In den Bussen der Stadtbuslinien Ravensburg helfen künftig spezielle Sensoren an den Türen, die Effektivität im ÖPNV zu steigern. Möglich macht dies ein Automatisches Fahrgast Zähl System, für das die Ravensburger Verkehrs- und Versorgungsbetriebe (RVV) gemeinsam mit „bodo“ und den Partner Verkehrsunternehmen auch einen Bundeszuschuss erhalten haben.
Das Bestreben, im Rahmen der Verkehrswende möglichst viele Menschen in die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu bewegen, hat viele Herausforderungen mit sich gebracht – vor allem für die kommunalen Betreiber. Denn der ÖPNV ist ein klassisches Zuschussgeschäft, das mit der Einführung Deutschland-Tickets noch kostspieliger wurde. Was vielen Bürger und Nutzern des ÖPNV nicht klar war: Bislang konnte aufgrund fehlender Daten nicht belastbar ermittelt werden, auf welcher Strecke und um welche Uhrzeit wie viele Fahrgäste ein- und aussteigen. Das machte es schwer, Fahrzeuge wirklich nach Bedarf einzuplanen. Plastisch erklärt: Ein fast leerer Gelenkbus ist genauso suboptimal, wie ein unerträglich voller Solo-Bus.
Am heutigen Dienstag, 5. November, haben die RVV und beteiligten Partner das sogenannte AFZS vorgestellt. Rund 1 Million Euro wurde hierfür investiert, davon kamen 607.000 aus dem Programm des Bundes „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“. Auch wenn die letztliche Datenverarbeitung und Auswertung komplex ist, klingt das Prinzip einfach. An 25 Solo- und 16 Gelenkbussen wurden in den vergangenen Monaten Bewegungssensoren angebracht, die den Zustieg und Ausstieg von Fahrgästen registrieren. Es folgende weitere Fahrzeuge, die aufgrund ihrer verbleibenden Nutzungsdauer nicht mehr umgerüstet wurden. Sie werden in Bälde durch E-Busse ersetzt und stehen denn ebenfalls mit dem AFZS zur Verfügung.
Künftig kann also in Echtzeit erhoben werden, zu welchen Zeiten und Strecken ein Fahrzeug in welchem Maße ausgelastet ist. Aus diesen konkreten Daten können Buslinien effektiver geplant und betrieben werden. Sollten sich nach Prüfungszeiträumen ergeben, dass Buslinien oder Fahrzeuge zu gewissen Zeiten fast leer fahren, könnte auch alternativ angeboten werden, zum Beispiel durch den inzwischen gut angenommenen On-Demand Bus „Mobi“. Auf der früheren Linie 9 vom Bahnhof zum Ummenwinkel wird dies beispielsweise schon großem Erfolg gehandhabt.
Bürgermeister Dirk Bastin berichtete, dass nicht wenige Kommunen vermeintlich nicht ausgelastete Angebote im ÖPNV aus Kostengründen einfach nur ausgedünnt hätten. „Genau das wollen wir ja nicht. Denn wir sollen bis 2030 die Fahrgastzahlen im ÖPVN verdoppeln“, betonte Bastin. Das AFZS ist also ein wichtiger Schritt, den ÖPNV für den Fahrgast attraktiver und die Betreiber kosteneffizienter zu machen. Auch der Fahrgast hat direkt etwas davon. Künftig wird in den digitalen Fahrplänen mit Symbolen darauf hingewiesen, ob ein Fahrzeug „Gering, Mittelmäßig oder Hoch“ ausgelastet ist. Ein Fahrgast kann somit entscheiden, ob er eventuell nicht einen Bus später nimmt.
Parallel zu den Sensoren an den Bustüren gibt es in den Fahrzeugen im zusätzlich auch Videokameras. Sie sollen das Sicherheitsempfinden der Fahrgäste steigern, denn leider bleiben Vorfälle unter Fahrgästen oder Angriffe auf Fahrer auch in der hiesigen Region nicht aus. Die Fahrgäste werden mit Tafeln auf die Nutzung der Videokameras hingewiesen, die Aufzeichnungen befinden sich auch in einem geschlossenen und nichtöffentlichen System und werden nach 72 Stunden automatisch gelöscht. Kommt es zu einem Vorfall, kann der Busfahrer eine Not-Taste drücken, dann stünden die Daten 180 Stunden für die eventuelle Sichtung bei der Ermittlung einer Straftat den Behörden zu Verfügung.
Wie Jenny Jungnitz, Geschäftsleiterin Verkehr der RVV im Rahmen eines Pressegesprächs ergänzte, bietet das AFZS auch eine wichtige Grundlage für ein prägendes Projekt, das am 1. Januar 2027 an den Start gehen wird. „Die Stadtbuslinien der Städte Ravensburg und Weingarten sowie Baindt und Baienfurt werden dann als Verkehrsbetreibe Schussental, kurz VBS, betrieben.“