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Ravensburg

„Nicht so schnell aufgeben“

Sitzen vor der Ravensburger Brauhausvilla (v. li.): Britta Behn, Claudia Peter, Claudia Jakob, Daniel Cohen mit Mitarbeiterin Ulrike Koch. Das Bild entstand vor Einführung der Maskenpflicht. Bild: Stiftung Liebenau

Das Coronavirus hat auch das Leben von Menschen mit Behinderungen auf den Kopf gestellt. Arbeiten geht nicht, Freizeitangebote sind ausgesetzt, Besuche in Wohngruppen nicht gestattet. Auch wenn sich schrittweise die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen wieder öffnen, fehlen für viele betreuten Menschen derzeit noch die gewohnten Strukturen im Alltag. Für manche wird dies zur Herausforderung, die auch mit Verunsicherung und Anspannung verbunden sein kann. Trotzdem reagieren viele sehr flexibel und passen sich mit Hilfe von Fachkräften an die neue Situation an. Und die ersten Lockerungen der Beschränkungen lassen sie hoffen.

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Es ist Vormittag. Die Sitzecke vor der Brauhausvilla in Ravensburg liegt noch im kühlen Schatten. Zum Gespräch haben sich Mitarbeiterin Ulrike Koch sowie Bewohnerinnen und Bewohner in zwei Zweiergruppen versammelt, mit genügend Abstand und den vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen. Alle wirken entspannt. „Mir geht es gut“, sagt Claudia Jakob. Auch Daniel Cohen sagt das über sich. Aber ein bisschen traurig ist er doch. „Ich bin normalerweise viel unterwegs mit Bus und Bahn“, sagt er. Dann fahre er in die Schweiz, nach Österreich, Frankreich, Italien.

Wie Claudia Jakob gehen er und die anderen Bewohner gerne spazieren, natürlich nur allein oder zu zweit. Lieblingsziele sind das nahe Hirschgehege und St. Christina. Claudia Jakob macht auch gerne „Rätsel, wo man was gewinnen kann.“ Sie vermisse vor allem ihre Mutter, bei der sie sonst jedes zweite Wochenende verbringt. Derzeit telefoniert sie täglich mit ihr. Das Team bietet technische Möglichkeiten an, wo immer es geht – vom Handytelefonat bis zum Video-Chat. Britta Behn nutzt die Zeit, um mit Mathe „ihren Kopf auf Vordermann zu bringen.“ Sie spielt gerne Gitarre, hört viel Musik, fährt Fahrrad.  Ihre Arbeit vermisst sie, aber sie meint: „Wir Menschen sollten alle zusammenhalten. Man sollte nicht so schnell aufgeben.“

„Die Menschen hier sind sehr selbstständig“, erklärt Ulrike Koch. Das Team gibt Impulse und führt intensivere persönliche Gespräche mit den Bewohnern als sonst. Da auch der Förderbereich KuBiQu in der Ravensburger Parkstraße seit Mitte März geschlossen ist, kommt KuBiQu-Leiterin Sabrina Kunter mehrmals pro Woche in die Brauhausvilla. Dann wird gemeinsam gebacken, Schokolade gemacht oder Bananen-Shakes zubereitet. Aber auch Seifen wurden schon gemeinsam hergestellt.

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