und bezahlbar ist.“
Bürgerinnen und Bürger wirken mit und profitieren
Die Ausgabe von Genussrechten am Unternehmen trägt maßgeblich dazu bei, die enormen Investitionen in den Umbau der Energieversorgung zu finanzieren. Hierfür hat die TWS im vergangenen Jahr die mittlerweile vierte Ausgabe in Höhe von 15 Millionen Euro vorgenommen. Genussrechte sind eine bewährte Form von Kapitalanlagen, über die sich Bürgerinnen und Bürger an der TWS beteiligen konnten. Die Anlegerinnen und Anleger tragen damit aktiv zum Klimaschutz und zur Energiewende bei und profitieren von ihr in Form von Zinsen.
„Wir haben uns über das anhaltend große Interesse der Bürgerinnen und Bürger gefreut, sich durch ihre finanzielle Beteiligung für die Energiewende stark zu machen und sie direkt mitzugestalten“, sagt Andreas Thiel-Böhm. 1.235 Zeichnerinnen und Zeichner finanzieren bei der TWS mit ihrem Kapital den Umbau zu einer klimaneutralen Energieversorgung mit. Über alle vier Tranchen von Genussrechten hinweg hat die TWS seit 2013 Kapital in Höhe von 41 Millionen Euro eingenommen. Darüber hinaus haben sich 122 TWS-Mitarbeitende über Genussrechte in Höhe von insgesamt 4,3 Millionen Euro am Unternehmen beteiligt.
TWS baut eigene Stromerzeugung aus
Mit über 67 Millionen Euro Gesamtinvestitionsaufwand im vergangenen Jahrzehnt zählt die Stromgewinnung aus erneuerbaren Quellen zu den größten Zukunftsprojekten der TWS. Inzwischen betreibt die TWS sieben eigene Windparks mit 18 Windkraftanlagen, zwei Freiflächen-Photovoltaikanlagen und eine Vielzahl an Dach-Photovoltaikanlagen. Außerdem ist das Unternehmen an Windparkprojekten an Land und auf See beteiligt. Zwei Biomethan-Blockheizkraftwerke und eine Wasserkraftanlage runden das Portfolio ab.
Weitere Windenergieprojekte befinden sich bei der TWS in Umsetzung: Der Windpark im Röschenwald entsteht derzeit in TWS-Beteiligung, außerdem realisiert das Unternehmen Anlagen in Lonsee und im westfälischen Krombach. „Unser Ziel ist es, sukzessive unabhängiger von Energieimporten zu werden und damit auch für die Wirtschaft Versorgungssicherheit und mehr Planbarkeit bei den Preisen bieten zu können, vom dringend gebotenen Klimaschutz ganz abgesehen“, sagt Andreas Thiel-Böhm. Das sei angesichts der instabilen politischen Weltgemengelage ein immer wichtiger werdender Aspekt für die innere Stabilität. Energieunternehmen hätten hierfür eine Mitverantwortung, betont er.
Ausreichend Ökostrom für alle Tarifkunden erzeugt
Im Geschäftsjahr 2024 hat die TWS in ihren eigenen Anlagen insgesamt 75,7 Millionen Kilowattstunden Strom aus Sonnen- und Windenergie erzeugt, 16,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Grund hierfür waren das geringere Naturangebot an Sonne und Wind sowie der zeitweise Stillstand einer Windkraftanlage in Mose und der Ausfall einer größeren PV-Aufdachanlage. Doch selbst die geringere erzeugte Strommenge reichte aus, um alle Tarifkunden des Unternehmens bilanziell mit eigenem Ökostrom zu versorgen.
