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Ravensburg

Niederschwellige Drogenhilfe in der „Insel“

Bild: ZfP

Der Kontaktladen „die Insel“ feiert ein Jahr Wiedereröffnung. Mit dem Kontaktladen und Streetwork bietet das ZfP Südwürttemberg ganzjährig sowohl niederschwellige als auch aufsuchende Hilfe für Abhängige illegaler Drogen an.

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Bundesweit forderte der Drogenkonsum im vergangenen Jahr 1276 Todesopfer. In Baden-Württemberg war die Zahl zuletzt rückläufig: Waren es 2017 noch 160, starben im letzten Jahr 121 Menschen. Am 21. Juli wird ihrer am Nationalen Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige gedacht.  Für die Überlebenssicherung, Beratung und Behandlung Drogenabhängiger existieren in Ravensburg  umfangreiche Angebote. Niederschwellige Hilfen für erwachsene Abhängige illegaler Drogen bietet der Kontaktladen „die Insel“ in der Ravensburger Innenstadt. Unter der Trägerschaft der Suchthilfe gGmbH bestand der Kontaktladen seit 1996. Als es nach 20-jähriger erfolgreicher Arbeit schließlich zur Auflösung der gGmbH kam, übernahm vor einem Jahr das ZfP Südwürttemberg die alleinige Trägerschaft und zählt mittlerweile durchschnittlich 14 Besuchende pro Öffnungstag.

Hier bekommen die Betroffenen konkrete Überlebenshilfe und werden dabei unterstützt, sich sowohl gesundheitlich als auch sozial zu stabilisieren.  Günstiges Essen, Möglichkeiten zum Duschen oder Wäschewaschen, eine Kleiderkammer oder einfach nur ein warmer Ort zum Ausruhen – Angebote, die Abhängigen oftmals nicht selbstverständlich zur Verfügung stehen. Die beiden Sozialarbeiter Tobias Hertenstein und Patrick Seifert hören zu, helfen in der Krise oder unterstützen beim Umgang mit Behörden wie der Arbeitsagentur oder dem Sozialamt. Der Kontaktladen kooperiert überdies mit weiteren sozialen Einrichtungen in der Stadt: Sei es der Württemberger Hof für Wohnungslose, die Psychosoziale Beratungsstelle der Caritas oder die Anode für betreute Wohnformen, um nur einige zu nennen.

Streetwork
Der Kontaktladen und die Streetworkerin Jessica Burk pflegen eine enge Zusammenarbeit. Sie ist seit vielen Jahren für das ZfP Südwürttemberg in Ravensburg aufsuchend tätig und besucht die Szenetreffpunkte wie den Bahnhof, den nördlichen Marienplatz oder den alten Stadtfriedhof. Dabei geht die Streetworkerin aktiv auf Menschen zu und bietet Hilfe an, verweist unter anderem an den Kontaktladen oder andere Hilfeangebote, unterstützt Betroffene aber auch bei Behördengängen oder Arztbesuchen. Um Abhängigen eine andere Perspektive als die Drogenszene aufzuzeigen, gehören auch Besuche zu Hause oder im Gefängnis dazu.

Sie kennt die Betroffenen und weiß um die Veränderungen in der Szene. Auch sie beobachtet, dass der Konsum sogenannter „Kräutermischungen“ stark zugenommen hat. Was harmlos klingt, zählt durchaus zu den harten Drogen. Die synthetischen Cannabinoide sind in ihrer Wirkung deutlich stärker als Cannabis und können schnell zu lebensbedrohlichen Komplikationen, psychischen Erkrankungen und Abhängigkeit führen. Gleichzeitig sind sie verhältnismäßig günstig und einfach zu beschaffen.

Akzeptierende und wertschätzende HaltungB
etroffenen, die den Kontaktladen aufsuchen, geht es oftmals sowohl körperlich als auch psychisch schlecht. Viele kommen aus zerrütteten Familienverhältnissen, haben keinen Schulabschluss und keine Arbeit. Die meisten haben viel Erfahrung mit verschiedenen illegalen Substanzen gesammelt und mehrere gescheiterte Entzugsversuche hinter sich. „Trotzdem steht ihnen unsere Tür immer offen“, betonen Seifert und Hertenstein. Eine wertschätzende und akzeptierende Haltung gegenüber den Drogenabhängigen ist die Grundlage ihrer Arbeit. Nicht anders verhält es sich bei Streetworkerin Jessica Burk. Durch sie haben einige Betroffene wieder in den Kontaktladen gefunden, nachdem dieser knapp über ein Jahr nur im Notbetrieb zur Verfügung stand. Niederschwellige Hilfen wie die „Insel“ oder Streetwork knüpfen ihr Angebot an keinerlei Bedingungen und zeigen den Betroffenen nach Möglichkeit Wege aus der Krise.

Sommerspaziergang zu sozialen Einrichtungen in Ravensburg (u.a. auch zum Kontaktladen), veranstaltet von der Diakonie Ravensburg,  6. August, ab 16 Uhr, Treffpunkt Haus der Diakonie

Kontaktladen „die Insel“, Rosmarinstr. 7, 88212 Ravensburg; Öffnungszeiten Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils von 13 bis 17 Uhr

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