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Schritt für Schritt findet das EK zurück zur Normalität

Schritt für Schritt kehrt das St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg zum Normalbetrieb zurück. Über 400 Patienten, deren planbare Operationen oder Behandlungen verschoben werden mussten, stehen auf den Wartelisten der einzelnen Kliniken. Erste Nachholtermine sind bereits vergeben. Das EK bleibt derweil jederzeit bereit, um im Falle wieder steigender Infektionszahlen auch wieder mehr an Covid-19 Erkrankte aufnehmen zu können.

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Genauso wie für das Umschalten in den Krisenmodus gibt es auch jetzt für dem Weg zurück keine Blaupause. Wieder ist es eine Herausforderung, die es so für Kliniken so noch nicht gegeben hat. Bis zu 105 Betten waren am EK auf dem Höhepunkt der Corona-Vorkehrungen aus dem Betrieb genommen worden. Die Intensivkapazitäten dadurch ausgeweitet werden. Die Ambulanzen waren auf nur noch zwei Drittel ihrer sonstigen Patientenzahlen reduziert worden. Sämtliche Ärzte wurden in die Behandlung von Covid-19-Patienten eingewiesen und die einzelnen Kliniken mussten Mediziner für deren Betreuung abstellen. Die Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie zum Beispiel stellte drei Assistenzärzte.

Seit vergangener Woche haben die Ambulanzen ihren Betrieb wieder hochgefahren. Die Einbestellintervalle wurden vergrößert, so dass sich möglichst wenige Patienten in den Wartebereichen treffen. Dort sind die einzuhaltenden Abstände auch auf den Sitzmöbeln deutlich markiert. „Sicherheit für Patienten und Beschäftigte“ steht als Überschrift über allem, was im EK geschieht.

Auf der Station A 32 werden in der kommenden Woche wieder ganz normal die Patienten liegen. Dort sind auch wieder Angebote für Wahlleistungspatienten möglich. Dann werden es noch 70 Betten sein, die auf den Stationen A 52 und A 51 noch nicht wieder in Betrieb sind. Der für Covid-19-Patienten frei gehaltene Isolierbereich ist wieder auf die Station 21 reduziert. Die Kapazitäten der Intensivstationen sind wieder für den normalen Krankenhausbetrieb ausgelegt und halten noch weitere Betten für Covid-19-Patienten vor. Darüber hinaus zusätzlich aufgestellte Beatmungsgeräte werden technisch inBereitschaft gehalten, um die Zahl an Intensivplätzen kurzfristig wieder ausweiten zu können.

Über mehrere Wochen hinweg konnten auch im EK planbare Behandlungen nur dann erfolgen, wenn sie medizinisch dringlich waren.  Insgesamt 418 Patienten haben sich in die Wartelisten aufnehmen lassen, davon allein 130 in der Frauenklinik. Andere Patienten wollten sich bei Entspannung der Lage wieder melden, wofür nun die Zeit gekommen ist. 66 Patienten haben bereits Nachholtermine im EK bekommen.

Insbesondere die Chefärzte der chirurgischen Fächer verweisen darauf, dass von einem Normalzustand noch längst keine Rede sein kann. Noch fehlen Betten, noch fehlen OP-Kapazitäten, berichtet etwa Prof. Dr. Ekkehard Jehle, Chefarzt der Allgemein- und Visceralchirurgie. Auf der Warteliste seiner Klinik stehen 46 Namen. Patienten, die jetzt ihre Diagnosen erhalten, in allen Fällen auch schnell zu operieren, sei deshalb nicht immer möglich. In den letzten Wochen seien nur dingliche Patienten mit Tumorerkrankungen oder Schmerzen operiert worden. Dazu die Notfälle. Solche habe es sehr viele gegeben. Trotz Corona-Einschränkungen hätten die Chirurgen sehr viel zu tun gehabt.

Ähnlich die Neurochirurgen um Chefarzt Dr. Gerhard Staimer. Schädel-Hirn-Verletzungen, Hirnblutungen oder Tumoren wurden durchgehend  versorgt. Patienten mit degenerativ veränderter Wirbelsäule, deren  Beschwerden schon länger bestehen, aber kein neurologisches Defizit aufweisen, wurden verschoben. 35 Patienten mussten insgesamt „vertröstet“ werden. Vorstellungen in der Ambulanz und Kontrolluntersuchungen sind nun nahezu wieder in normalem Umfang möglich. Sobald Pflegebetten, OP-Kapazitäten und Intensivbetten für die erste Phase nach der OP wieder ausreichend verfügbar sind, werden insbesondere Wirbelsäulenpatienten mit längerer Vorgeschichte ihrer Krankheit und zusätzlichen Begleiterkrankungen Termine bekommen.

Akute Gefäßverschlüsse, eingerissene Hauptschlagadern oder nicht mehr funktionierende Dialysezugänge hat die Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie stets versorgt. „Welche Operationen verschoben werden können und wie lange, ist nur im Einzelfall zu beantworten“, sagt Chefarzt Dr. Dominik Jost. Verschoben wurden 150 ambulante Patienten sowie 35 Eingriffe. Viele Patienten hätten unter Schutzmaßnahmen einbestellt werden mussten, um festzustellen, ob eine Verschiebung möglich ist. In vielen Fällen sei dies nicht durch einen Telefonanruf zu erledigen gewesen.

Zwei bis sechs Wochen beträgt momentan die Wartezeit für planbare Patienten in der Kardiologie, schildert Chefarzt Prof. Dr. Florian Seeger den Stand in seiner Klinik. Notfälle wie Herzinfarkte, kardiale Dekompensationen, Herzrhythmusstörungen, dringende Herzschrittmacher und Intensivtherapien wurden die gesamte Zeit über versorgt. Nun kommen wieder nicht zeitkritische Herzkatheter, Vorhofflimmerablationen, Vorhofverschlüsse und PFO-Verschlüsse hinzu.

Auf längere Wartezeiten auf dem Weg zurück in die Normalität stellt auch Prof. Dr. Florian Jentzmik, Chefarzt der Klinik für Urologie, seine Patienten derzeit ein. Aktuell dauert es fünf Wochen bis zu einem regulären OP-Termin für planbare Behandlungen. Krebsoperationen und Krebsdiagnostik haben die Urologen neben der Notfallversorgung auch in der Einschränkungsphase fortgeführt. Nun finden wieder alle Operationen statt und in der Sprechstunde werden alle Patienten behandelt.

Dass die Krise noch nicht vorbei ist, zeigen die unverändert geltenden Vorsichtregeln in den OSK-Häusern. Mund-Nasen-Tücher sind Pflicht. Das Desinfizieren der Hände und das Einhalten der Abstandsregeln versteht sich von selbst.

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