Kundenzahlen wachsen
Auch vertriebsseitig zieht die TWS eine positive Bilanz: Am Ende des Geschäftsjahrs 2024 zählte sie 3,4 Prozent mehr Stromkundinnen und -kunden als im Vorjahr; die Anzahl an Gaskundinnen und -kunden ging leicht zurück. „Das Vertrauen, das die Menschen unserem Unternehmen entgegenbringen, zeigt, dass sie die Offenheit, Transparenz und Fairness der TWS sehen und schätzen“, sagt TWS-Geschäftsführer Andreas Thiel-Böhm. „Das spornt uns weiter an, unsere Kundinnen und Kunden mit Leistungen und auf sie zugeschnittenen Dienstleistungen zu überzeugen.“
Ausbau der Fernwärme kommt voran
Die TWS hat den Ausbau der Fernwärme auch im Geschäftsjahr 2024 weiter vorangetrieben: Das Fernwärmenetz wuchs um mehr als 20 Prozent auf insgesamt 36,5 Kilometer. Damit erreichte die TWS den bislang höchsten Zubau innerhalb eines Jahres. „Fernwärme ist ein ganz zentraler Baustein der Wärmewende. Sie macht uns alle unabhängiger von fossilen Energieträgern und trägt zum Schutz des Klimas bei. Wir setzen mit der zügigen Erweiterung des Netzes die kommunalen Wärmeplanungen von Ravensburg und Weingarten um“, sagt Andreas Thiel-Böhm und ergänzt: „Indem wir jetzt entschlossen handeln, tragen wir dazu bei, dass Baden-Württemberg bis 2040 klimaneutral sein kann.“
Für den Ausbau des Wärmenetzes in der Ravensburger Altstadt hat die TWS im vergangenen Geschäftsjahr 4,5 Millionen Euro für den Rohrleitungsbau und die Heizzentralen investiert. Auch in der Weststadt, für das Quartier Lumper Höhe und in Schmalegg, hat das Energieunternehmen die Wärmenetze ausgebaut. Im Huberesch hat die TWS die Heizzentrale erneuert und in Schmalegg eine neue errichtet.
Nachfrage nach TWS-Dienstleistungen steigt
Die Nachfrage nach Dienstleistungen der TWS ist im Berichtsjahr weiter gestiegen: Die zentrale Beschaffungsstelle bei der TWS kauft Energie zentral für mehrere Kommunen ein, um Kosten zu sparen und Abläufe zu bündeln. Sie versorgt nun mit 30 Gemeinden nahezu den gesamten Landkreis mit Gas und Strom zu stabilen Preisen. Außerdem haben mittlerweile sechs Kommunen das Energieunternehmen mit der Betriebsführung ihrer Wasserversorgung beauftragt. Auch die Ravensburger Verkehrs- und Versorgungsbetriebe sowie die Stadtwerke Weingarten unterstützt die TWS mit Dienstleistungen.
„Unsere Gesellschafterinnen, die Städte Ravensburg und Weingarten, sowie weitere Kommunen aus der Region setzen auf unser Know-how“, erklärt Helmut Hertle. „Die Aufgaben, zum Beispiel bei der Wasserversorgung, werden immer komplexer und erfordern erfahrenes Fachpersonal, das am Markt knapp ist. Hier können wir unterstützen.“
Systematisch hat die TWS 2024 auch ihr Portfolio an Energielösungen weiterentwickelt. In dieser Sparte bündelt das Unternehmen Produkte wie Energiedach, Mieterstrom und Heizkostenabrechnung. Die Anzahl der Liegenschaften, für die die Heizkostenabrechnung durchgeführt wird, konnte beispielsweise weiter von 60 auf 89 gesteigert werden. Auch Mieterstromlösungen finden mehr und mehr Nachfrage.
Öffentliches Laden und E-Carsharing legt zu
Die positive Bilanz bestätigt das Engagement der TWS für nachhaltige Mobilität: Im Jahr 2024 registrierte die TWS rund 29.000 Ladevorgänge. Damit haben E-Mobilisten insgesamt fast 500.000 Kilowattstunden twsÖkostrom geladen – rund 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Bereich der Ladeinfrastruktur verstärkte die TWS ihr Engagement und unterstützte die Wohnungswirtschaft, Gewerbe und Industrie bei deren Planung und Umsetzung.
Die integrierte Mobilitätsplattform twsMobil und die Mobilitätslösungen der TWS haben sich im Jahr 2024 weiter gut entwickelt. Insbesondere das im Jahr 2021 eingeführte Produkt twsEcarsharing war sehr erfolgreich: Die Anzahl der Buchungen stieg um 14 Prozent.
Für die Zukunft personell gut gerüstet
„Wir wissen: Um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern, brauchen wir mehr und kompetentes Fachpersonal. Die Weichen dafür haben wir gestellt“, sagt Helmut Hertle. Um einem Fachkräftemangel vorzubeugen, hat die TWS bereits in der Vergangenheit wichtige Maßnahmen ergriffen, etwa die eigene Ausbildung in der AZS Ausbildungszentrum Schussental GmbH. Zum anderen bereitet sie gezielt den anstehenden Generationenwechsel vor. In den nächsten 15 Jahren gehen rund 30 Prozent der Belegschaft in den Ruhestand – und bereits jetzt werden intern geeignete Personen auf diese Aufgaben vorbereitet, unter anderem durch Weiterbildung. „Im Zuge des Personalwachstums in den letzten Jahren ist unser Altersdurchschnitt auf 42 Jahre gesunken“, sagt Helmut Hertle.