Der Holzmarkt, der den Marienplatz nach Norden begrenzt, wird derzeit umfassend umgestaltet. Aus dem bislang schlichten, gepflasterten Platz entsteht eine klimaresiliente Stadtoase – kühl, schattig und besser geschützt vor Starkregen. Damit setzt die Stadt ein Konzept um, das der Gemeinderat bereits 2023 beschlossen hat: den Holzmarkt nach dem Schwammstadt-Prinzip neu zu gestalten.
Damals verabschiedete das Gremium die Entwürfe des Landschaftsarchitekturbüros 365° freiraum + umwelt – verbunden mit dem Ziel, die Aufenthaltsqualität zu steigern und Raum für kleinere Veranstaltungen, Marktstände oder Konzerte zu schaffen. Zentrales Element der Neugestaltung ist ein Baumhain mit zehn neu gepflanzten, klimaresilienten Bäumen verschiedener Arten, ergänzt durch die bestehende Sommerlinde. Rundbänke sorgen künftig für schattige Sitzplätze.
Wie stark Bäume durch die Verdunstung großer Wassermengen kühlen können, zeigt unter anderem die „Fachplanung Hitzeminderung 2020“ der Stadt Zürich: Demnach lassen Stadtbäume die gefühlte Temperatur an Hitzetagen um bis zu 8,7 Grad Celsius sinken. Offen gestaltete Baumscheiben verstärken diesen Effekt und sorgen für ein angenehm temperiertes Mikroklima.
Herzstück des Projekts ist ein unterirdisches Speichersystem aus einem hohlraumreichen Mineralgemisch. Es fasst rund 50 Kubikmeter Regenwasser, das über Dachflächen und Platzabläufe gesammelt und in Filterschächten auf Badewasserqualität gereinigt wird. Geschlitzte Leitungen führen das Wasser in den Schwamm, ein Notüberlauf leitet Überschüsse kontrolliert in die Kanalisation. Ist der Speicher geleert, kann er Starkregenereignisse bis zu einem 50-jährigen Regenereignis abpuffern – ein wichtiger Beitrag zur Entlastung von Kanalisation und Kläranlage. So lassen sich Unwetterschäden und Folgekosten verringern.
Die Bäume profitieren vom großen Wurzelraum und der kontinuierlichen Feuchtigkeitsversorgung. Sie können bis zu einen Monat ohne zusätzliche Bewässerung auskommen – ein entscheidender Vorteil in langen Trockenphasen in der dicht bebauten Altstadt. Auch die Unterhaltskosten werden so langfristig reduziert.
Der historische Brunnentrog wird saniert und mit einem spielerischen Wasserelement ergänzt. Neue Sitzmöglichkeiten vor Gastronomie und Bäckerei sowie zusätzliche Fahrradstellplätze sollen den Platz zusätzlich beleben.
Die Bauarbeiten laufen bereits, nachdem zunächst Leitungen für Fernwärme, Breitband, Gas, Wasser und Strom verlegt wurden. Archäologische Untersuchungen begleiten das Projekt – im Altstadtgebiet üblich, aber potenziell zeitverlängernd. Insgesamt rechnet die Stadt mit rund 18 Monaten Bauzeit.
Für die Neugestaltung sind rund 1,75 Millionen Euro geplant. Die Stadt erhält dafür Fördermittel aus mehreren Programmen in Höhe von knapp 40 Prozent der Kosten, darunter dem KfW-Programm „Natürlicher Klimaschutz in Kommunen“.
Mit Baumhain, Schwammspeicher und offener Gestaltung wird der Holzmarkt zu einem Modellprojekt für Ravensburg – und zu einem Ort, der sowohl Hitze wie auch Starkregen trotzt und zum Verweilen einlädt.


