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Hilfen beim Einstieg in die Pflegeberufe

Die Gesundheitsakademie Bodensee-Oberschwaben ist Träger eines von landesweit zwölf Projekten im Programm „Assistierte Ausbildung für Berufe der Pflegehilfe und Alltagsbetreuung“. Ziel ist es, jungen Menschen mit individuell unterschiedlichem Förderbedarf den Einstieg in die Pflegeberufe zu ermöglichen. Die Akademie erhält dafür über den Europäischen Sozialfonds eine Förderung von 200 000 Euro.

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„Dass es in einer alternden Gesellschaft mehr Pflegebedarf geben wird ist ebenso bekannt, deshalb ist Fachkräftegewinnung und Heranführung an den Pflegeberuf eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe“, sagt Christine Brock-Gerhardt, die Leiterin der in Weingarten beheimateten Gesundheitsakademie. Um ein größeres Potenzial an Pflegefach- und Pflegehilfskräften zu erschließen, muss es auch neuen Personengruppen ermöglicht werden, diese Berufe zu ergreifen. „Im Blick haben wir junge Menschen unter 25 Jahren, die bisher unterschiedlichste Hürden für einen Einstieg sehen und sich deshalb nicht beworben haben“, erläutert Brock-Gerhardt.

Viele Einrichtungen zögern, junge Menschen mit z. B. Sprachförderbedarf, schwierigen Lebenslagen oder auch nur ohne rechtzeitig beschaffte Unterlagen als Auszubildende einzustellen. „Assistierte Ausbildung“ bedeutet, dass die Auszubildenden in der einjährigen Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegehilfe an der Gesundheitsakademie künftig dann bei Bedarf die Hilfe bekommen, die sie benötigen. Für zwölf derartige Projekte ist im Land ein Programm aufgelegt worden, in das seit diesem Herbst insgesamt 3,75 Millionen Euro fließen –  3,2 Millionen aus dem Europäischen Sozialfonds und 550 000 Euro vom Land Baden-Württemberg. Auch die Gesundheitsakademie Bodensee-Oberschwaben hat erfolgreich einen Förderantrag gestellt und erhält 200 000 Euro.

„Wir konnten gute Argumente für uns ins Feld führen“, sagt Brock-Gerhardt. Zum einen stehen für die praktische Ausbildung die Häuser der beiden Gesellschafter der Akademie, der Oberschwabenklinik gGmbH und der Klinikum Friedrichshafen GmbH mit Tettnang, bereit. Stationsleitungen und Praxisanleiter der Krankenhäuser werden künftig intensiv auf die Auszubildenden aus dem Programm vorbereitet. Die Teilnahme an dem Programm steht auch anderen Krankenhäusern offen.

Des Weiteren verfügt die Akademie aus dem Kurs zum Wiedereinstieg von Pflegekräften nach der Familienphase bereits über Erfahrungen mit einem ESF-Projekt. Nicht zuletzt war die Akademie in den letzten eineinhalb Jahren auch Modellschule für die Entwicklung eines Mustercurriculums „Kommunikative Kompetenz“ in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen zur Hinführung auf die Generalistische Pflegeausbildung ab 2020. Auch dabei ging es u.a. darum, Lernende entsprechend ihrem persönlichen Bedarf mit neuen Lehr- und Lernmethoden gezielt zu fördern.

Die Unterstützungen für die jungen Auszubildenden sind vielfältig und individuell. In jedem einzelnen Fall wird der Bedarf systematisch erfasst. Lernberatung und Lernbegleitung sind ständige Teile des Programms. Sprachförderung und Coaching am Arbeitsplatz sind weitere konkrete Angebote. Im Klassenverband gibt es kollegiale Beratungsangebote, fachsprachlichen Unterricht im Team mit speziell ausgebildeten Sprachlehrern sowie Kommunikationsteile, um Vorurteile zu bearbeiten oder berufliche Identität zu entwickeln.

Auch Maßnahmen zum sozialen Umfeld sind im Angebot. Dazu gehören Hilfen bei der Verbesserung der Wohnsituation, Hilfen bei der Suche für Kinderbetreuung für Alleinerziehende oder Unterstützung bei Behördengängen wie zum Beispiel der Anerkennung von Schulabschlüssen oder der Beantragung einer Arbeitserlaubnis. Neben den bisherigen Bewerbern können so auch Alleinerziehende oder Menschen mit Migrationshintergrund in das Assistenzprogramm aufgenommen werden.

„Wie notwendig ein künftig breit angelegtes Programm ist, zeigte schon unser erster Kurs 2017“, sagt Christine Brock-Gerhardt. Die damals 14 Auszubildenden kamen aus zehn Nationen. Unter ihnen waren Geflüchtete oder Menschen mit Migrationshintergrund genauso wie Alleinerziehende. Die Gruppe aus unterschiedlichen Kulturen, hatte unterschiedliche Schulsysteme erlebt und brachte unterschiedliche sprachliche Kompetenzen mit. Ein gemeinsames Verständnis für Kommunikation, Umgang miteinander und Lernen musste in der der Klasse erst geschaffen werden.

„Wichtig ist, dass den jungen Menschen der Sprung in die Ausbildung überhaupt gelingt“, betont Brock-Gerhardt. Deshalb setzt das Programm bereits bei der Suche nach einer Ausbildungsstätte mit einem Überblick über die Pflege- und die Betreuungsberufe sowie einem Bewerbertraining an. Wer es geschafft und die Ausbildung zur Pflegehilfe mit der entsprechenden Qualifikation durchlaufen hat, dem steht anschließend auch der Weg in die dreijährige generalistische Pflegeausbildung offen.

„An der Gesundheitsakademie Bodensee-Oberschwaben sind wir offen für neue Ansätze, um Fachkräftegewinnung zu unterstützen“, betont Brock-Gerhardt. Deshalb habe sich das Akademieteam auch sofort für die Assistierte Ausbildung interessiert und beworben.

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