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Hoffnungsträger Industrie

Bild: Kim Enderle

„Die Ergebnisse der Umfrage sind deutlich: Der erneute Lockdown bremst die wirtschaftliche Erholung merklich aus. Die betroffenen Branchen werden schmerzlich zurückgeworfen. Im Herbst gab es über alle Branchen hinweg einen Erholungstrend, der zu Jahresbeginn nun wieder gestoppt beziehungsweise ins Gegenteil verkehrt wurde“, so Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK). Wenig überraschend sind die schlechten Rückmeldungen, die seitens der Gastronomie und von Teilen des Einzelhandels kommen (siehe auch Hintergrundbericht und Grafik „Blick in die Branchen“). „Teile der Wirtschaft sind existenziell angewiesen auf die finanziellen Hilfen des Staates und dass diese schnell und unbürokratisch ankommen. Wenn die Infektionszahlen weiter sinken, hoffen wir jetzt auf klare Perspektiven einer geordneten Öffnungsstrategie und die Möglichkeit, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer wieder ihrem Geschäft nachgehen können. Die Wirtschaft braucht einen Re-Start“, so Buck.

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Insgesamt zeigt sich die Geschäftslage in der Region stabil. Dennoch gibt es laut IHK-Umfrage aufgrund des Lockdowns wieder mehr Unternehmen, die ihre Geschäftslage als schlecht einschätzen, das sind mit 28 Prozent vier Prozentpunkte mehr als im Vergleich zum Herbst. Gut sieben von zehn Unternehmen sehen sich in einer guten oder zumindest befriedigenden Geschäftslage. Zwar hätten laut IHK die Umsätze in allen Branchen zusammengenommen nicht weiter nachgelassen, würden jedoch auch keine Dynamik aufweisen.

Die ganze Hoffnung kommt derzeit aus der Industrie: „Hier ist ein Aufwärtstrend zu spüren: Denn insbesondere die Industrie ist es, die mit einem deutlichen Plus bei den Auftragseingängen und optimistischeren Exporteinschätzungen ein positives Signal sendet. Für die Industrie geht der Erholungskurs vom Herbst zunächst weiter“, freut sich Martin Buck über den Lichtblick. Die Lage scheint sich zu stabilisieren. So wurde der Brexit mit einem Freihandelsabkommen abgeschlossen, das den Schrecken eines No-Deals abgewendet hat. Es ermöglicht zumindest einen zollfreien Warenaustausch, wenngleich die Handelsbeziehungen für unsere Mitgliedsunternehmen deutlich schwieriger und teurer geworden sind. Und auch die Aussicht auf mehr Stabilität in den transatlantischen Handelsbeziehungen mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden hilft der regionalen Wirtschaft. Hoffnung mache auch das Investitionsabkommen zwischen der EU und China (CAI), denn der chinesische Markt bleibt die große Stütze des Exports.

Dementsprechend gehen in der aktuellen IHK-Umfrage die Erwartungen der regionalen Unternehmen nach oben: Knapp drei von zehn Betrieben rechnen mit wieder besseren Geschäften, fast die Hälfte meint, das aktuelle Niveau verändere sich zunächst nicht, ein Viertel zeigt sich jedoch skeptisch.

Das Ranking der Geschäftsrisiken verschiebt sich zum Jahresbeginn: Immer noch über drei Viertel der Unternehmen sehen die Pandemie als Geschäftsrisiko Nummer 1. Die Inlandsnachfrage belegt unverändert Platz 2. Die Auslandsnachfrage ist aber nicht mehr ganz vorne mit dabei, dafür rückt der Fachkräftemangel wieder vor, gefolgt vom Risiko der Arbeitskosten.

Hinsichtlich der Beschäftigungsplanung geben die IHK-Umfrageergebnisse keinen Hinweis zur Entwarnung. Vielmehr bleibt die Situation nahezu unverändert: Nur jedes achte Unternehmen sucht zusätzliches Personal, immer noch gut ein Viertel befürchtet, Personal reduzieren zu müssen. „Das gute und wichtige Instrument der Kurzarbeit hält unseren Arbeitsmarkt weiterhin zusammen. Kann sich die Wirtschaft weiter erholen und kommt es zu einer Öffnungsstrategie, die den besonders betroffenen Branchen eine klare Perspektive gibt, dann wird sich auch der Arbeitsmarkt in der Region wieder normalisieren können“, so die Einschätzung des IHK-Präsidenten.

Bewegung ist laut IHK dagegen in die Investitionspläne der Betriebe gekommen: Jedes fünfte Unternehmen plant steigende Investitionen (acht Prozentpunkte mehr als im Herbst), vier von zehn behalten ihr Investitionsniveau bei, ein starkes Drittel plant keine oder rückläufige Investitionen. Hauptmotiv der Investitionen ist neben dem Ersatzbedarf die Digitalisierung. „Deutschland braucht eine noch viel größere Modernisierungsleistung in Sachen Digitalisierung und der dazu notwendigen Infrastruktur. Gerade in und nach dieser Krise muss die Politik hier dringend liefern, um die Investitionslust der Unternehmen neu anzustoßen“, appelliert der IHK-Präsident abschließend.

 

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