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Strecke Aulendorf-Kißlegg soll elektrifiziert und ausgebaut werden

Bild: Archiv

Der Kreistag hat am 4. Dezember beschlossen, dass die Bahn und das Land gemeinsam mit finanzieller Unterstützung von Kreis und Kommunen einen Ausbau und eine Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Aulendorf und Kißlegg planen sollen. Eine Machbarkeitsstudie schlägt eine Variante vor, die zusätzliche Verkehre ermöglicht, realistisch zu finanzieren ist und Aussicht auf eine Förderung über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) hat, das eine Mischfinanzierung von Bund, Land und kommunaler Seite vorsieht.

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Demnach sollen die Elektrifizierung und der Ausbau der Strecke Aulendorf – Kißlegg laut der Grobschätzung der Machbarkeitsstudie insgesamt etwas über 100 Mio. Euro kosten, wovon die Region ca. 7,8 Mio. € für die Planung und den Bau des Projektes aufbringen müsste (alle Zahlen Preisstand 2023). Der Landkreis Ravensburg hat sich bereit erklärt, die Hälfte der regional zu tragenden Kosten und Risiken zu übernehmen, sofern die Gemeinden die andere Hälfte übernehmen. Dafür erhält die Region u.a. zusätzlich zur bisherigen stündlichen Regionalbahnverbindung von Aulendorf nach Kißlegg mit Weiterführung nach Leutkirch oder Wangen eine weitere stündliche Regionalbahnverbindung ohne Umstieg von Friedrichshafen über Aulendorf bis Bad Waldsee. Der einheitliche Einsatz von Elektrotriebzügen in der Region durch die Elektrifizierung erlaubt betriebliche Flexibilität und ermöglicht einen stabileren Betrieb. Der geplante Infrastrukturausbau ist die einzige Möglichkeit, das Zugangebot verlässlich und attraktiv zu gestalten.

Den heute angebotenen Fahrplan zwischen dem Allgäu und Schussental sowie Bodensee verlässlich anzubieten, ist aufgrund der stark ausgelasteten und zwischen Aulendorf und Kißlegg veralteten Infrastruktur eine Herausforderung. Verspätungen und verpasste

Anschlüsse von der Regionalbahn von Aulendorf nach Kißlegg auf den Regionalexpress von und in Richtung Memmingen-München sind häufig. Eine Verlängerung der Umsteigezeit in Kißlegg und mehr Pünktlichkeit machen Anschlussverbindungen erst wirklich verlässlich nutzbar. Auch der Entfall eines Umstiegs in Aulendorf in Richtung Ravensburg-Friedrichshafen macht das Angebot attraktiver und zuverlässiger. Durch die Elektrifizierungsmaßnahme kann sichergestellt werden, dass die strukturellen Nachteile behoben werden und perspektivisch auch regionale und überregionale Verkehre auf die Strecke geholt werden können. So können neue Fahrgäste gewonnen und der Fortbestand der Strecke dauerhaft gesichert werden.

„Der Beschluss zum Einstieg in die Planung zur Elektrifizierung und den Ausbau der Strecke Aulendorf – Kißlegg ist ein bedeutender Schritt hin zu einem Bahnangebot, das Allgäu und Schussenbecken zuverlässig und attraktiv verbindet“, betont Landrat Harald Sievers, der auch Vorsitzender des Interessenverbandes bodo-Ringzug ist. “Wie bei Bahnprojekten üblich, ist ein langer Atem gefragt. Aber Land, Bahn und Kreis stehen hinter dem Bahnausbau. Bis die ersten Elektrozüge rollen wird es aber wohl noch ca. 15 Jahre dauern.“

„Der Abschluss der Machbarkeitsstudie zum bodo-Ringzug und die Einigung auf eine Vorzugsvariante sind eine gute Grundlage für die nächsten Schritte. Damit können wir in die nächsten Stufen der Verhandlungen gehen. Aufgrund der Vielzahl der Projekte im Land müssen wir jedoch den Fokus behalten. Der bodo-Ringzug steht in Konkurrenz zu anderen Großprojekten wie dem Ausbau und der Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn und der Brenzbahn bei den finanziellen Mitteln und den Planungsressourcen der Deutschen Bahn. Das gehört zur Wahrheit dazu“, sagt Verkehrsminister Winfried Hermann. „Der bodo-Ringzug ist nicht das einzige Projekt, das um Landesmittel und vor allem Bundesmittel sowie um die Planungsressourcen der Deutschen Bahn konkurriert. Ausreichend Regionalisierungsmittel des Bundes im System Schiene insgesamt sind die Grundlage, dass das Land hier auch mitfinanzieren kann. Wir werden uns als Land hier intensiv für die Region einsetzen, weil der bodo-Ringzug zu den langfristigen Planungen des Landes für einen attraktiveren Zugverkehr im Raum Oberschwaben-Bodensee gehört. Wir wollen den regionalen Bahnverkehr im Südosten von Baden-Württemberg deutlich verbessern und mit den bestehenden Angeboten auf den angrenzenden Strecken wie der Bodenseegürtelbahn oder der Südbahn verknüpfen.“

„Alle Gemeinden an der Strecke, aber auch Wangen, Ravensburg und Leutkirch, werden von der Elektrifizierung, dem Ausbau und der Erweiterung des Zugangebotes auf lange Sicht profitieren“, sagt Bürgermeister Dieter Krattenmacher, stellvertretender Vorsitzender des Interessenverbandes. „Pünktlichkeit und verlässliche Anschlüsse zur Süd- und Allgäubahn sind essenziell für die Attraktivität der Strecke. Die hälftige Kostenteilung mit dem Landkreis ist ein fairer Vorschlag, um die gemeinsamen Kosten für die Region zu stemmen.“

„Durch eine Stärkung der Infrastruktur und Elektrifizierung der Strecke Aulendorf-Kißlegg wird die Strecke als wichtige Verbindungsachse zwischen der Südbahn (Stuttgart-Ulm-Friedrichshafen) und der Allgäubahn (Lindau-München) deutlich aufgewertet“, sagt Wolfgang Heine, Verbandsdirektor und Geschäftsführer des Interessenverbandes. „Die Förderbedingungen des GVFG sind so gut wie nie, daher ist es jetzt der richtige Augenblick, das Projekt auf die Schiene zu bringen und ein weiteres Dieselloch in unserer Region zu schließen“. „Mit diesem frühzeitigen und kraftvollen Beschluss können der Kreistag und die Gemeinderäte zeigen, wie wichtig der Region das Projekt ist“, so Heine abschließend.

HINTERGRUND
Am 22.02.2022 haben die Landkreise Ravensburg, Lindau und Bodenseekreis sowie Städte und Gemeinden, die an der Bahnstrecke Leutkirch – Aulendorf – Ravensburg – Friedrichshafen – Lindau liegen, den Interessenverband bodo-Ringzug gegründet. Weitere Mitglieder sind die Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben und der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben. Der Vorstand des Interessenverbandes bodo-Ringzug besteht aus dem Landrat des Landkreises Ravensburg (Harald Sievers) als Vorsitzenden sowie seinen beiden Stellvertretern Luca Prayon (Landrat Bodenseekreis) und Dieter Krattenmacher (Bürgermeister Kißlegg). Die Geschäftsführung liegt beim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben.