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Friedrich-Schiedel-Literaturpreis 2025 an Prof. Dr. Ewald Frie verliehen

Bild: Stadt Bad Wurzach

BAD WURZACH – Für sein vielbeachtetes Werk „Ein Hof und elf Geschwister – Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben“ ist der Historiker Prof. Dr. Ewald Frie am heutigen 28. September mit dem Friedrich-Schiedel-Literaturpreis 2025 ausgezeichnet worden. Im festlich geschmückten Kursaal der Stadt Bad Wurzach überreichte Bürgermeisterin Alexandra Scherer dem sichtlich gerührten Preisträger die Urkunde und ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Stadtkapelle Bad Wurzach unter Leitung von Petra Springer.

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Das prämierte Werk schildert anhand der eigenen Familiengeschichte den tiefgreifenden Wandel der bäuerlichen Lebenswelt im Münsterland der Nachkriegszeit – ein Thema, das weit über den lokalen Kontext hinausreicht. Die elf Geschwister, von denen sieben eigens zur Preisverleihung angereist waren, stehen exemplarisch für eine Epoche im Übergang zwischen Tradition und Moderne, zwischen Handarbeit und Mechanisierung, zwischen Herkunft und Aufbruch.

Die Jury unter Vorsitz von Dietrich von Buttlar würdigte das Werk als „kenntnisreich und wortgewandt, dabei durchaus lakonisch, aber nie larmoyant“. Frie kombiniere eigene Erinnerungen mit den Erzählungen seiner Geschwister und mit historischen Quellen. So entstehe ein vielschichtiges Bild einer untergegangenen Welt, das Leserinnen und Leser „zum Nachdenken anregt, ohne dass auf Lesegenuss verzichtet werden muss“.

In einer eindrucksvollen und persönlich gefärbten Laudatio betonte Dr. Johan Schloemann, Redakteur der Süddeutschen Zeitung, die zeitlose Bedeutung des Buches. Es sensibilisiere für blinde Flecken in der eigenen Erinnerung und werfe zugleich Schlaglichter auf aktuelle gesellschaftliche Debatten – etwa über Landwirtschaft, Ökologie und soziale Werte. Besonders beeindruckt zeigte sich Schloemann von Fries Hinweis auf Astrid Lindgrens „Michel aus Lönneberga“ als literarische Referenz zur Lebenswelt der Knechte und Mägde vergangener Zeiten.

In seiner Dankesrede schlug der 1962 geborene Ewald Frie den Bogen von der bäuerlichen Welt seiner Kindheit bis ins 19. Jahrhundert und von dort zur Gegenwart. Am Beispiel einer verarmten Witwe im Münsterland um 1840 reflektierte er über Fürsorge, Verantwortung und staatliches Handeln damals wie heute. Mit Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart formulierte Frie den Appell: „Wir können versuchen, den Wandel so zu gestalten, dass das uns Wichtige den Wandel erträgt und verwandelt übersteht.“

Mit der Aufnahme ins Goldene Buch der Stadt Bad Wurzach fand die feierliche Verleihung ihren würdigen Abschluss. Bürgermeisterin Alexandra Scherer zeigte sich stolz, mit dem Friedrich-Schiedel-Literaturpreis ein literarisches wie historisches Format von bundesweiter Strahlkraft in Bad Wurzach beheimaten zu dürfen.

Mit Prof. Dr. Ewald Frie reiht sich der 22. Preisträger in eine prominente Liste früherer Ausgezeichneter ein – darunter Persönlichkeiten wie Golo Mann, Helmut Schmidt, Martin Walser oder Monika Czernin. Der seit 1983 vergebene Friedrich-Schiedel-Literaturpreis ist in Deutschland einzigartig: Er verbindet historische Forschung mit literarischer Qualität – ganz im Sinne seines Stifters Friedrich Schiedel.